Wochenlang verschwunden: Kremlgegner Nawalny wohl in Polar-Strafkolonie aufgetaucht
Mehrere Menschenrechtsgruppen und westliche Regierungen sind besorgt über den Verbleib Nawalnys. Nun meldet sich seine Sprecherin.
Moskau – Der seit drei Wochen vermisste russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ist nach Angaben seiner Sprecherin in eine Strafkolonie in der russischen Polarregion verlegt worden. Nawalny befinde sich in der Strafkolonie Nummer drei der Ortschaft Charp in dem im Hohen Norden Russlands gelegenen Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen, erklärte Sprecherin Kira Jarmisch. Nawalny gehe es gut, sein Anwalt habe ihn am Montag besucht.
Vor mehr als zwei Wochen hatten Anwälte zum letzten Mal Kontakt zu Nawalny in einem Straflager im Gebiet Wladimir östlich von Moskau. Seitdem fehlte aber jede Spur von Nawalny, der international als politischer Gefangener eingestuft ist. Von den russischen Behörden heiß es nur, dass er nicht mehr in dem Lager sei.
Rechtlich gebe es keine Beschränkungen, wie lange eine Verlegung zwischen zwei Haftanstalten dauern dürfe, sagte Jarmysch damals. „Es kann ihm also alles zustoßen in dieser Zeit. Er ist jetzt den Menschen komplett ausgeliefert, die vor drei Jahren versucht haben, ihn zu töten“, sagte sie.

Nawalnys Team vermutetet Russland-Wahl als Motiv Putins
Als Grund für die Verschleppung des Oppositionspolitikers sieht sein Team die nahende Präsidentenwahl in Russland, bei der Staatschef Wladimir Putin sich im Amt bestätigten lassen will. „Der Kreml wollte nicht, dass Alexej in dieser Zeit irgendwelche Statements abgibt. Deswegen bin ich mir sicher, dass Putin den Befehl gegeben hat, Alexej irgendwohin zu transportieren“, sagte Jarmysch. Die USA und andere Länder fordern von Russland Aufklärung über Nawalnys Verbleib.
Nawalny gilt als schärfster innenpolitischer Kritiker Putins. Nach einem Giftanschlag, für den er den Kreml verantwortlich macht, war er zu seiner Behandlung nach Deutschland ausgereist. 2021 kehrte Nawalny nach Russland zurück und wurde dort inhaftiert. Im Sommer wurde seine Haftstrafe auf 19 Jahre erhöht. (AFP/dpa/rs)