Wenn wir Bargeld verbieten, machen wir den Geist des Christkindlmarkts kaputt

Vor Kurzem hat ein Weihnachtsmarkt in Zürich für Diskussionen gesorgt: Dort sollte erstmals komplett auf Bargeld verzichtet werden. Nur Kartenzahlung und Mobile Payment. Wer dagegen verstößt, sollte sogar Strafen zahlen. Die Reaktionen waren entsprechend heftig. 

Viele Menschen fühlten sich ausgeschlossen, vor allem ältere Besucher, Familien oder Gäste, die ganz bewusst bar zahlen. Kein Wunder, dass der Veranstalter inzwischen zurückgerudert ist und Bargeld wieder akzeptiert.

Alle gängigen Zahlungsmittel sollten möglich sein

Für mich zeigt dieser Fall sehr deutlich: Ein reines „Cashless“-Konzept funktioniert in der Theorie vielleicht gut, aber in der Praxis ist es weit weg von der Realität eines Christkindlmarktes

Märkte leben von Spontanität, von Menschen jeden Alters und jeder Herkunft – und damit auch von unterschiedlichen Bedürfnissen beim Bezahlen.

Ich persönlich bin überzeugt: Alle gängigen Zahlungsmittel sollten möglich sein. Nichts sollte verboten werden.

Gerade als kleiner, saisonaler Familienbetrieb weiß ich aber auch, wie schwierig die Umsetzung von Kartenzahlung sein kann. Wir stehen nur wenige Wochen im Jahr auf dem Markt, oft in temporären Buden ohne stabile Technik. 

Für viele von uns ist Kartenzahlung eine Ergänzung, kein vollständiger Ersatz

Kartenleser kosten, jede Transaktion kostet, und nicht jede ausländische Karte funktioniert zuverlässig. Für viele Kollegen ist Kartenzahlung daher eine Ergänzung, aber kein vollständiger Ersatz für Bargeld.

Katharina Rohrer Bowers leitet die Münchner Wurstbraterei auf dem Münchner Christkindlmarkt, während ihre Eltern die Beerenalm betreiben. Sie verbindet Münchner Tradition mit modernen Ideen und echter Leidenschaft. Sie ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen ihre persönliche Auffassung auf Basis ihrer individuellen Expertise dar.

Gleichzeitig sehe ich jeden Tag, wie wichtig Bargeld für viele Besucher ist. Ältere Menschen fühlen sich damit sicherer, Kinder kaufen mit Münzen ihre ersten eigenen Leckereien, und Touristen aus aller Welt haben oft gar nicht die passenden Zahlungsmittel dabei. 

Bargeldverbot? Das passt einfach nicht zum Geist eines Christkindlmarktes

Ein Bargeldverbot würde genau diese Menschen ausschließen – und das passt einfach nicht zum Geist eines Christkindlmarktes. Und in der Regel ist es doch so, dass (fast) jeder noch einen Notgroschen von ein paar Euro in der Tasche hat, um sich eine Bratwurstsemmel, eine Tasse Glühwein oder wonach ihm gerade ist, zu kaufen.

Für mich geht es am Ende um Fairness und Freiheit. Christkindlmärkte sollten ein Ort sein, an dem sich alle wohlfühlen – unabhängig davon, ob sie lieber mit Karte zahlen oder einen Schein aus dem Geldbeutel holen. 

Und wir Standbetreiber sollten die Möglichkeit haben, zu entscheiden, welche Zahlungsarten für uns wirtschaftlich und technisch sinnvoll sind.

Ein Markt bleibt lebendig, wenn er offen bleibt – für Traditionen, für Menschen und eben auch für unterschiedliche Zahlungsgewohnheiten. Und genau das macht für mich den Zauber der Adventszeit aus.