72 Wohnungen am Kreuzberg: Planung für autofreies Quartier – Kritik an großer Tiefgarage

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Quartier am Kreuzberg: Die im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellte Studie sieht sieben Gebäude mit insgesamt 72 Wohnungen vor. © Architekturbüro bzb

Der Stadtentwicklungsausschuss diskutierte über das Grundstück im Südosten des Kreuzbergs. Soll dort ein neues Quartier mit sieben Gebäuden, 72 Wohnungen und einer Tiefgarage entstehen?

Miesbach – Grüne Wiese bleibt die Fläche wohl nicht. Aber wie soll das Grundstück im Südosten des Kreuzbergs in Miesbach bebaut werden? Einen Vorschlag hat der Stadtentwicklungsausschuss vergangene Woche diskutiert: Pläne des Grundeigentümers. Das Gremium zeigte sich nicht vollends überzeugt.

Am Ende war es aber nur Michael Lechner (FL), der gegen die Bebauung stimmte. „Das ist der Inbegriff einer schönen Wiese“, sagte Lechner. Dort zu bauen, hält er „für einen fundamentalen Fehler“. Allerdings gibt es diese Überlegungen schon länger, damit beschäftigte sich auch das Gremium nicht zum ersten Mal.

Die Fläche – zwischen Anger und Kreuzberg westlich der Bahnlinie – lag früher im Landschaftsschutzgebiet. Im Zuge der Neuausweisung soll sie herausgenommen werden. Zuletzt hatte die Max von Bredow Baukultur GmbH (Klosteranger Weyarn, Winklbauer Höfe Holzkirchen) ein Konzept vorgelegt. Dafür gab es laut Bürgermeister Gerhard Braunmiller aber „keinen Konsens mit dem Eigentümer“.

Debatte um Bebauung am Kreuzberg: Sieben Gebäude statt schöner Wiese

Der hat daraufhin selbst eine Planung beauftragt, die kürzlich dem Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt wurde. Werner Zeitler (bzb Architekten aus München) präsentierte die Entwürfe für ein Quartier mit sieben Gebäuden. Sie sind jeweils mit Erdgeschoss, erstem Ober- und Dachgeschoss geplant, insgesamt 72 Wohnungen.

Da das Ensemble – sowohl der Waldstreifen im Osten als auch die Allee-Bäume im Westen sollen bestehen bleiben – autofrei geplant wird, ist eine große Tiefgarage mit insgesamt 140 Stellplätzen vorgesehen. Hinzu kommen an der Straße Kreuzberg lediglich vier Stellplätze für Besucher. Anders angeordnet wären laut Zeitler zehn denkbar.

Zu wenig, wie Markus Baumgartner (CSU) findet. Er lobte zwar die Kubatur der Gebäude als „gefällig“, doch Handwerker, Paketzusteller und Co. bräuchten Möglichkeiten, zu halten und zu parken. „Die haben auch mal etwas Schwereres schleppen“, sagte Baumgartner. Zudem sei die Tiefgarage ein großer Kostenfaktor, 4 bis 5 Millionen, schätzte Baumgartner und riet: „Verbuddelt mir nicht so viel Geld.“

Tiefgarage droht mit 4–5 Millionen Euro zu hohen Ausgaben

Die Verantwortlichen würden gerne kleiner planen, doch wegen des Schlüssels der Stadt – zwei Stellplätze je Wohnung – sei die Tiefgarage in der Größe nötig. Die Einfahrt ist vom Anger geplant, aufgrund der Topografie ist dort „ein Einfahren fast ohne Rampe möglich“, erklärte Architekt Zeitler. Jedes Gebäude soll über einen eigenen Aufzug zu erreichen sein.

Wesentlicher Faktor für die Entwicklung des Projekts ist für Bürgermeister Gerhard Braunmiller die „sozialgerechte Bodennutzung“. Wie dies integriert werden könnte, diskutierte das Gremium später nicht-öffentlich. Paul Fertl stimmte Braunmiller zu, wollte aber den Fokus auf „unsere Bürger in Miesbach legen“.

Bedarf sieht er für ein Einheimischenmodell und Mehrgenerationenwohnen. „Die Frage ist, ob das mit dem Konzept möglich ist“, sagte er. Auch seine Fraktionskollegin Inge Jooß hofft auf eine Bauweise, „dass es finanziell attraktiv bleibt für ganz normale Familien“.

Konflikt um Konsens und zukünftiges Nutzungskonzept

Astrid Güldner (Grüne) sieht Bedarf an hochwertigem und barrierefreiem Wohnraum. Sie zeigte sich angetan von der Quartiersstruktur, obwohl sie die Bebauung „sehr dicht“ findet. „Es wird wichtig zu schauen, dass da viel Gemeinschaft entsteht“, sagte die Vize-Bürgermeisterin und regte etwa gemeinsame Werkstatt- und Partyräume an.

„Das ist momentan eine Studie“, sagte Ludwig Pöttinger (Pöttinger Immobiliengruppe). „Die Vorstellungen der Stadt zu berücksichtigen ist eine Selbstverständlichkeit.“ Ihm sei wichtig, „Einvernehmen herzustellen“, betonte er.

Wie es konkret weitergeht, steht noch nicht fest. Der Stadtentwicklungsausschuss möchte aber in Abstimmung mit den Vorhabensträgern an dem Konzept weiterarbeiten. Ebenfalls in dem gegen die Stimme von Michael Lechner gefassten Beschluss ist festgehalten, eine sozialgerechte Bodennutzung zu integrieren.

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