Russlands großes Dilemma: Verluste sind enorm hoch – Putin gehen die Panzer in der Ukraine aus

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Der Panzerverschleiß im Ukraine-Krieg stellt Putin vor eine Herausforderung. Satellitenaufnahmen zeigen: der Sowjetbestand leert sich allmählich.

Moskau – Der Nachschub in Russland an Kriegsgerät – insbesondere Panzer – schien endlos. Die Panzerlager aus der Sowjetära waren für Wladimir Putin im Ukraine-Krieg ein echtes Ass im Ärmel. Eine Recherche der Süddeutschen Zeitung jedoch zeigt nun: Auch Putin geht die Puste aus.

Fast 3200 Panzer soll Russland im Ukraine-Krieg bisher verloren haben, wie durch Satellitenaufnahmen und Bildern von der Front bisher bestätigt ist. Das sind mehr zerstörte und unbrauchbar gemachte Panzer, als Putins Armee zu Beginn des Kriegs im Bestand hatte. Und die Dunkelziffer dürfte nochmal deutlich höher sein. Allein 2023 soll Russland laut Reuters 1120 Panzer an das ukrainische Militär verloren haben. Bisher konnte Moskau auf den alten Panzerbestand zurückgreifen und Fahrzeuge aus der Zeit des Kalten Kriegs modernisieren und als Kompensation für den Verschleiß an die Front schicken.

Russische Panzer-Besatzungen fahren mit T-80 in die Gefechte des Ukraine-Kriegs. (Symbolfoto)
Russische Panzer-Besatzungen fahren mit T-80 in die Gefechte des Ukraine-Kriegs. Die moderneren T-80 Panzer müssen mittlerweile zunehmend noch älterem Material weichen. (Symbolfoto) © IMAGO / SNA

Enorme Verluste im Ukraine-Krieg: Putin ersetzt Panzer durch „Quantität statt Qualität“

„Moskau war in der Lage, Qualität gegen Quantität zu tauschen, indem es Tausende älterer Panzer in einem Tempo aus dem Lager holte, das zeitweise bis zu 90 Fahrzeuge pro Monat betrug“, wie es in einem Bericht des Thinktanks „International Institute for Strategic Studies“ (IISS) heißt. Das könnte nun jedoch bald ein Ende haben. Satellitenaufnahmen sollen laut einer Recherche der Süddeutschen zeigen, dass sich der Panzer Vorrat Putins bald dem Ende entgegen neigen könnte.

Gerade die Kampf- und Schützenpanzer seien nämlich von einem enormen Verschleiß betroffen. Die alten Sowjet-Panzer können zwar den modernen Fahrzeugen in puncto Technik, Feuerkraft und Schutz nicht das Wasser reichen, als Ersatz taugt das Sowjetgerät jedoch schon. Außerdem kommen viele der alten Fahrzeuge vor allem als Panzerhaubitzen zum Einsatz und feuern aus sicherer Entfernung, um nicht direkt in Kämpfe verwickelt zu werden.

Bereits im März hatte eine Analyse von Satellitenbildern ergeben, dass Russland gut 25 bis 40 Prozent der Sowjetreserven aufgebraucht hatte, wie das „Institute for the Study of War“ (ISW) schreibt. Schon vor drei Monaten sah man einen deutlichen Rückgang im Vorrat der Russen. Außerdem waren damals viele der verfügbaren Materialien lediglich in „schlechter“ Verfassung oder gar „unbrauchbar“.

Panzerlager wie leer gefegt: Putin kann Verluste an der Ukraine-Front nur bedingt ausgleichen

In den von der Süddeutschen analysierten 87 Militärstandorten soll sich der Bestand nun mittlerweile sogar teilweise halbiert haben. Mit Unterstützung eines KI-Modells habe man in der 111. Zentralen Panzer-Reservebasis der russischen Armee zum Beispiel zu Beginn der Invasion 2022 noch 857 Fahrzeuge gezählt. Satellitenbilder vom Oktober 2022 jedoch – acht Monate nach Beginn des Kriegs – zeigen nur noch 431 Fahrzeuge. Stand heute sei die Basis nahezu leer gefegt.

Ein ähnliches Bild liefert auch die Basis bei der Stadt Arsenjew. Und das ist nicht nur ein Problem für den Panzernachschub an sich. Auch bestehende Panzer leiden unter dem Mangel. Denn: für die Reparatur der Panzer an der Front werden die alten Bestände ausgeschlachtet und wiederverwertet. Das IISS gibt Russland mit den aktuellen Verlusten noch zwei bis drei Jahre, bis Putin die Panzer ausgehen.

Gegenüber der Süddeutschen äußerte sich Michael Gjerstad, Konfliktforscher des IISS es seien „noch rund 3200 Tanks auf Lager, aber die überwiegende Mehrheit von ihnen ist in einem üblen Zustand und erfordert erhebliche Instandsetzung“. Die Zeit scheint mittlerweile auf Seiten der Ukraine. (sischr)

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