Von der Arbeitswelt überholt? Viele Deutsche fühlen sich überfordert – Jüngere besonders betroffen

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Deutsche fühlen sich überfordert. Besonders jüngere Generationen sehen sich durch Remote Work und KI unter Druck gesetzt. Fehlt die Zeit für Weiterbildung?

München – Die Arbeitswelt befindet sich in einem rasanten Wandel, geprägt von Digitalisierung, Remote Work und Künstlicher Intelligenz. Eine neue LinkedIn-Umfrage vom Oktober 2024 zeigt, dass über die Hälfte der deutschen Erwerbstätigen mit diesen Entwicklungen kämpfen und sich bei der Arbeit zunehmend überfordert fühlen. Besonders unter den jüngeren Generationen sind Sorgen weit verbreitet, beruflich den Anschluss zu verlieren, während auch Burn-out und ständige Erreichbarkeit immer größere Belastungsfaktoren darstellen.

Laut LinkedIn fühlen sich 70 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland überfordert vom Tempo der Veränderungen in der Arbeitswelt. Zum Vergleich: Eine im Februar 2024 veröffentlichte repräsentative Studie, der Pronova BKK, kam zu dem Ergebnis, dass 61 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland sich als gefährdet betrachten, an Überlastung zu erkranken. Besonders die Generation Z (46 Prozent) und die Millennials (49 Prozent) fühlen sich bedroht, durch die rasante Entwicklung abgehängt zu werden.

Stress im Job: Deutsche fühlen sich zunehmend bei der Arbeit überfordert. Besonders die fortschreitende Digitalisierung gilt als Faktor. © IMAGO / Shotshop

Hingegen zeigen sich ältere Generationen etwas weniger beunruhigt – lediglich 34 Prozent der 45- bis 54-Jährigen und nur 23 Prozent der über 55-Jährigen teilen diese Ängste. „Die Generation Z und die Millennials sind in einer digitalisierten Welt aufgewachsen, jedoch bringt das schnelle Tempo der Veränderungen selbst für diese Generationen Unsicherheiten mit sich“, erklärte die Wirtschaftspsychologin Patrizia Thamm von der Pronova BKK gegenüber der ÄrzteZeitung.

Überforderung der Generationen in der Arbeitswelt: Jüngere sind besonders betroffen

Remote Work und die Nutzung von KI im Arbeitsalltag stellen die größten Herausforderungen für deutsche Arbeitnehmer dar. Laut der LinkedIn-Studie struggeln 30 Prozent der Arbeitnehmer damit, die Anforderungen des Homeoffice zu meistern. Besonders die Team-Kommunikation leidet: Ein Viertel der Befragten gibt an, dass sie durch hybride Arbeitsmodelle Schwierigkeiten haben, effizient zu kommunizieren. Dies erschwert die Zusammenarbeit und führt zu Missverständnissen und Effizienzverlusten im Arbeitsalltag.

Auch die Integration von KI in die tägliche Arbeit bereitet vielen Arbeitnehmern Probleme. 26 Prozent der Befragten fühlen sich unsicher im Umgang mit neuen Technologien. Die Anwendung von KI im Beruf, so Barbara Wittmann, Country Managerin LinkedIn DACH, sei jedoch eine entscheidende Kompetenz in der modernen Arbeitswelt. Arbeitnehmer seien gefordert, sich in diesen Bereichen kontinuierlich weiterzubilden, um den technologischen Anschluss nicht zu verlieren.

Überforderung im Job: Kontinuierliches Lernen wird zur Schlüsselqualifikation

Mit der Digitalisierung wird kontinuierliche Weiterbildung zur neuen Norm in vielen Berufen. Laut der LinkedIn-Studie sehen 33 Prozent der deutschen Arbeitnehmer die Notwendigkeit, sich regelmäßig weiterzubilden, um in der modernen Arbeitswelt bestehen zu können. In einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt, so Wittmann, sei Berufserfahrung allein nicht mehr ausreichend. Fachkräfte müssten heute flexible Fähigkeiten wie den Umgang mit KI und digitalen Kommunikationstools beherrschen.

Allerdings klagen viele Arbeitnehmer über mangelnde Zeit für Weiterbildung: 28 Prozent der Befragten geben an, keine Zeit für Qualifizierungsmaßnahmen zu haben. „Arbeitgeber müssen eine Kultur des kontinuierlichen Lernens schaffen und die notwendigen Freiräume bieten“, fordert Wittmann. Nur so könne das Wissen in Unternehmen auf dem neuesten Stand gehalten werden, was wiederum auch den Unternehmenserfolg sichere.

Hohe Burn-out-Risiken durch Dauerstress und Arbeitsdruck

Der Wunsch nach Orientierung zeigt sich auch in der steigenden Nachfrage nach Online-Lernplattformen wie LinkedIn Learning. Dort ist der Abruf von KI-bezogenen Kursen im letzten Jahr um 117 Prozent gestiegen.

Die Überforderung durch die rapide Transformation der Arbeitswelt zeigt sich zunehmend auch in den steigenden Burn-out-Zahlen. Laut der Studie „Arbeiten 2023“ der Pronova BKK gaben rund 30 Prozent der Befragten an, dass sie in ihrem Leben bereits ein Burn-out hatten. Auch bei der Generation Z ist die Lage besonders alarmierend: 18 Prozent der jungen Berufstätigen erlebten, laut eigenen Angaben, in den letzten zwölf Monaten einen Burn-out. Die Gründe dafür sind vielfältig: Überstunden und permanenter Termindruck setzen viele Arbeitnehmer unter Stress. Die häufige Erreichbarkeit und der ständige Wechsel zwischen digitalen Kommunikationsplattformen schaffen zusätzliche Belastungen. (ls)

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