Auto rast in Mannheim in Menschenmenge – Profiler stellt brisante Täter-Theorie in den Fokus

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Nach der Todesfahrt in Mannheim gibt es immer mehr Details zum Tatverdächtigen. Noch sind viele Fragen offen. Profiler Axel Petermann spricht von einem Muster.

München – Zwei Menschen sind am Rosenmontag in Mannheim ums Leben gekommen, weitere elf werden verletzt. Trauer und Schock nach dem tragischen Vorfall sind groß. Schnell ist klar: Der Mann ist mit Absicht mit einem schwarzen Kleinwagen in die Menschen in der Fußgängerzone gerast. Laut Staatsanwaltschaft gibt „konkrete Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Täters“. Die Frage noch dem Motiv des 40-jährigen Tatverdächtigen ist zunächst noch offen. Profiler Axel Petermann erkennt in seinem Verhalten ein beunruhigendes Muster – einen „Nachahmungseffekt“.

Sieben Jahre unauffällig – Profiler Axel Petermann äußert Theorie zum Todesfahrer

„Für mich entsteht der Eindruck, dass die Vielzahl ähnlicher Taten in letzter Zeit in der Öffentlichkeit eine große Wirkung gezeigt hat. Das kann auch Menschen mit psychischen Störungen dazu anregen, ähnliche Taten zu begehen“, erklärt Petermann im Interview mit Focus. „Es kommt auf ihr Krankheitsbild an, doch sie haben möglicherweise den Wunsch, Chaos zu stiften, Menschen zu töten, und bedienen sich dabei eines einfachen Mittels – in diesem Fall eines Fahrzeugs. Man könnte hier von einem Nachahmungseffekt sprechen.“

Nach Todesfahrt in Mannheim äußert sich Profiler Axel Petermann
Nach Todesfahrt in Mannheim äußert sich Profiler Axel Petermann (Montage). © dpa/imago

Ein Auto als Tatmittel sei einfacher zu beschaffen als ein Messer oder eine Pistole und – „wie die Medienberichte zeigen – äußerst wirkungsvoll“, so der Profiler. Axel Petermann erinnert an die zahlreichen Nachahmer nach den Schulmassakern um die Jahrtausendwende, die den Ruhm ihrer „Vorbilder“ erlangen wollten.

Auto rast in Menschenmenge in Mannheim: Taten in München, Magdeburg oder Berlin könnten eine Rolle spielen

„Ich möchte betonen, dass das nicht zwingend auf den Täter von Mannheim zutreffen muss, aber Taten, wie beispielsweise in München, Magdeburg oder Berlin, können wie ein Samenkorn wirken, das schnell wächst und andere ermutigt, es den Tätern nachzutun“, betont Petermann. Kriminologe und Fallanalyst Manuel Heinemann teilt diese Ansicht. Er warnt bei IPPEN.MEDIA, dass Berichte und Bilder über Anschläge, die sich in sozialen Netzwerken und Medien verbreiten, „können Tötungsfantasien in Gang setzen und potenzielle Nachahmer zur Umsetzung animieren“.

Obwohl der Fall in Mannheim an frühere Ereignisse wie in München erinnert, handelt es sich laut Ex-Mordermittler Petermann um einen anderen Tätertyp. Der Täter scheint starke psychische Probleme zu haben, deren genaue Natur noch unklar sei. Menschen mit psychischen Störungen könnten „Verfolgungsängste oder zerstörerische Fantasien“ entwickeln.

Nach Todesfahrt in Mannheim: Geheimnisvoller Zettel im Tat-Wagen entdeckt

Der 40-jährige Mann lebte sieben Jahre lang unauffällig, bevor er mit einem Auto durch die Innenstadt raste. Für viele Menschen ist dieses Verhalten wohl schwer vorstellbar. „Bei psychisch kranken Menschen kann das Krankheitsbild volatil verlaufen“, so Axel Petermann. Es gäbe immer wieder Fälle, in denen Betroffene lange ein relativ normales Leben führen und dann plötzlich Schübe erleben – „sei es in Form von Schizophrenie oder Verfolgungswahn – die letztlich zur Eskalation führen.“

Der Profiler hält das Vorgehen des Tatverdächtigen in Mannheim trotz seiner psychischen Erkrankung für durchdacht. Trotz seiner psychischen Erkrankung habe der 40-Jährige die Tatplanung mit einer gewissen Kalkulation durchgeführt, auch mit verschiedenen Abläufen.

Der Besitz der Schreckschusswaffe könne darauf hinweisen, dass der Tatverdächtige keinen Zugang zu scharfen Waffen gehabt habe. Doch der Einsatz der Schreckschusswaffe zeige, dass der Todesfahrer von Mannheim bereits in der Vorbereitungsphase Entscheidungen treffen musste. Ein mysteriöser Zettel im Tatfahrzeug, auf dem physikalische Formeln notiert sind, unterstützt diese Annahme. (ml)

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