Rundgang durch Container-Dorf im Moarhölzl: Im Juni ziehen die ersten Geflüchteten ein
Die Möblierung fehlt noch: Erst ab Juni wird das Containerdorf für bis zu 218 Geflüchtete im Holzkirchner Moarhölzl belegbar sein. Bei einem Rundgang wird deutlich, dass die Unterkunft auch familientauglich ist – und so robust gebaut, dass sie für einige Jahre betrieben werden kann.
Holzkirchen – Viel Platz ist nicht. 16 Quadratmeter, um genau zu sein. Zwei Betten, einzeln oder als Doppelbett platzierbar, dazu spartanische Spinde. Lisa Richters, Ehrenamtskoordinatorin im Caritas-Zentrum Miesbach, öffnet den Kühlschrank, der jeder Wohneinheit zugeteilt ist. „Okay, hat ein Eisfach“, stellt sie fest, „eine Info, die für das Team der Holzkirchner Tafel wichtig ist.“
Ein Musterzimmer immerhin konnte das Landratsamt ausstatten, um das neu entstandene Containerdorf im Moarhölzl südlich von Holzkirchen am Dienstag (7. Mai) bei einem Rundgang vorzustellen. Vertreter des neu gebildeten Helferkreises, der Polizei und Pressevertreter bekamen einen Eindruck, wie das zweigeschossige Ensemble aufgebaut ist. Die Dimensionen sind beeindruckend: 248 Container wurden zusammengebaut; das Quartier ist fast sieben Meter hoch, 72 Meter lang und 38 Meter breit; der Innenhof kommt auf 42 mal neun Meter.
Mit der Traglufthalle, die während der Flüchtlingskrise 2015/2016 an gleicher Stelle stand, sei diese Unterkunft nicht mehr zu vergleichen, betonte Landrat Olaf von Löwis. „Wir haben aus den Erfahrungen von damals gelernt.“ Das Containerdorf sei ein „Quantensprung, was die Wohnqualität anbelangt“. Wie Teresa Nitsch erklärte, die im Landratsamt zuständige Abteilungsleiterin „Sicherheit und Kommunales“, werden auch Familien einziehen, für die Wohnmodule flexibel verbunden werden können. Bis zu zwölf Personen lassen sich so als Einheit zusammenfassen.
Der Kühlschrank muss sein, weil sich die Bewohner selber verköstigen; dafür stehen acht Gemeinschaftsküchen zur Verfügung, ausgestattet mit Induktionsherden. Duschen und WC sind etagenweise zusammengefasst; in separaten Räumen gibt es Waschmaschinen und Trockner. Geheizt wird mit Flüssiggas.
Ein Sicherheitsdienst wird Tag und Nacht vor Ort sein. Die Caritas bietet laut Richters an vier Wochentagen jeweils halbtags Beratung an. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten“, betont Richters. Sie schätzt, dass ein Drittel der Bewohner diese Unterstützung kaum brauchen wird, da sie schon einer Arbeit nachgehen. Unabhängig von der Caritas steht ein gut 20-köpfiger Helferkreis aus Ehrenamtlichen bereit.
Während der Rohbau den letzten Schliff bekommt und der Außenbereich noch anzulegen ist, wartet das Landratsamt auf fast 20 Sattelschlepper, die 220 Betten, Stühle, Tische und Spinde anliefern. „Das ist eng getaktet“, sagt Nitsch. Ab Juni soll die Unterkunft nach und nach belegt werden. Ziel ist laut Löwis, damit das Notquartier in der Tegernseer Turnhalle auflösen zu können. Frauen, Männer und Kinder aus verschiedenen Ländern werden im Moarhölzl einziehen. Nur Ukrainer will das Landratsamt hier vorerst nicht einquartieren.
Zu den Kosten, die komplett der Freistaat übernimmt, wollte sich das Landratsamt nicht äußern. Löwis verwies darauf, dass noch nicht alle Arbeiten abgerechnet sind. Die Marktgemeinde, der das Gelände gehört, bekommt eine Pacht überwiesen. Klar ist, dass das Containerdorf kein kurzfristiges Provisorium darstellt. Mindestens fünf Jahre (ab Juni) können die 218 Plätze der Unterkunft belegt werden; eine Verlängerung um bis zu zwei Jahre ist möglich.
„Viel zu lange“, so betonte Löwis, habe es gedauert, ehe das Container-Dorf seit den ersten Planungen im Sommer 2022 alle bürokratischen Hürden genommen habe. Angesichts des Flüchtlings-Zustroms „können wir uns dieses Tempo nicht mehr erlauben“. Schon Ende des Jahres, so hofft der Landrat, soll eine weitere, deutlich größere Container-Unterkunft (500 Plätze) im Warngauer Gewerbegebiet in Betrieb gehen.
Meine news
Unser Holzkirchen-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.
Auch interessant
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion