Todesfahrt in Mannheim: Ermittler prüfen rätselhaften Notizzettel aus Tat-Auto

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Mannheim steht nach der Todesfahrt durch die Innenstadt unter Schock. Eine Notiz aus dem Auto des mutmaßlichen Täters gibt den Ermittlern Rätsel auf.

Mannheim – Am Montag (3. März) kurz nach zwölf Uhr raste ein 40-jähriger Deutscher in der Mannheimer Innenstadt in eine Menschenmenge. Eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann kamen ums Leben. Elf Menschen wurden verletzt, mehrere von ihnen schwer. Polizeibeamte fanden im Auto des mutmaßlichen Täters nun einen Zettel.

Mannheim, Baden-Württemberg, Deutschland Mann rast in Innenstadt in Menschengruppe, zwei Tote. Mysteriöser Zettel gefunden
Nach der Todesfahrt durch Mannheim fanden Ermittler einen rätselhaften Zettel im Auto. (Collage) © Michael Bihlmayer/Imago/picture alliance/dpa

Im Fahrzeug des mutmaßlichen Täters von Mannheim entdeckten die Beamten Notizen

Ein kariertes DIN-A4-Blatt, das offenbar aus einem gewöhnlichen Notizblock stammt, war rechtsseitig auf dem Armaturenbrett des Fahrzeugs angebracht. Darauf sind in krakeliger Schrift unter anderem mathematische Formeln zu Geschwindigkeit und Fahrt zu erkennen. Die Ermittler müssen nun klären, inwieweit diese Aufzeichnungen für die Aufklärung der Tat relevant sind.

Der Zettel enthält spezifische Formeln, etwa zum Reaktionsweg und Bremsweg: Geschwindigkeit geteilt durch zehn mal drei (Reaktionsweg) plus Geschwindigkeit durch zehn zum Quadrat (Bremsweg). Bei einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde ergibt sich ein Reaktionsweg von 15 Metern und ein Bremsweg von 25 Metern. Der Automobilclub ADAC weist darauf hin, dass sich der Bremsweg bei einer Gefahrenbremsung halbiert.

Zettel auf dem Amaturenbrett des Todesfahrers
Dieser Zettel klebte auf dem Amaturenbrett des Todesfahrers. © picture alliance/dpa

Im Auto des mutmaßlichen Täters von Todesfahrt in Mannheim: Beamte entdecken Formeln und Skizzen

Die Formeln zur Berechnung von Reaktions- und Bremsweg werden auf dem Zettel durch erklärende Notizen ergänzt, die grundlegende Funktionen quadrierter Berechnungen erläutert, wie der Stern berichtet. Unter den Formeln ist auch eine Skizze einer Straße, eines Strichmännchens und eines Autos zu sehen. Augenzeugen berichteten, dass der mutmaßliche Täter aus Richtung des Mannheimer Wasserturms kommend bis zum Paradeplatz über die Einkaufsstraße Planken raste.

Am unteren Rand des Notizzettels sind Richtungsangaben vermerkt, die mit „links“ und einem nach links zeigenden Pfeil sowie „rechts“ und einem nach rechts zeigenden Pfeil versehen sind. Die Ermittler messen diesem Fund jedoch keine große Bedeutung bei, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) mitteilt. Der Inhalt spiegelt vermutlich die Überlegungen des Verdächtigen vor der Tat wider.

Ermittlungen nach der Todesfahrt in Mannheims Innenstadt laufen auf Hochtouren

Im Verlauf der Ermittlungen gab die Polizei weitere Details zum mutmaßlichen Täter bekannt. Laut Staatsanwaltschaft gibt es konkrete Hinweise darauf, dass der 40 Jahre alte Mann psychisch krank ist. Das genaue Motiv blieb zunächst aber unklar.

Der Verdächtige aus Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz), gegen den wegen zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes ermittelt wird, soll im Laufe des Tages unter anderem zu seinem Motiv und Hintergründen der Tat befragt werden. Bis in die späten Abendstunden des Rosenmontags wurde die Wohnung des Festgenommenen in Ludwigshafen durchsucht. Nach dpa-Informationen wurden „nicht näher erläuterte Dinge“ sichergestellt, die nun noch ausgewertet werden müssen. 

Nach der Tat sagte die Stadt Mannheim die für Dienstag (4. März) geplanten Fastnachtsumzüge in den Vororten Feudenheim, Neckarau und Sandhofen ab, wie sie am Montag in einer Pressemitteilung bekanntgab. Auch die Straßenfastnacht in der Innenstadt findet nicht statt, und der Fastnachtsmarkt am Wasserturm wurde geschlossen. Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht ordnete Trauerbeflaggung an den Dienstgebäuden der Stadt an. „Diese abscheuliche, unmenschliche Attacke auf friedliche Menschen erschüttert uns alle zutiefst“, äußerte er. (jm)

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