Nach Aleppo-Niederlage: Assad kündigt Gegenoffensive an – Russland „analysiert“ Lage in Syrien
Nachdem die Rebellen die Stadt Aleppo erobert haben, will das Assad-Regime zurückschlagen. Aus dem verbündeten Russland kommen gemäßigte Reaktionen.
Damaskus – In nur fünf Tagen haben syrische Rebellen im Zuge einer überraschenden Offensive rund 8000 Quadratkilometer eingenommen - einschließlich der zweitgrößten Stadt Aleppo. Der Schock bei Diktator Baschar al-Assad sitzt tief: Doch er will eigenen Angaben zufolge schon bald zum Gegenschlag ausholen. Assad träumt nun davon, mit einer Gegenoffensive das verlorene Gebiet wieder unter seine Kontrolle zu bringen.
Rebellen auf Vormarsch in Syrien: Assad will Gegenoffensive starten
Bei einem Treffen mit dem iranischen Außenminister Abbas Aragchi betonte Assad syrischen Medien zufolge, die „Zerschlagung des Terrorismus“ werde sich positiv auf die Stabilität der gesamten Region auswirken. Bei einem weiteren Telefongespräch mit dem Staatschef der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohammed bin Zayed el Nahyan, sagte Assad, er werde weiter die territoriale Integrität seines Landes verteidigen und mithilfe seiner Verbündeten „Terroristen und ihre Unterstützer“ besiegen.
Außerdem betonte Assad laut syrischen Medien: „Die einzige Sprache, die der Terror versteht, ist die Sprache von Stärke.“ Ganz gleich, wer die Rebellen unterstütze, man werde sie „mit unserer Kraft zerschlagen“. Die syrische Opposition würde nicht das Volk, sondern nur „ihre Unterstützer und Herren“ repräsentieren.
Syrische Rebellen nehmen Aleppo ein: Assads Generalstabschef an der Front
Derzeit heißt es aus Quellen des Assad-Regimes, man bereite sich auf eine Gegenoffensive um Aleppo herum und im Norden der Stadt Hama vor. Nachdem die Rebellen die Kontrolle über Aleppo gesichert hatten, war Assads Generalstabschef Abdulkarim Mahmoud Ibrahim in der Nähe von Hama aufgetaucht. Offenbar bereitet er seine Truppen auf einen Gegenangriff gegen die Rebellen vor. Die Oppositionskräfte waren zwischenzeitlich in Hama eingedrungen, zogen sich dann allerdings zurück, um nicht umzingelt zu werden und auf geordnete Art und Weise vorzustoßen.
Der syrische Generalstab hatte nach dem Rückzug aus Aleppo gemeldet, man habe die Stadt verlassen, um die Verteidigungslinie neu zu „organisieren“ und die Regierungseinheiten für eine kräftige Gegenoffensive vorzubereiten. Dafür treffen nun lokalen Quellen zufolge auch pro-iranische Milizen aus dem Irak ein.
Russland „analysiert“ Lage: Kreml schließt Treffen mit Iran und Türkei nicht aus
Im Vergleich zum Iran verhält sich der wichtigste Verbündete von Assad, Russland, jedoch überraschend zurückhaltend. Aus dem Kreml hieß es nach Beginn der Oppositionsoffensive, die syrische Armee müsse erneut die „Stabilität“ um Aleppo sicherstellen. Kreml-nahe Blogger warfen dem syrischen Militär vor, zu stark auf russische Hilfe vertraut und nicht in die eigene Kraft investiert zu haben.
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Jetzt meldeten sich Kreml-Sprecher Dmitri Peskow und das russische Außenministerium erneut zu Wort - mit ähnlichen Aussagen. Es hieß, Russland „analysiere“ derzeit die Lage und werde sich entsprechend positionieren. Peskow sagte außerdem, Moskau stehe in Kontakt mit wichtigen Akteuren in Syrien wie etwa der Türkei und dem Iran. Der Sprecher von Wladimir Putin schloss zudem ein Dreiertreffen zur Lösung der Krise nicht aus.
Die Türkei, der Iran und Russland haben sich in Vergangenheit immer wieder im sogenannten Astana-Format getroffen, um eine Lösung für den Syrien-Konflikt herbeizuführen. 2019 mündete dies in einem Waffenstillstand in Idlib. Dieser Waffenstillstand wurde jetzt allerdings zerschlagen. Der Vormarsch der Rebellen setzt Assad immer stärker unter Druck - indirekt auch seine Verbündeten. Für Russland ist Syrien ein wichtiger Stützpunkt am Mittelmeer. (bb)