Reform der Grundsteuer: Die meisten Hausbesitzer zahlen jetzt mehr

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Seit Anfang des Jahres erhalten die Eigentümer und Eigentümerinnen im Land ihre neuen Grundsteuerbescheide. Eine neue Umfrage ergibt: Die meisten zahlen drauf.

Berlin – Seit Jahresbeginn müssen sich die gut 24 Millionen Besitzer von Einfamilienhäusern in Deutschland auf die neue Grundsteuer einstellen. Hinzu kommen noch die rund elf Millionen Besitzer von Mietobjekten und den sechs Millionen, die eine Eigentumswohnung besitzen – auch sie müssen die neue Steuer entrichten. Kurzum: Das Thema betrifft fast die Hälfte der Deutschen im Land, was auch ihre Brisanz erklärt.

Neue Grundsteuer seit 2025 in Kraft: Die meisten müssen mehr zahlen

Denn wie eine neue Untersuchung des Steuerdienstleisters WISO Steuer ergibt, zahlen 66,5 Prozent der Betroffenen seit der Reform eine höhere Grundsteuer – obwohl die Politik versprochen hatte, dass das nicht passieren sollte. In 27 Prozent der Fälle ist die Grundsteuer mit der Reform gesunken, bei sieben Prozent blieb sie unverändert. Über die Ergebnisse der Umfrage unter 46.000 Einzelfällen berichtete zuerst die Wirtschaftswoche.

Die Grundsteuerreform musste umgesetzt werden, nachdem 2018 das Bundesverfassungsgericht geurteilt hat, dass die bisherige Anwendungsformel veraltet war. Die Grundstückswerte, die dafür hinzugezogen wurden, stammten zum Teil aus den 30er oder 40er Jahren. Um die neuen zu ermitteln, mussten daher alle Eigentümer von Grundstücken und Immobilien neue Formulare ausfüllen, nach denen das Finanzamt den Wert des Grundstücks feststellen kann.

Das neue Bundesmodell - das im Übrigen nicht alle Bundesländer benutzen - soll daher den echten Marktwert der Immobilien abbilden. Wenig überraschend ist es daher, dass die Werte für sehr viele Menschen gestiegen sind. Einige Bundesländer haben ihre Grundsteuer anders gestaltet, sodass es nicht direkt mit dem Immobilienpreis und dem Marktwert zusammenhängt. Oft spüren die Immobilienbesitzer in diesen Bundesländern die Reform also weniger stark.

Eigentümer zahlen mehr für die Steuer: Kommunen erhöhen die Hebesätze

Dass die Grundsteuerlast 2025 aber fast überall gestiegen ist, liegt wohl auch an den Hebesätzen, die die Kommunen festlegen. Die Grundsteuer ist nämlich eine der wichtigsten Einnahmequellen für Kommunen. Der Hebesatz ist der Wert, der im Bundesmodell mit dem Grundsteuerwert multipliziert wird. In Bayern wird der Hebesatz mit der Grundstücksfläche (und anderen Werten) multipliziert. In beiden Fällen ist der Hebesatz der Gemeinde der wichtigste Wert in der Formel, da der politisch und nach Kassenlage der Kommune variiert.

So kommt es auch, dass Ortschaften mit besonders knappen Kassen sich auch eher gezwungen sehen, die Hebesätze zu erhöhen, um ihre Einnahmen zu verbessern.

Eigentlich sollten die Kommunen dafür sorgen, dass ihre Bürgerinnen und Bürger mit der Reform nicht mehr zahlen müssen. Die Reform sollte „aufkommensneutral“ sein, wurde immer wieder beteuert. Die Bundesländer haben vielfach ihren Kommunen auch Empfehlungen abgegeben, wie hoch die Hebesätze sein müssten, wenn sie aufkommensneutral bleiben wollen. In vielen Fällen wurde das offenbar aber ignoriert.

Trotz Versprechen der Politik: Grundsteuerreform wird für die meisten teurer

Der Bund der Steuerzahler hat kürzlich für das Land NRW alle Hebesätze ermittelt und verglichen, welche Kommunen wirklich aufkommensneutral bleiben. Das Ergebnis zeigt: In den meisten Kommunen wurde darauf geachtet, aber einige Orte mussten deutlich nach oben schrauben. Demnach haben folgende Städte die Hebesätze am deutlichsten angehoben:

Stadt Hebesatz Soll (für Aufkommensneutralität) Hebesatz Ist
Monheim (Kreis Mettmann) 354 1000
Niederzier (Kreis Düren) 460 730
Lindlar (Oberbergischer Kreis) 1048 1245
Windeck (Rhein-Sieg-Kreis) 825 960
Inden (Kreis Düren) 796 870
Erkelenz (Kreis Heinsberg) 466 595
Neunkirchen-Seelscheid (Rhein-Sieg-Kreis) 782 870
Much (Rhein-Sieg-Kreis) 818 890
Reichshof (Oberbergischer Kreis) 723 785
Odenthal (Rheinisch-Bergischer Kreis) 890 950

Um wie viel mehr die Steuerlast der Eigentümer durch die Reform gestiegen ist, hat WISO Steuer nicht ermittelt. Sie stellt aber fest, dass die Mehrbelastung in Berlin zum Beispiel um 116 Prozent durchschnittlich gestiegen ist. In Baden-Württemberg steigt sie um 107 Prozent, in Brandenburg um 104 Prozent. Das sind die Spitzenreiter bei den Bundesländern laut WISO Steuer. Der gesamtdeutsche Schnitt liegt bei 84,5 Prozent.

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