Renten-Aufstockung: „4000 Euro für jedes Kind, und das Rentenproblem ist gelöst“
Renten-Aufstockung: „4000 Euro für jedes Kind, und das Rentenproblem ist gelöst“
Das Rentensystem in Deutschland kippt. Börsenexperten verweisen auf die strategische Bedeutung des Finanzsektors zur Alterssicherung und fordern klare Signale von der Politik.
Frankfurt – Der demografische Wandel stellt das deutsche Rentensystem vor immense Herausforderungen. Wie sieht die Zukunft der arbeitenden Generationen aus? Auf diese Frage versuchen Ökonomen und Politiker eine Antwort zu finden. Vorstandschef der Deutschen Börse, Stephan Leithner, hat eine eigene Vorstellung von einer funktionierenden Altersvorsorge: „Der entscheidende zweite Baustein ist der Kapitalmarkt“, wie er im Gespräch mit der F.A.Z. mitteilte.
Potenzial des Kapitalmarktes nutzen: „Es braucht klare Impulse“
Nicht nur für Verteidigungshaushalt und Wirtschaftswachstum, sondern auch für die Sicherung der Rente ist privates Kapital ein wichtiger Baustein einer Volkswirtschaft. In Deutschland fehlten jedoch bislang die richtigen Impulse der Politik, um das Potenzial der Börse richtig zu nutzen: „Diese Seite fehlt, und da braucht es einen klaren Impuls, der von oben kommen muss und der sich auch nicht zurückzieht auf die Aussage, da könnte man in zehn Jahren mal was ansparen“, so der Deutsche Börse-Chef.
Vor allem mit Blick auf die Altersvorsorge liegt nach Ansicht Leithners eine besondere Verantwortung bei Entscheidungsträgern: „Man muss sich gegenüber den eigenen Kindern wirklich schlecht fühlen. Es ist offensichtlich, dass deren Altersvorsorge nicht gesichert sein wird“, monierte der Vorstandschef. Hier sei der Handlungsbedarf der Politik offensichtlich. Doch seit Jahren bewegt sich gerade in diesem Bereich nichts.
Mehr Vertrauen in den Aktienmarkt: Schweden als Vorbild für Rentenreformen
Schweden beispielsweise gilt bei Rentenreformen als Vorbild. Dort gilt das sogenannte flexible Rentenmodell. Es gibt keine Altersgrenzen für den Rentenbeginn. Zudem setzt sich das Modell sowohl aus einer der deutschen ähnelnden Regelaltersrente, einer Betriebsrente vom Arbeitgeber und der freiwilligen privaten Altersvorsorge zusammen. Dabei ist die in der Regelaltersrente enthaltene Prämienrente verpflichtend: 2,5 Prozent des Rentenbeitrages werden in staatlich zertifizierte Aktienfonds angelegt.
Auch dort haben klare Impulse geholfen, mehr Vertrauen in den Aktienmarkt zu entwickeln. „In einem Jahr haben Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam auf die Gehaltssteigerung verzichtet, und diese einmaligen vier Prozent werden seitdem angelegt“, sagte Leithner. Damit wurde nicht nur ein wichtiger Baustein für die Altersvorsorge geschaffen, sondern auch ein funktionierender Kapitalmarkt.

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Rentenproblem gelöst? Statt zehn Euro monatlich, gleich 4.000 bei der Geburt
Voraussichtlicher Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) plant derweil eine „Frühstart-Rente“ für Kinder. Indem zehn Euro pro Monat vom Staat zwölf Jahre lang an jedes Kind fließen, soll die private Altersvorsorge in Deutschland reformiert werden. Für Merz sei dies der Grundstein zur „kapitalgedeckte Altersversorgung, damit die Menschen im Alter besser abgesichert sind“.
Chef der Deutsche Börse Leithner bietet hier eine Variante mit anderem Startpunkt an: „Geben wir doch jedem Kind 4000 Euro bei Geburt, verbinden das mit einem Arbeitslebenszyklus, und aus den 4000 Euro werden mit sieben Prozent Verzinsung knapp über 370.000 Euro Pensionskapital“, lautet der Vorschlag.
So wäre, mit Verwies auf das Renditedreieck des Deutsch Aktieninstituts, das Rentenproblem für Generationen gelöst. Den Staat würde dieses Modell bei der Anzahl der Neugeborenen drei Milliarden Euro jährlich kosten. „Das ist im Vergleich zum Ergebnis, das man damit erreicht, nicht besonders viel. Das wäre ein sehr starkes Signal“, meint Leithner im Interview mit der F.A.Z.
Private Altersvorsorge fördern: Bürger wünschen sich staatliche Zuschüsse
Mit der Aktienrente der Ampel wurde das Eis zum Kapitalmarkt ein wenig gebrochen. Mit Erträgen aus dem Kapitalmarkt soll das Rentenniveau von 48 Prozent gehalten werden. Das Rentenpaket II steht jedoch seitens Ökonomen und Experten in der Kritik. Das Modell falle zu sehr zulasten der Beitragszahler und entlastet hingegen Ruheständler. Wie eine repräsentative INSM-Umfrage zeigt, denken dies auch 40 Prozent der befragten Bundesbürger.
Angesichts der demografischen Veränderung schwindet das Vertrauen in die gesetzliche Rente zunehmend – die Angst vor Altersarmut ist groß. Der Umfrage zufolge würden rund ein Drittel der Bürger privat vorsorgen, wenn es staatliche Zuschüsse gebe. Kapp 30 Prozent würden dies tun, wenn es mehr Selbstbestimmung über das angelegte Geld gebe. Rund ein Viertel der Befragten unter der Bedingung, dass der Erwerb von Immobilien erleichtert würde, wie die Ergebnisse der Umfrage zeigten.