Chinas Export-Hammer trifft deutsche Unternehmen: „Weckruf für Deutschland“

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Im Handelskrieg mit den USA packt China ein starkes Druckmittel gegen Trump aus. Das hat auch für Deutschland Folgen. Weitere Sorgen bleiben.

Berlin – Die Folgen von Chinas Exportkontrollen werden spürbarer: Die Preise für seltene Erden sind gestiegen. Die Preise für die 17 unter dem Oberbegriff zusammengefassten Metalle stiegen im Mai 2025 auf Dollarbasis insgesamt um acht Prozent, wie die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) in ihrem monatlichen Rohstoffpreisindex ermittelt hat. China hatte als Reaktion auf Donald Trumps massive Zölle Exportbeschränkungen eingeführt, sodass eine Ausführung nur unter strengen Genehmigungen möglich ist.

Chinas Präsident Xi Jinping
Im Handelskrieg mit den USA packt China ein starkes Druckmittel gegen Trump aus. Das hat auch Folgen für Deutschland. © Yan Yan/imago

Seltene Erden werden nach Chinas Exportkontrollen teurer

Konkret betrifft die Verteuerung vor allem drei Metalle: Laut vbw-Index sind die Preise für Terbium (Steigerung um fast 19 Prozent), Gadolinium (um knapp 17 Prozent) und Samarium (um über 15 Prozent) besonders gestiegen. „Mitverantwortlich für diese Entwicklung ist der Handelskonflikt zwischen den USA und China, infolgedessen die chinesische Regierung Exportkontrollen für viele wichtige seltene Erden und Magnete eingeführt hat“, sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Seltene Erden

Die Liste der 17 seltenen Erden besteht aus einer Gruppe von chemischen Elementen. Zu ihnen gehören: Lanthan (La), Cer (Ce), Praseodym (Pr), Neodym (Nd), Promethium (Pm), Samarium (Sm), Europium (Eu), Gadolinium (Gd), Terbium (Tb), Dysprosium (Dy), Holmium (Ho), Erbium (Er), Thulium (Tm), Ytterbium (Yb), Lutetium (Lu), Scandium (Sc) und Yttrium.

Die Metalle sind für die Herstellung elektronischer Bauteile und von Magneten in der Elektronik-, Auto- und Rüstungsindustrie von Bedeutung. In der Volksrepublik werden nach unterschiedlichen Schätzungen an die zwei Drittel der Seltenen Erden abgebaut und 90 Prozent für die industrielle Verwendung aufgearbeitet. 

Abhängigkeit von China bei Seltenen Erden – Warnung an Deutschland

Chinas Dominanz bei den Seltenen Erden könnten den Industrien zum Verhängnis werden. China produziert 90 Prozent der weltweit verwendeten Seltenerdmagnete und verbraucht den größten Teil davon selbst. Die Volkswirte der DZ Bank gehen davon aus, dass sich die Abhängigkeit Deutschlands, der USA und anderer westlicher Staaten von chinesischen Lieferungen nicht schnell reduzieren lässt und Peking damit ein politisches Druckmittel erhalten bleiben wird.

Sie empfehlen den Aufbau einer strategischen Rohstoffreserve, Recycling und Freihandelsabkommen beziehungsweise Partnerschaften mit anderen Lieferländern. Zuvor hatte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) vor wachsender Abhängigkeit von China bei kritischen Rohstoffen gewarnt.

China setzt Seltene Erden weiter als Druckmittel ein – „Weckruf für Deutschland“

Zwar hatte China vor einigen Tagen eine Erleichterung bei den Exportbeschränkungen für Seltene Erden in Aussicht gestellt. „Soviel ich weiß, gibt es bereits ein Fast-Track-Verfahren, um zu garantieren, dass normale Genehmigungen dann so schnell wie möglich verlaufen – also ein Entgegenkommen ist schon da“, sagte der Außenminister Johann Wadephul.

Dennoch sind Kunden weiterhin besorgt über mögliche Lücken und Verzögerungen bei den Lieferungen. „Die schnell entstandenen Engpässe und drohenden Produktionsunterbrechungen in deutschen Schlüsselindustrien sollten jedoch ein Weckruf sein, dass sich Deutschland dringend gegen vergleichbare Situationen in der Zukunft wappnen muss“, schreiben die Ökonomin Monika Boven und ihr Mitarbeiter Bastian Reßing. 

China leidet selbst unter Exportbeschränkungen bei Seltenen Erden

Doch auch China bleibt von den Exportbeschränkungen nicht verschont. So brachen die Aktienkurse der börsennotierten Magnethersteller im April nach der Ankündigung der Exportbeschränkungen ein. In den vergangenen Monaten konnten sich die Hersteller jedoch erholen.

Vor allem inländische Magnethersteller leiden. Die Exportbeschränkungen haben bei einigen lokalen Magnetherstellern in eine „Krise“ gestürzt, teilte die Baotou-Börse, einer Plattform für Seltene Erden, im Mai 2025 mit. Die Baotou-Börse ist eng mit der „Inner Mongolia Baotou Steel Union Co., Ltd. (Baotou Steel)“ verbunden, einem bedeutenden Stahl- und Seltenerdproduzenten in China.

Zudem ist die Produktion Seltener Erden mit Umweltschäden verbunden. So berichtet die New York Times von giftigem Schlamm in Nordchina, der bei der Gewinnung von Seltenen Erden entsteht und in einen künstlichen See fließt. Die künstlichen Schlammseen speichern den Abfall. Trocknet der See aus, verteilt sich der daraus entstehende giftige Staub in die Natur. Aufgrund der möglichen Umwelt- und Gesundheitsschäden arbeiten die chinesischen Politiker daran, die Seltenerdindustrie des Landes zu sanieren. (bohy mit Material von Reuters)

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