Nach Trumps Zoll-Paket: Union will deutsches Gold aus US-Tresoren retten

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Die Goldbestände der Bundesbank lagern nicht nur in Frankfurt, sondern teils auch in London und New York. Das könnte sich womöglich bald ändern.

Berlin/Washington – Seit dem Amtsantritt von Donald Trump in Washington haben sich Finanzfachleute der Union wiederholt öffentlich für eine Neuregelung zum Umgang mit im Ausland gelagerten Goldreserven der Bundesbank eingesetzt. Einige von ihnen fordern neben einer strengen Überprüfung der Bestände inzwischen sogar, zumindest die in New York gelagerten Bestände zurückzuholen. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Stern.

Dem Bericht zufolge lagere derzeit über ein Drittel der Goldbestände der Deutschen Bundesbank bei der bislang politisch unabhängigen US-Notenbank, der Federal Reserve Bank of New York, die auch unter der Abkürzung „Fed“ bekannt ist. Doch Experten, vor allem aus den Reihen der Unionsparteien CDU und CSU, stellen gerade öffentlich in Zweifel, ob und wie lange noch die rund 1236 Tonnen Goldbarren im Wert von umgerechnet 113 Milliarden Euro dort sicher sind.

Trump-Politik macht Wirtschaft zu schaffen: Experten fordern Sicherung von gelagertem Gold

So berichtet der Stern etwa, dass es vonseiten der Trump-Regierung bereits Vorstöße gegeben habe, die politische Kontrolle über die Fed auszuweiten. Auch dessen zunehmend aggressive Handelspolitik gegenüber vielen Staaten, darunter auch denen der EU, beunruhige viele Fachleute in Wirtschaft und Politik. Dass Bundesbank-Chef Joachim Nagel im Februar – kurze Zeit nach Trumps Amtsantritt – betonte, dass seine Behörde die USA weiterhin als verlässlichen Partner und das Gold in guten Händen sähe, hat nichts an den kritischen Forderungen geändert, die Bestände zumindest gut im Auge zu behalten.

So zitiert das Magazin in seinem Bericht aus mehreren Interviews der Bild-Zeitung, die sich in den vergangenen Wochen immer wieder mit den deutschen Goldreserven beschäftigt und wiederholt die Frage nach deren Sicherheit aufgeworfen hat. So forderte etwa der CSU-Europapolitiker Markus Ferber gegenüber dem Blatt, dass „offizielle Vertreter der Bundesbank die Barren persönlich durchzählen und ihre Ergebnisse dokumentieren“ sollten.

Ein Großteil der deutschen Goldreserven lagert in Frankfurt am Main. Ein Teil ist aber auch im Ausland untergebracht.
Ein Großteil der deutschen Goldreserven lagert in Frankfurt am Main. Ein Teil ist aber auch im Ausland untergebracht. (Symbolfoto) © Daniel Roland/AFP

Deutsches Gold in den USA: Fachleute zweifeln nach Zollankündigungen an sicherer Partnerschaft

Der Finanzexperte Michael Jäger, Präsident des Europäischen Steuerzahlerbunds, ging sogar so weit, offen eine Rückholung der Goldbestände aus den USA zu fordern. Seine Begründung laut Bild: „Gerade in einer Zeit, in der in Berlin und in Brüssel über immense Neuverschuldung diskutiert wird, brauchen wir im Notfall sofortigen Zugriff auf alle Goldreserven.“ Das ZDF berichtete, Jäger habe im Namen des Verbands dazu augerufen, das Gold „nach Hause“ zu holen.

Hintergrund der Lagerung eines Teils des Goldes im Ausland ist eine seit Langem geltende Sicherheitsrichtlinie, nach der es im Zweifel möglich sein soll, das Gold auch in Fremdwährungen wie US-Dollar oder Britischen Pfund einzutauschen. Rund 374 Tonnen bis 2017 in Paris gelagerter Goldreserven waren dem Stern-Bericht nach etwa mit der Begründung nach Frankfurt gebracht worden, dass Frankreich als Euro-Staat diesen früheren Absicherungsnutzen nicht mehr erfülle. Dass überhaupt so viel Gold aus dem Besitz der Bundesrepublik in den USA lagert, erkläre sich dem Bericht zufolge vor allem durch langfristig hohe Handelsüberschüsse zu Gunsten Deutschlands in der Nachkriegszeit.

Trumps Zollpolitik und ihre Folgen: Goldpreis steigt, Börsenkurse geraten ins Taumeln

Dass ausgerechnet jetzt die Frage nach der Sicherheit des deutschen Goldes aufkommt, liegt neben dem Handelsstreit mit den USA unter der Trump-Regierung und damit verbundenen Unsicherheiten auch am aktuellen Goldpreis. Der hat allein in den vergangenen Tagen mehrfach neue Rekordwerte erreicht und war einem Bericht des Spiegel nach allein seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent gestiegen. Vor dem Hintergrund deutlicher Börsenrückgänge – von denen aktuell auch der Dax betroffen ist – sehen viele Fachleute derzeit eine deutlich gestiegene Relevanz für die Rolle des Goldes.

Auch Bundesbank-Chef Nagel warnte im Gespräch mit ZDF bereits im März vor den „erheblichen“ ökonomischen Belastungen, die durch Zölle entstehen können und mahnte zu klugen Verhandlungen, um keine verbrannte Erde für eine künftige Zusammenarbeit zu hinterlassen. Seine Beteuerungen, dass das Gold in den Tresoren der Fed sicher sei, belegt laut Stern auch ein Faktencheck der Deutschen Presse-Agentur, nach dem die Forderungen aus der Politik nach regelmäßigen Kontrollen bereits gängige Praxis seien. So würde das Gold im In- und Ausland jährlich inventarisiert und es wäre bei keiner Überprüfung zu Auffälligkeiten gekommen. (saka)

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