Trumps Ablenkungsmanöver scheitern: Epstein-Debatte dominiert Schlagzeilen – US-Präsident wütet

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Donald Trump ist genervt von der Epstein-Debatte. Sein Ärger zeigt sich bei einer Pressekonferenz. Doch die Spekulationen reißen nicht ab.

Washington, DC – Donald Trump ist frustriert. Das hat einen einfachen Grund. Die USA kennen derzeit nur ein Thema: die Affäre um Jeffrey Epstein. Seine politische Agenda ist dagegen völlig in den Hintergrund geraten. Dieser Umstand macht Trump allem Anschein nach schwer zu schaffen.

Das zeigt auch sein aktueller Auftritt in Schottland. Bei der Pressekonferenz zum Handelsabkommen zwischen der EU und den USA fragte ihn ein Reporter, ob er den Deal möglicherweise deshalb etwas überstürzt vorangetrieben habe, um die Epstein-Story aus den Schlagzeilen zu verdrängen. „Das ist doch nicht Ihr Ernst“, antwortete ein sichtlich angefressener Trump. „Das hatte damit nichts zu tun.“

Trump hat Ausmaß der Epstein-Affäre offenbar völlig unterschätzt

Schon in den Tagen zuvor hatte sich Trump irritiert über die Epstein-Entwicklungen gezeigt. So hatte er seinem Ärger zuletzt auch auf seiner Online-Plattform Truth Social freien Lauf gelassen: Man habe die „besten sechs Monate“ eines Präsidenten in der Geschichte des Landes erlebt und was machten die Fake-News-Medien: Sie „wollen nur über den Jeffrey-Epstein-Schwindel reden!“

Tatsächlich hat Trump nach Ansicht eines Experten das Ausmaß der Epstein-Debatte „völlig unterschätzt“. Die Regierung gerate „in Panik“, sagte der Jurist Stephen A. Saltzburg der Washington Post. Nun versuche sie, das Thema zu wechseln und ringe verzweifelt darum, dem einen Sinn zu geben, was keinen Sinn ergebe.

Warum ist der Fall Epstein besonders?

Der Fall verknüpft schwerste Sexualverbrechen mit den obersten Kreisen der amerikanischen Elite. Finanzier Jeffrey Epstein, ein vielfacher Millionär, soll minderjährige Mädchen mit Geld angelockt und unter anderem in New York, Florida und auf seiner Privatinsel sexuell missbraucht haben. Unterstützt wurde er dabei von seiner langjährigen Partnerin Ghislaine Maxwell, die später verurteilt wurde.

Epstein pflegte enge Kontakte zu Prominenten. Laut Gerichtsakten tauchten folgende Personen zumindest bei einer seiner Veranstaltungen auf:

  • Bill Clinton
  • Bill Gates
  • Prinz Andrew
  • Michael Jackson
  • Stephen Hawking
  • David Copperfield

Bereits 2008 hatte Epstein durch einen für ihn vorteilhaften Deal ein Bundesverfahren in Florida umgangen – was ihn für viele zum Symbol einer moralisch und juristisch unantastbaren Elite machte. Der Fall eskalierte endgültig 2019, als Epstein nach seiner erneuten Verhaftung tot in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden wurde. Die Ermittlungen ergaben, dass es sich um Suizid handelte. Die Untersuchung der New Yorker Gerichtsmedizin stützte dies. Dennoch halten sich Spekulationen hartnäckig – je nach politischer Ausrichtung wurden wahlweise die Clintons oder Donald Trump verdächtigt.

Die Epstein-Affäre verfolgt Donald Trump bis nach Schottland.
Die Epstein-Affäre verfolgt Donald Trump bis nach Schottland. © Lesley Martin/AFP

Was hatte Trump mit Epstein zu tun?

Trump selbst verbrachte viel Zeit mit Epstein, wie zahlreiche Fotos und mehrere Party-Videos zeigen. Laut Protokollen flog Trump mindestens siebenmal in Epsteins Privatjet. In einem Interview aus dem Jahr 2002 mit dem New York Magazine nannte er Epstein einen „großartigen Mann“ – und sagte damals über ihn: „Es wird sogar erzählt, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich. Und viele von denen sind eher von der jüngeren Sorte.“

Epstein selbst bezeichnete Trump dem Journalisten Michael Wolff zufolge als seinen ehemals „besten Freund“ und erhob schwere, aber unbelegte Vorwürfe gegen Trump. Der distanzierte sich erst 2019 als Präsident von Epstein und erklärte, nichts vom Missbrauch gewusst zu haben. Inzwischen scheint klar, dass Trump zahlreiche Male in den Epstein-Akten auftaucht.

Zur Person: Jeffrey Epstein

Name Jeffrey Edward Epstein
Geboren 20. Januar 1953 in New York
Verstorben 10. August 2019 im Metropolitan Correctional Center
Beruf Investmentbaker
Geschwister Mark Epstein

Der Fall Epstein lässt die USA nicht los: Trump droht Kontrollverlust über eigene Bewegung

Nach Epsteins Tod zweifelte Trump immer wieder öffentlich an der Suizid-Version – obwohl er als Präsident Zugang zu allen Ermittlungsergebnissen hatte. Vor der US-Wahl 2024 setzte er voll auf die Karte Epstein – und versprach der MAGA-Bewegung, Licht ins Dunkel zu bringen und alle geheimen Ermittlungsakten zu veröffentlichen. Dass Trump mit Kash Patel und Dan Bongino zwei Anhänger unbelegter Theorien an die Spitze des FBI berief, wurde als Signal gewertet.

Doch dann kam die Kehrtwende: Patel und Bongino bestätigten die offizielle Version vom Suizid, Akten würden nicht freigegeben. Auch Justizministerin Pam Bondi ruderte zurück – obwohl sie zuvor behauptet hatte, eine „Kundenliste“ Epsteins liege auf ihrem Schreibtisch. Das Weiße Haus erklärte das mit einem Missverständnis. Dennoch fragen sich viele, ob Trump wohl selbst etwas zu verbergen hat. Immerhin schwärzte ihn auch Elon Musk an: „Zeit, die wirklich große Bombe platzen zu lassen: @realDonaldTrump ist in den Epstein-Akten“, schrieb der frühere Trump-Berater vor einigen Wochen auf X. Belege lieferte er nicht.

Wie gefährlich ist die Epstein-Affäre für Trump?

Der Druck wächst jedenfalls. Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sowie einige konservative Abgeordnete spüren den Unmut in ihren Wahlkreisen und fordern Transparenz – ebenso wie zahlreiche rechte Influencer. Angesichts ihrer sonst fast bedingungslosen Loyalität gegenüber Trump ist das bemerkenswert.

2016 behauptete Trump, er könne jemanden auf offener Straße erschießen, ohne eine Stimme zu verlieren. Doch der Bruch mit Teilen seiner treuesten Fans in der Epstein-Affäre könnte schwerer wiegen. Der 79-Jährige riskiert tiefe Risse im Fundament seiner Bewegung – und seine Partei womöglich eine herbe Niederlage bei den Zwischenwahlen und damit Machtverlust. Um Vertrauen zurückzugewinnen, müsste Trump reagieren. Nur anders als bisher. (cs mit dpa)

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