Tochter von Filmikone Grit Boettcher findet vernichtende Worte: „Meine Mutter wurde ausgenutzt“
Über sechs Jahrzehnte war Grit Boettcher als Schauspielerin tätig. Dabei war die Filmbranche für Frauen ein hartes Pflaster, wie jetzt ihre Tochter Nicole bestätigt.
Ismaning – Schon in den 1950er Jahren stand Schauspiel-Ikone Grit Boettcher (85) das erste Mal vor der Kamera. Den ersten großen Höhepunkt ihrer Karriere erlebte sie ab 1977 an der Seite von Harald Juhnke (†75) in der Comedy-Serie „Ein verrücktes Paar“. Doch jenseits der Kameras mochte einem das Lachen schon mal vergehen. Ihre Tochter Nicole Belstler-Boettcher (61) verriet, unter welchen Bedingungen ihre Mutter arbeiten musste und übt harte Kritik an der Filmbranche.
Schauspielerin Grit Boettcher: Sie wurde „kräftig ausgenutzt“
Nicole Belstler-Boettcher erinnert sich an die Zeit, als ihre Mutter Grit Boettcher in der Fernsehwelt Karriere machte. „Sie war unglaublich diszipliniert. Sie hat viel gearbeitet und natürlich dadurch weniger Zeit für mich und meinen Bruder gehabt“, erinnert sich die 61-Jährige im Interview mit Freizeit Monat. Allerdings habe sie die häufige Abwesenheit ihrer Mutter nicht als Defizit empfunden, sondern wäre dadurch schneller selbständig geworden.
Vielmehr beklagt Grit Boettchers Tochter, welches Frauen-Bild damals in der Film-Branche vorherrschte. „Da hatten die Männer die absolute Macht. Schauspielerinnen waren oft nur dekorative Objekte und wurden nicht nur sexualisiert, sondern auch kräftig ausgenutzt. Meine Mama auch“, verrät Nicole Belstler-Boettcher, die ebenfalls den Schauspiel-Beruf ergriffen hat. „Natürlich war das vielen nicht bewusst. Aber ich hätte mir nicht alles gefallen lassen.“
„Anzüglichkeiten, Besetzungscouchen, schäbige Verträge“ – So hart war die Filmbranche für Grit Boettcher
Dann wird die Tochter der Film-Ikone konkreter. „Die Anzüglichkeiten, die Besetzungscouchen und noch viel mehr. Von den teilweise schäbigen Verträgen mit den geringen Gagen muss man gar nicht reden. Aber so war damals die Zeit“, beschreibt Nicole Belstler-Boettcher die Bedingungen, unter denen ihre Mutter arbeiten musste. Dabei bezieht sie sich nicht nur auf die TV-Welt. „Frauen durften arbeiten, sich um die Familie kümmern und sonst nur hübsch lächeln.“

Noch vor zehn Jahren standen Nicole und ihre Mama als Mutter-Tochter-Gespann auf der Bühne. Heute lebt Grit Boettcher zurückgezogen in ihrem Haus in Ismaning bei München. Alleine ist sie jedoch nicht. Gemeinsam mit ihren Kindern lebt sie in einer Familien-WG, in der sich alle liebevoll um die 85-Jährige kümmern.
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2016 verstarb Fernsehproduzent Wolfgang Rademann im Alter von 81 Jahren. Der Tod des Begründers von „Das Traumschiff“ und „Die Schwarzwaldklinik“ war ein schwerer Schicksalsschlag für Grit Boettcher und hat ihr Leben maßgeblich verändert. Verwendete Quellen: Freizeit Monat 06/2024