Geheimes Russland-Papier enthüllt: Sanktionen im Ukraine-Krieg schüren Putins Angst vor alten Verbündeten

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Ein internes Dokument zeigt, wie der Ukraine-Krieg Moskaus Einfluss auf ehemalige Sowjetstaaten schwächt. Kasachstan distanziert sich. Es gibt aber andere Reaktionen.

Moskau - Ein durchgesickertes internes Dokument der russischen Regierung zeigt, dass Moskau zunehmend besorgt über die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf seine Beziehungen zu ehemaligen Sowjetstaaten ist. Das Papier, das im April 2024 bei einer Strategiesitzung unter der Leitung von Premierminister Michail Mischustin präsentiert wurde, offenbart die Herausforderungen, denen sich Russland gegenübersieht, wie die Financial Times berichtet.

Amtseinführung Putins in Russland
Russland verliert an Einfluss: Ex-Sowjetstaaten können sich dem Westen zuwenden (Symbolbild). © Gavriil Grigorov/Kremlin Pool

Das Dokument räumt ein, dass westliche Sanktionen und wirtschaftliche Anreize erfolgreich einen Keil zwischen Russland und seine traditionellen Partner getrieben haben. Besonders zentralasiatische Länder hätten begonnen, sich stärker an westliche Märkte zu orientieren, während Moskau mit wirtschaftlichen Nachteilen kämpft. Laut der Analyse haben Russlands Verbündete von den Sanktionen profitiert, indem sie russische Unternehmen aus ihren Ländern verdrängten, die Kontrolle über Handelsströme übernahmen und Produktionsstätten aus Russland verlagerten. Zudem fordern einige Staaten höhere Kompensationen für die Risiken von Sanktionsverstößen.

Um seinen Einfluss zu sichern, schlägt das Papier eine langfristige Strategie vor: Russland solle an die gemeinsame Geschichte appellieren und die Unabhängigkeit dieser Länder respektieren. Dabei werde jedoch laut der Financial Times anerkannt, dass selbst ein russischer Sieg in der Ukraine den westlichen Sanktionsdruck nicht beenden werde. Das Dokument stellt fest: „Enge Beziehungen zu einem Land [wie Russland] werden eine Quelle von Schwierigkeiten sein.“

Russland-Sanktionen: Kasachstan distanziert sich, Kirgisistan loyal

Die Einschätzungen im Bericht zeigen, dass sich die ehemals engen Beziehungen zwischen Russland und seinen Nachbarstaaten zunehmend verändern. Besonders Kasachstan, die größte Wirtschaftsmacht Zentralasiens, hat sich klar von Moskau distanziert. Das Land hat die Invasion der Ukraine verurteilt, erkennt Russlands Gebietsgewinne nicht an und bemüht sich, westliche Sanktionen einzuhalten. Im Gegensatz dazu hat sich Kirgisistan eng an Russland gebunden und ist laut dem Bericht zu einer wichtigen Route für mutmaßliche Sanktionsumgehungen geworden.

Zudem gewinnen alternative Bündnisse an Bedeutung. Laut der Analyse integrieren sich zentralasiatische Staaten verstärkt in Organisationen wie die Organisation der Turkstaaten (OTS), um wirtschaftliche und politische Abhängigkeiten von Russland zu verringern. Die Regierungen dieser Länder fördern zunehmend Englisch als Zweitsprache, übernehmen westliche Bildungsstandards und schicken ihre Eliten vermehrt an westliche Universitäten.

Belarus als Erfolgsmodell gegen Russland-Sanktionen im Ukraine-Krieg

Das Dokument hebt Belarus als positives Beispiel hervor. Präsident Alexander Lukaschenko hatte 2018 noch gefordert, die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren, erklärte aber sechs Jahre später: „Wir werden immer mit Russland vereint sein.“

Trotz dieser engen Bindung kämpft die von Moskau geführte Eurasische Wirtschaftsunion – zu der Belarus, Armenien, Kasachstan und Kirgisistan gehören – mit tiefgreifenden Problemen. Dazu zählen Risiken durch Sanktionen, unterschiedliche Zahlungssysteme nach Russlands Ausschluss aus SWIFT sowie Währungskontrollen, die Moskau zur Bewältigung der wirtschaftlichen Isolation eingeführt hat. Die russische Regierung hat bislang keine Stellungnahme zu dem Bericht abgegeben.

Die EU und die USA haben 2025 ihre Sanktionen gegen Russland weiter verschärft. Seit der Annexion der Krim 2014 hat die EU 15 Sanktionspakete verabschiedet. Das jüngste Paket von 2024 erfasst 84 weitere Personen und Organisationen und beschränkt Exporte für Russlands Rüstungsindustrie. Zudem plant die EU Maßnahmen gegen die russische Schattenflotte. Auch die USA setzten fast 200 Schiffe sowie die Ölkonzerne Gazprom Neft und Surgutneftegas auf die Sanktionsliste. Ziel ist es, Moskaus wirtschaftliche und militärische Handlungsfähigkeit weiter einzuschränken. (fsa)

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