Handwerker hadern: Mit den Bauern protestieren oder lieber eigenständig?
In der Jahresversammlung der Schreinerinnung gab es Kontroversen. Dabei ging es um die Bauernproteste und die Arbeit der überregionalen Handwerksverbände.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Was ziemlich harmonisch begann, endete in einer heftigen Diskussion: In der jüngsten Jahresversammlung der Schreinerinnung für die Landkreise Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen ging es auch um Protestaktionen gegen die derzeitige Situation des Handwerks und der Schreiner im Besonderen.
Mit den Bauern demonstrieren oder nicht?
Während einige Mitglieder sich den Protesten der Landwirte anschließen wollten, bevorzugt Innungsobermeister Josef Oswald eigene Aktionen. „Sich an die Bauerndemo dranzuhängen, ist der falsche Platz, wenn wir etwas für uns erreichen wollen“, sagte er. „Wir müssen selbst zusammen etwas machen.“ Kreishandwerksmeister Martin Heimgreiter verwies auf einen gravierenden Unterschied in den Berufsgruppen: „Ob der Bauer im Winter daheim ist oder protestiert, ist ziemlich egal. Wenn wir Handwerker protestieren, dann kostet uns das viel Geld, weil jeder Angestellte hat, die er bezahlen muss.“ Schon deshalb befürchtet Oswald, dass es mit der Einigkeit für Protestaktionen nicht weit her sein wird.
Untätigkeit der Handwerksverbände wird beklagt
Allgemein beklagt wurde die Untätigkeit der überregionalen Handwerksverbände. Letztlich sagte Innungsobermeister Oswald: „Wir sind doch in der Innung, damit wir unser schönes Handwerk gegen unfähige Politiker von Schulabbrechern und Bleistiftspitzern, die noch nie richtig gearbeitet haben, bewahren können.“
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Eine leichte Verbesserung wurde bei den Zahlen zur Ausbildungssituation registriert. Hatte man 2023 nur noch 26 neue Lehrlinge, sind es heuer wieder 34. „Das sieht schon ein wenig besser aus, auch wenn wir noch weit von den Vor-Corona-Zahlen entfernt sind“, meinte Lehrlingswart Martin Thrainer. Im zweiten Lehrjahr sind derzeit 28 Schreiner und im dritten – „der letzte starke Jahrgang“ – 46 Auszubildende.
Busverbindungen zur Berufsschule in Miesbach sind „eine Katastrophe“
Mit einem Notendurchschnitt von 4,0 ist die letzte schriftliche Prüfung außerordentlich schlecht ausgefallen, während man im Praktischen noch 2,81 erreichen konnte. In der Gesellenprüfung 2023 mit 47 Prüflingen wurde in der Theorie ein Notendurchschnitt von 3,24 erreicht, in der Praxis war es eine 2,57. Innungsbester Neugeselle ist Andreas Hubert, der seine Prüfung mit 1,7 abschloss. Die beste praktische Prüfung legte mit einer Note von 1,4 Franz Schreyer ab. Im Wettbewerb „Die gute Form“ wurde Max Grobauer Sieger.
Einmal mehr wurde beklagt, dass die Schreiner-Lehrlinge in Miesbach zur Berufsschule gehen müssen. Einige sind überzeugt, dass die sehr schlechte Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs ans Tölzer Land mit daran Schuld sind, dass relativ wenige Lehrlinge zu finden sind. So bezeichnete Berufsschullehrer Falk Schwab die Busverbindung zwischen Bad Tölz und Miesbach als „schlicht eine Katastrophe“. (esc)