Boris Palmer beklagt nach tödlichem Vorfall „Gewalt entwurzelter Männer“
Bei einem Einsatz in der Region Stuttgart erschoss die Polizei einen Asylbewerber, der mit einem Messer einen Beamten schwer verletzt hatte. Boris Palmer beklagt die „Gewalt entwurzelter Männer“.
Tübingen – In Wangen im Landkreis Göppingen (Baden-Württemberg) hat die Polizei einen Asylbewerber erschossen, der zuvor die Beamten mit einem Messer angegriffen hatte. Am Donnerstag (26. Juni) wollte die Polizei einem Afghanen einen sogenannten Vorführbefehl aushändigen. Dieser griff die Beamten aber mit einem Messer an, verletzte einen der Polizisten schwer – aber nicht lebensgefährlich – und wurde anschließend von mehreren Schüssen getroffen. Trotz sofort eingeleiteter Maßnahmen erlag er diesen.
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) äußerte sich am folgenden Tag zu den Geschehnissen in Wangen und erklärte, dass es bei diesem gleich zwei strukturelle Probleme gebe. „Nicht nur der Innenminister ist das Leid“, schreibt Palmer auf Facebook. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) hatte den Messerangriff auf die Beamten scharf verurteilt und für Verständnis für den letztendlich tödlichen Schusswaffengebrauch geworben.
Boris Palmer beklagt nach Vorfall in Wangen „die Gewalt entwurzelter Männer“
Boris Palmer, der seinen Facebook-Post mit dem Verweis „@ACAB“ versehen hat – der Kurzform für „All Cops Are Bastards“, mit der die Chefin der Grünen Jugend, Jette Nietzard, jüngst für Kontroversen sorgte –, sieht aber zwei Seiten der Medaille. „Die einen beklagen strukturellen Rassismus bei der Polizei. Andere sehen, dass es wieder ein Afghane war, der mit dem Messer angegriffen hat.“ Für den Tübinger Rathauschef sei das Problem aber insgesamt „die Gewalt entwurzelter Männer aus gewaltgeprägten Gesellschaften“.
Die Formulierung „wieder“ bezieht Palmer wahrscheinlich auf den Vorfall im fränkischen Aschaffenburg, bei dem im Januar ein Afghane bei einem Messerangriff zwei Menschen getötet hatte, darunter ein Kleinkind. Boris Palmer hatte nach diesem Vorfall „endlich Taten“ gefordert. Erst Anfang des Monats hatte dagegen die Polizei in München eine Messerangreiferin erschossen, die zwei Menschen verletzt hatte.
Cem Özdemir: „Wir müssen wissen und steuern, wer zu uns kommt“
Die Debatte, ob tödliche Gewalt vonseiten der Polizei als letztes Mittel zu rechtfertigen ist, dauert seit langem an. Neben Innenminister Strobl äußerte sich auch Cem Özdemir (Grüne), Kandidat für die Nachfolge von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, eher zugunsten der Polizei. „Es läuft etwas gewaltig schief, wenn sich die Polizisten beim Durchsetzen des Rechtsstaats selbst täglich in größte Lebensgefahr begeben“, schrieb Özdemir auf X. „Wir müssen wissen und steuern, wer zu uns kommt.“