Kommentar: Misserfolg bei der Energiewende hat mehrere Väter

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Hans Moritz, Redaktionsleiter des Erdinger/Dorfener Anzeiger. © Studio Mohr - Erding

Die Energiewende im Erdinger Land kommt nicht so recht voran. Das liegt zum einen an den Gemeinden. Aber auch die Gesellschaft, die eigens dafür gegründet worden war, zieht nicht so recht, kritisiert Redaktionsleiter Hans Moritz in seinem Kommentar zum Wochenende.

Die Kommunalpolitik im Erdinger Land ist gerade dabei, die Energiewende vor Ort grandios scheitern zu lassen. Der Misserfolg hat dabei mehrere Väter. Die Energieversion, eine Gesellschaft des Landkreises und seiner Gemeinden, soll Potenziale erneuerbarer Energien heben, bündeln und umsetzungsreif machen. Nun springt eine Gemeinde nach der anderen ab, zuletzt Buch am Buchrain.

Einzellösungen werden aber nie die Effizienz haben wie ein abgestimmtes Vorgehen über Gemeindegrenzen hinweg. Doch das Kirchturmdenken dominiert, was sich an Äußerungen wie „Wir haben keine Flächen, also brauchen wir auch nicht mitzumachen“ manifestiert.

Aber auch die EVE trägt zu ihrem eigenen Bedeutungsverlust bei. Einer ihrer Geschäftsführer ist der Wartenberger Bürgermeister Christian Pröbst. Man hat ihn bisher nicht als Kämpfer für die Energiewende erlebt, sein Wirkungsradius reicht über seine Heimatgemeinde nicht hinaus. Er hätte die Gemeinden besuchen und für die – gute – Sache werben müssen, so wie es einst die Verantwortlichen des Pflegekrisendienstes mit erstaunlichem (und letztlich erfolgreichen) Engagement getan haben. Was das erstaunte Bayern gerade im Altöttinger Forst mit dem gescheiterten Windpark für das Chemiedreieck erlebt, droht auch Erding.

Die Bürgermeister haben sich Einmischung in ihre kommunale Hoheit verbeten, als die Kreistags-Grünen Grünflächen- und Solarflächenkataster auf Kreisebene durchsetzen wollten. Dann müssen sie aber auch liefern – und, bitte, mehr als nur eine PV-Anlage auf einem Kindergarten- oder Schuldach. Die dringend notwendige Energiewende macht halt nicht am Ortsschild Halt.

Und so können am Ende auch die Erdinger Gemeinden eine Teilschuld tragen, sollte der Strom in Bayern teurer werden als im Rest der Republik. Denn im Norden steht grüner Strom oft im Übermaß zur Verfügung. Weil hier zu wenig Energie erzeugt wird und Leitungen in den Süden fehlen – CSU und Freie Wähler haben sie jahrelang torpediert – müssen etwa an der Küste Windräder gestoppt werden, weil zu viel Strom vorhanden ist. Genau deswegen und weil die EU Deutschland im Genick sitzt, droht eine Aufteilung in Stromzonen – zulasten des Südens. Das wiederum wird die Industrie deutlich zu spüren bekommen – und diesmal nicht wegen der Ampel.

Bleibt das Erdinger Land weiter untätig, droht es das Heft bei der Ansiedlung von Windrädern aus der Hand zu verlieren. Denn schon bald können sich Investoren auf dem Land einkaufen und im privilegierten Verfahren Windkraftanlagen errichten. Gemeinden und Landkreis sollten aber trotz aller Widerstände die Energiewende aktiv gestalten und nicht zu Getriebenen werden. Oder sie verlieren an Legitimation. ham

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