Solo für Franz Xaver Kroetz: „Ist halt a bisschen a Brennsuppn“ – so ein Schmarrn!

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 „Was Sie heute sehen, ist halt a bisschen a Brennsuppn.“ Was für ein Schmarrn. Franz Xaver Kroetz las aus seinem neuen Stück – ein Glücksfall fürs Publikum. © Karin Rocholl/Bayerisches Staatsschauspiel

Der neue „Brandner Kaspar“ am Münchner Residenztheater lässt auf sich warten. Aus Krankheitsgründen musste die Premiere verschoben werden. Stattdessen las Franz Xaver Kroetz aus seinem Stück.

Das hat er jetzt nicht?!? Hat er doch?? Da, schon wieder! Franz Xaver Kroetz wirft tatsächlich seinem Publikum im Münchner Residenztheater Kusshände zu. Der Dramatiker, sonst öfters grantig unterwegs, ist an diesem Samstagabend (14. Juni 2025) ganz charmant. Steht ihm genauso gut.

Es ist aber auch ein ganz besonderer Auftritt, der am Ende heftig beklatscht und mit Standing Ovations gefeiert wird. Denn eigentlich hätte hier die Uraufführung des neuen Kroetz-Stücks „Gschichtn vom Brandner Kaspar“ stattfinden sollen. Wie berichtet, basiert sein Drama auf Motiven von Franz von Kobell (1803-1882) und ist ein Auftragswerk des Bayerischen Staatsschauspiels. „Und dann hat der Pegasus tatsächlich so wie früher, als ich jung war, geschissen: kurz und gut und ohne Qual“, verriet der Schriftsteller vorab im Gespräch mit unserer Zeitung. „Und da bin ich glücklich gewesen und wollte das Glück nicht zu viel herausfordern.“ Denn zunächst war Kroetz auch für die Titelrolle vorgesehen. Die hat schließlich aber Günther Maria Halmer übernommen. Da der 82-Jährige erkrankt ist, musste am Freitagabend die Premiere verschoben werden.

Franz Xaver Kroetz
Braucht bei seiner Lesung im Münchner Residenztheater kaum Requisiten: Franz Xaver Kroetz. © Residenztheater

„Der Tag wurde kompliziert. Es war ja auch Freitag, der 13.“ Daran erinnert Intendant Andreas Beck in seiner liebenswürdigen Begrüßung. „Also habe ich angerufen beim Dichter und habe ihm gesagt, wie die Situation ist, und er hat nicht sofort Nein gesagt. Er hat gekichert, und er hat gesagt: Dann machen wir das.“

Also liest Kroetz in diesen wunderbaren 90 Minuten sein neues Stück. Alle vier Akte inklusive Regie-Anweisungen. „Mein Freund, der Intendant, hat mich überredet. Und ich Depp hab’ mich überreden lassen“, wird er zuvor seine Version der Geschehnisse des Vortags zusammenfassen – und beim Blick ins ordentlich gefüllte Parkett feststellen: „Beim Sport tät man sagen: Das sind die echten Fans.“

„Brandner Kaspar“ am Residenztheater
Sie spielen die Premiere: Günther Maria Halmer als Brandner (li.) und Florian von Manteuffel (Boanlkramer). © SANDRA THEN

Bevor er am schwarzen Holztisch Platz nimmt, meint er noch, beinahe entschuldigend: „Was Sie heute sehen, ist halt a bisschen a Brennsuppn.“ Das freilich ist ausgemachter Schmarrn. Wie sehr dieser Text die Bühne braucht und auf der Bühne lebt, wird durch die Lesung des Schriftstellers klar: Kroetz hat die Geschichte vom Brandner, der dem Boanlkramer (in diesem Stück ohne d) mithilfe von Kerschgeist und Falschspiel 18 weitere Lebensjahre aus dem Gerippe leiert, entschlackt und auf ihren Kern zurückgeführt.

Am Tischchen braucht er nur wenige Requisiten und minimale Variationen in der Stimme, um die Leute mitzunehmen in die „Gegend um Schlier- und Tegernsee herum. Es geht um Berge, Dialekt und Glauben“, wie es im Text heißt. Die Sprache sei ein „verglühtes Oberbairisch“, steht dort außerdem. Kroetz, im beigen Leinenanzug und mit dunkelblauen Sneakers, lässt es erstrahlen. Es ist wirklich ein Jammer, dass er nicht mit auf der Bühne steht, wenn am Mittwoch (18. Juni 2025) Premiere ist.

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