Eskalation im Handelskrieg: Kanadische Gegenzölle bleiben, „bis USA Respekt zeigen“
Der Handelsstreit zwischen USA und Kanada eskaliert, ein Ende ist nicht in Sicht. Der neu gewählte kanadische Premierminister Mark Carney zeigt sich entschlossen gegen Trumps Zölle.
Ottawa - An den US-Börsen herrscht Unsicherheit, und viele Kurse sind in den letzten Tagen stark gefallen. Das Chaos, das US-Präsident Donald Trump mit seiner Zollpolitik verursacht, macht kurzfristige Marktprognosen nahezu unmöglich. Besonders der Handelsstreit zwischen Kanada und den USA sorgte zuletzt für Verwirrung. Nachdem Trump wiederholt Zölle angekündigt und dann teilweise oder ganz zurückgenommen hatte, reagierte die kanadische Regierung unter dem baldigen neuen Premierminister Mark Carney entschlossen. Sie erklärte, die Gegenzölle aufrechtzuerhalten, „bis die Amerikaner uns Respekt entgegenbringen.“ Doch auf Gegenmaßnahmen reagiert Trump nur mit weiteren Zöllen – ein baldiges Ende des Handelskriegs scheint nicht in Sicht.
Trotz teilweiser Aussetzung der US-Zölle: Kanadas Regierung hält entschlossen an Gegenzöllen fest
Es begann damit, dass Trump kurz nach seinem Amtsantritt im Januar verkündete, die US-Nachbarländer Kanada und Mexiko ab Februar mit US-Einfuhrzöllen in Höhe von 25 Prozent zu belegen. So wolle er die Sicherung der Grenze in die USA gewährleisten, mit dem Ziel, die Einfuhr des tödlichen Opioids Fentanyl zu reduzieren und illegale Einwanderung zu verhindern. Doch bevor Kanada Anfang Februar die Gelegenheit dazu bekam, mit Gegenzöllen zu antworten, vertagte Trump die Zollmaßnahmen um einen Monat auf Anfang März – und der kanadische Premierminister Justin Trudeau zog nach.
Einen Monat später eskaliert der Konflikt erneut: Trump verhängt die Zölle am 4. März, nur um sie für die meisten betroffenen Sektoren wenige Tage später wieder auszusetzen. Die volle Strafmaßnahme soll nun Anfang April erfolgen. Dieses Mal reagierte Kanada mit Gegenzöllen in Höhe von 25 Prozent auf Waren im Wert von rund 20 Milliarden US-Dollar, darunter Produkte wie Orangensaft, Kaffee und Obst. Während Trump teilweise einen Zollaufschub gewährt, behält die kanadische Regierung ihre Gegenzölle bei und droht vor weiteren Zöllen auf Waren wie Autos, Lastwagen und Stahl, die Waren im Wert von rund 90 Milliarden US-Dollar treffen könnten.

Entschlossen zeigt sich auch der am Sonntag gewählte zukünftige Premierminister Mark Carney, der Trudeau nach zehn Jahren ablösen soll. Er gewann die Wahl als Vorsitzender der Liberalen Partei mit 86 Prozent der Stimmen. In seiner Siegesrede am Sonntag unterstützte er die Entscheidung der kanadischen Regierung, mit eigenen Zöllen zu reagieren. Er betonte: „Meine Regierung wird unsere Zölle beibehalten, bis die Amerikaner uns Respekt entgegenbringen – und glaubwürdige, verlässliche Zusagen zu freiem und fairem Handel machen.“ Auch eine anonyme Quelle von Bloomberg berichtet, dass Kanada seine Vergeltungszölle unter keinen Umständen vollständig aufheben wird – erst recht nicht im Austausch für eine nur teilweise Rücknahme der US-Zölle.
Weitere Eskalation im Handelsstreit zwischen Kanada und den USA – Trump verschärft Zölle
Am Montag eskalierte der Handelsstreit erneut. Doug Ford, Premier der kanadischen Provinz Ontario, kündigte einen zusätzlichen Zuschlag von 25 Prozent auf den Stromexport in die USA an. Zudem drohte er, diese Abgabe weiter zu erhöhen oder den Stromfluss in die USA sogar komplett einzustellen, sollte Trump seine Provokationen gegen Kanada fortsetzen.
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Trumps Reaktion fiel wenig besonnen aus. Auf seiner eigenen Social-Media-Plattform wetterte er gegen Kanada: „Wir brauchen eure Autos nicht, wir brauchen euer Holz nicht, wir brauchen eure Energie nicht – und sehr bald werdet ihr das herausfinden. MAKE AMERICA GREAT AGAIN!!!“ Außerdem forderte er erneut, dass Kanada sich den USA anschließen solle. Doch es blieb nicht bei Worten: Im Weißen Haus veranlasste er, die Zölle auf kanadischen Stahl und Aluminium von 25 auf 50 Prozent zu erhöhen – doppelt so hoch wie der globale Zollsatz, der seit dem 12. März wirkt. Daraufhin nahm Ontarios Premier Ford die Stromabgabe zurück, woraufhin auch der amerikanische Wirtschaftsminister Howard Lutnick auf die Verdopplung der Vergeltungszölle verzichtete.
Die Eskalation erschütterte am Dienstag, 11. März, die Märkte. Der Industrieindex Dow Jones fiel im Zuge um 478 Punkte (1,1 Prozent), wie MarketWatch berichtete. Trumps allgemeines Zollchaos verunsichert Investoren und führte bereits zu Abverkäufen im Tech-Sektor. Der S&P 500 verlor in diesem Jahr rund 15 Prozent – ein Großteil davon durch Einbrüche bei Konzernen wie Nvidia, Tesla und Amazon.
Das steht im Handelskonflikt zwischen den USA und Kanada auf dem Spiel
Am Ende ist der Handelsstreit zwischen Kanada und USA für beide Akteure wirtschaftlich riskant. Etwa 80 Prozent der kanadischen Exporte – darunter vor allem Öl, Gas und Autos – gehen in die USA. Gleichzeitig stammen rund 60 Prozent der US-Ölimporte aus Kanada. In beiden Fällen drohen durch die Zölle steigende Preise und Inflationsgefahr. Doch Trump scheint das nicht zu kümmern. In einem Interview mit Fox News erklärte er am Sonntag, dass er eine Rezession nicht ausschließen könnte. Wenige Tage später ruderte er jedoch zurück und betonte: „Ich sehe das überhaupt nicht. Ich denke, das Land wird boomen.“ Für klare Antworten müssen sich Anleger und die Industrie vorerst gedulden.