Weltklimakonferenz in Dubai vom 30. November bis 12. Dezember. FOCUS online Earth ist für Sie vor Ort. Verfolgen Sie alle News rund um die Weltklimakonferenz in Dubai (COP28) hier im Liveticker.
Vertreter von UN-Welternährungsprogramm warnt bei Weltklimakonferenz: "Selbstmord auf Raten"
Dienstag, 12. Dezember 2023, 07.41 Uhr: Der Leiter des Berliner Büros des UN-Welternährungsprogramms, Martin Frick, fordert eindringlich Fortschritte beim Klimaschutz. "Wir haben jetzt noch sechs oder sieben Jahre, um das Ruder beim Klimawandel herumzureißen. Dann drohen mit dem Erreichen von Kipppunkten drastische und irreparable Konsequenzen", sagte Frick der Deutschen Presse-Agentur am Rande der Weltklimakonferenz in Dubai. "Der Ausstoß an Treibhausgasen steigt weltweit weiter. Das ist Selbstmord auf Raten."
Beim Thema Ernährungssicherheit gebe es kein Produktions- sondern ein Verteilungssystem, sagte Frick - bisher. "Aber das kann sich wegen der Klimakrise bald sehr schnell ändern, so dass es wirkliche Knappheiten gibt."
Den Vereinigten Arabischen Emiraten, die als Ölstaat in diesem Jahr die Konferenz leiten, bescheinigte Frick Engagement, zum Beispiel bei politischen Erklärungen zur Ernährungssicherheit, die am Rande verabschiedet wurden. "Aber die Gretchenfrage ist doch "Wie hältst du es mit fossilen Energien?". Und da muss sich zeigen, ob das Abschlussdokument ein Bekenntnis zum Ausstieg enthält." Die Klimakonferenz soll regulär am Dienstag enden und ist damit in der entscheidenden Phase. Verlängerungen sind aber üblich.
"Wir können noch so viel Geld für den Ausgleich von Klimaschäden und zur Unterstützung von Ländern beim Umgang mit dem Klimawandel ausgeben – wenn wir es nicht schaffen, den Ausstoß an Treibhausgasen dramatisch zu senken, wird das niemals reichen", betonte Frick. Er erinnerte auch daran, dass selbst ein schwarz auf weiß beschlossener Ausstieg von niemandem erzwungen werden kann. "Sowas funktioniert am Ende nur durch politischen Druck der Staaten untereinander."
Zwar seien Finanzzusagen, die häufig bei Klimagipfeln bekannt gegeben werden, wertvoll, sagte Frick. Vieles ließe sich aber auch beschönigen, etwa in dem Gelder doppelt verbucht würden. Nicht alle Geber seien so zuverlässig wie Deutschland. "Wenn alle Finanzzusagen aus 28 Jahren Klimakonferenzen Realität geworden wären, würden wir schon heute in einer Welt leben, in der niemand mehr hungern würde und arm wäre."
Dazu, dass mit Aserbaidschan im kommenden Jahr ein weiterer Öl-Staat die Klimakonferenz ausrichtet, sagte Frick: "Das ist ein schwieriges Signal, denn wir müssen dringend raus aus den fossilen Brennstoffen."
Frick hat nach eigenen Angaben an fast allen Klimakonferenzen seit 2007 teilgenommen, häufig in verschiedenen Funktionen bei den Vereinten Nationen.
EU-Minister stellt jetzt Ultimatum: "EU wird die Verhandlungen verlassen, wenn der Entwurf nicht geändert wird"
18.05 Uhr: Die ersten verhandelnden Minister der EU haben sich bereits zu dem enttäuschende Entwurf des Energiepakets mit dem gestrichenen fossilen Aus geäußert. Der irische Minister Eamon Ryan, der der die Europäische Union bei den COP28-Verhandlungen in Dubai auf Ministerebene vertritt, erklärte vor der Presse: "Die EU wird die Klimaverhandlungen verlassen, wenn der Entwurf der COP28-Vereinbarung nicht geändert wird."
Er sagte, der vorgeschlagene Entwurf des Abkommens sei völlig inakzeptabel, was den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und die Aussagen zur Klimafinanzierung betreffe.
Die Reaktionen auf den angepassten Klima-Entwurf finden Sie hier.
Auch EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra zeigte sich enttäuscht über den Vorschlag, der keinen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen vorsieht. "Es gibt einige gute Dinge darin, aber insgesamt ist es eindeutig unzureichend und unangemessen, um das Problem anzugehen, das wir hier angehen wollen", sagte sie gegenüber Reportern und fügte hinzu, dass das Dokument Elemente enthalte, die sie "einfach nicht akzeptieren kann".
Selbst die USA forderten bereits eine stärkere Formulierung zu fossilen Brennstoffen. "Wir schätzen die Bemühungen vieler, einen Text zu schreiben, der versucht, eine Vielzahl von Interessen auszubalancieren", sagte ein Sprecher des Außenministeriums.
Baerbock: Entwurf "für uns nicht akzeptabel"
17.06 Uhr: Nach diesem kurzen, aber deutlichen Statement tritt Baerbock vom Mikrofon zurück und verlässt den Raum.
17.05 Uhr: "Das betrifft insbesondere die Passage zu fossilen Energien. Sie suggeriert, dass fossile Energien auch in der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen können."
17.04 Uhr: Im Text fehlten vor allem "die konkreten Instrumente zur Umsetzung, um auf den 1,5-Grad-Pfad überhaupt noch zu kommen. Und ihm fehlen die konkreten Instrumente, die es für die nötige Energiewende, gerade in Regionen Afrikas, Asien und Lateinamerikas", sagt Baerbock. "Wir können diesen Text nicht unterstützen", bekräftigt Baerbock.
17.02 Uhr: Jetzt tritt Baerbock ans Mikrofon. Der Entwurf sei "ineffizient" und "enttäuschend - und weit weg von dem, was die Welt braucht, um wieder auf den 1,5-Grad-Pfad zu kommen". Wesentliche Elemente seien "für uns als Europäische Union nicht akzeptabel".
"Wir müssen schnellstens aus den fossilen Energien aussteigen in dieser kritischen Dekade. Dieser Aspekt fehlt in dem Text-Entwurf." Außerdem sei "das Wording zur Kohle unzureichend und würde neue Kohlekraft-Werke erlauben". Weiter sagt Baerbock: "Das sendet falsche Signale für die Welt und unsere Wirtschaft."
16.59 Uhr: Noch immer keine Spur von Baerbock.
16.47 Uhr: Baerbock lässt noch auf sich warten. Eigentlich sollte es um 16.45 Uhr losgehen.
16.27 Uhr: In wenigen Minuten spricht Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bei der Weltklimakonferenz. FOCUS online begleitet die Pressekonferenz hier im Liveticker.
Plötzlich fliegt wichtigste Passage aus Entwurf für Klimakonferenz-Beschluss
Montag, 11. Dezember, 15.00 Uhr: Im neuen Entwurf des zentralen Beschlusstextes der Weltklimakonferenz in Dubai ist ein gemeinsames Bekenntnis zum weltweiten Ausstieg aus allen fossilen Energien nicht mehr enthalten. Die neue Version, die am Montagabend (Ortszeit) nach langen Verzögerungen in Dubai vorgelegt wurde, sieht vielmehr eine "Verringerung sowohl der Nutzung als auch der Förderung von fossilen Energieträgern" vor. Klimaschützern zufolge ist jedoch ein Ausstiegsbeschluss zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze unbedingt nötig.
"So darf die COP28 nicht enden! Es ist kaum vorstellbar, dass die Europäische Union diesem Text zustimmen kann. Sie muss nun gemeinsam mit ihren Verbündeten unter den Entwicklungsländern diesen Text lautstark ablehnen und erhebliche Nachbesserungen einfordern – auch wenn dafür die Klimakonferenz in die Verlängerung gehen muss", kritisiert der Verhandlungsbeobachter Jan Kowalzig der NGO Oxfam.
Denn: Bereits jetzt kratzt die Welt am 1,5-Grad-Ziel, welches vor acht Jahren in Paris beschlossen wurde. Bis 2030 müssen 43 Prozent der Emissionen eingespart werden, um die Klimaziele des Pariser-Abkommens einzuhalten. Eine immense Lücke, die sich laut Internationaler Energie-Agentur nicht nur mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien schließen lässt, sondern auch den Ausstieg der fossilen Brennstoffe braucht, so die Warnung der Wissenschaft. Die COP28 in Dubai hat die historische Chance, endlich weltweit den Ausstieg aus den fossilien Energien zu beschließen.
Doch davon ist in dem Text-Entwurf nichts mehr übrig. Die ambitionierten Formulierungen eines Ausstiegs der fossilen Energien wurden gestrichen, kritisieren Verhandler und Beobachter vor Ort. Das gesamte Energiepaket bestehe aus losen Maßnahmen, die lediglich in Kraft treten können. Die Methan-Ziele wurden aus dem letzten Entwurf gestrichen, der Zeitplan wurde grob auf 2050 angesetzt und mit den CCS-Techniken sollen die unverminderten Emissionen der fossilen Brennstoffe substituiert werden.