Für die SPD tritt Marcel Keller als Direktkandidat im Wahlkreis 255 Memmingen-Unterallgäu an. Mit unserer Redaktion sprach er über seine Werte und seine Pläne, wie er die Region in Berlin vertreten wolle.
Trunkelsberg – „Ich würde mich in einer gewissen Weise schon als Gerechtigkeitsfanatiker bezeichnen“, sagte Marcel Keller schmunzelnd. Fairness und Chancengleichheit seien dem 31-jährigen Realschullehrer aus Trunkelsberg wichtige Anliegen. „Ich glaube an das Gute“, gab Keller zu, „auch wenn es manchmal fast aussichtslos ist.“ Keller will ein Mittelsmann zwischen der Region und Berlin sein. Es gehe ihm darum, in beide Richtungen verständlich zu kommunizieren.
Marcel Keller (SPD) will mit Scharfsinn und Verständnis für die Region vermitteln
Die SPD sehe er als eine gute Mischung aus der gesellschaftlichen Mitte. 2015, als der gesetzliche Mindestlohn eingeführt wurde, trat Keller der Partei bei. Besonders soziale Gerechtigkeit liege ihm am Herzen, so der 31-Jährige. „Es kann nicht sein, dass die sehr gut verdienende Oberschicht so viele Vorzüge genießt, während die arbeitende Gesellschaft und ärmere Bevölkerung jeden Cent fünfmal umdrehen und draufzahlen muss“, fasst Marcel Keller seine Überzeugung zusammen.
Gemeinsam ans Ziel zu kommen, erklärte Keller, sei manchmal wichtiger als seine Interessen durchzusetzen. Seiner Erfahrung zufolge könne man alles besprechen und Kompromisse finden, sei das in der Politik, in der Schule oder im Ehrenamt. Durch seine vielfältigen Tätigkeiten, etwa im Trunkelsberger Gemeinderat, als 1. Vorsitzender des Stadtjugendrings sowie als Pfarrgemeinderat, verbinde er Wissen über die Kommunalpolitik, Kompromissbereitschaft und ein Auge für die Probleme der jungen Bevölkerung.
Bundestagswahl 2025: Marcel Keller (SPD) will Rahmenbedingungen verbessern
Das Thema Migration gehe auch an ihm nicht spurlos vorbei. Er verstehe, dass darüber berichtet werden müsse, aber diese Extreme möchte er relativieren. „Es geht nicht ohne, aber wir müssen es geordneter hinbekommen.“ Schwierig, aber nicht unmöglich sehe er eine europäische Lösung, bei der jedes Land anteilig seinen Beitrag leiste. Etwa über gleiche Voraussetzungen für asylsuchende Menschen. „Ohne Migration wird es nicht funktionieren, weil wir einen großen Fachkräftemangel haben“, leitete Keller zu einem weiteren wichtigen Thema über.
Um diesem entgegenzuwirken, müssen Voraussetzungen für die zuwandernden Fachkräfte geschaffen werden, um sie besser zu integrieren. Sprachkurse und eine Aussicht auf Erwerbsarbeit würden vielen helfen, hier besser anzukommen. Dann würde auch die Kriminalität bei Zugewanderten abnehmen, so seine Vermutung. Man müsse sehen, dass es sich um Einzeltäter handle, die nicht die Mehrheit repräsentierten. Integration brauche vor allem eins: Zeit. „Betrachtet man die Personen, die 2015 nach Deutschland gekommen sind, dann sind stand 2024 68 Prozent von ihnen erwerbstätig“, erklärt Keller.
Auch für Rentenbeziehende könne eine gute Integration ausländischer Fachkräfte Vorteile haben, so Keller. Auf einen Rentenbeziehenden kommen aktuell zwei Beitragszahler, im Jahr 1973 waren es vier. Die Anzahl werde weiter sinken, vor allem durch den Renteneintritt der „Baby-Boomer“. Marcel Keller sieht hier die Möglichkeit, vom Gedanken, die Rente nur über die Versicherungsseite zu decken, wegzukommen. Denkbar wäre etwa eine Kombination durch Versicherungsbeiträge und Steuereinnahmen. „Wer 45 Jahre gearbeitet hat, dem muss eine existenzsichernde Rente zustehen und da dürfen wir keine Kürzungen vornehmen.“
Meine News
Einen besonderen Blick auf den Ukraine-Krieg kann Marcel Keller als Geschichtsund Politiklehrer vermitteln. „Russland darf diesen Krieg nicht gewinnen.“ Die Ukraine müsse in einer vernünftigen Weise unterstützt werden, unter gewissen Voraussetzungen auch mit Waffen.
Marcel Keller (SPD) hat besonderes Anliegen: das Ehrenamt
Ein Thema, welches für Marcel Keller einen großen Stellenwert hat, ist das Ehrenamt. Was ihm zu denken gebe, seien die bürokratischen Herausforderungen die Ehrenamtliche zunehmend zu meistern haben. „Die zunehmende Bürokratie frustet die Ehrenamtlichen doch sehr“, so Keller. Er veranschaulichte dies mit einem persönlichen Beispiel: Örtliche Vereine wollten vor Weihnachten einen Adventssonntag mit Punsch- und Essensständen organisieren. Für diesen Tag wäre eine Gaststättenerlaubnis erforderlich gewesen, weshalb die Pläne verworfen wurden. „Das Ehrenamt muss einem grundsätzlichen Wandel unterzogen werden“, so Keller. Eine gezielte staatliche Förderung für Vereine und Organisationen und die Leute, die dahinterstehen, sei notwendig.
Jeder, der mich kennt, weiß, dass man mit mir reden kann
Keller will ein offenes Ohr haben für die Belange der Bürgerinnen und Bürger und diese standhaft in Berlin vertreten. Wichtig sei ihm auch auf Augenhöhe zu kommunizieren und die Probleme der Menschen in der Region ernst zu nehmen. Welche Herausforderung sich auch stellen, Keller will sie mit einer gesunden Vernünftigkeit angehen.
Mit dem Kurier-Newsletter täglich zum Feierabend und mit der neuen „Kurier“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert sein. Besuchen Sie den Wochen KURIER auch auf Facebook!