Die „René will Rendite“-Kolumne - Die fünf größten Fehler bei ETFs

Das Problem kann sich allerdings ergeben, wenn man noch weitere ETFs aufnimmt (zum Beispiel für bestimmte Themen oder Branchen) oder zusätzlich Einzelaktien im Depot hat. Dann besteht die Gefahr, unbewusst immer wieder in die gleichen Aktien zu investieren und so ein verstecktes Klumpen-Risiko im Depot zu haben. Die Aktie von Microsoft befindet sich zum Beispiel in zahlreichen Indizes: Sie ist Teil des MSCI World, des S&P 500, des Nasdaq100 und des MSCI Information Technology Index, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die Seite ETFDB.com listet insgesamt 782 ETFs auf, die die Microsoft-Aktie enthalten, in 444 zählt sie demnach zu den Top 15-Positionen.

Deshalb mein Ratschlag: Schauen Sie immer, bevor Sie einen ETF kaufen, in die Beschreibung (das sogenannte Factsheet), um sich einen Überblick über die einzelnen Aktien und ihre Gewichtung zu verschaffen. Sonst investieren Sie Ihr Geld nicht breit gestreut, sondern Ihr Erfolg beim Vermögensaufbau hängt von wenigen Aktien ab.

2. ETFs kurzfristig kaufen und verkaufen

ETFs lassen sich wie Aktien einfach über die Börse kaufen und verkaufen. Was sehr bequem ist, kann aber auch zum Nachteil werden. Denn man ist schnell verleitet, sich in schwierigen Zeiten wieder von seinen ETFs zu trennen. Doch genauso schnell, wie es mit den Kursen runterging, kann es auch wieder hochgehen. Wer dann nicht investiert ist, hat das Nachsehen. Das macht einen langfristigen Vermögensaufbau schwer. Untersuchungen zeigen: Wer jedes Jahr nur eine Handvoll der besten Börsentage verpasst, schmälert seine Rendite erheblich.

Ein wichtiger Faktor für den Anlageerfolg ist daher, auch in schwierigen Zeiten dabei zu bleiben und weiter zu investieren. Bei ETFs ist das in der Regel besonders leicht über einen Sparplan möglich, bei dem Sie jeden Monat für eine festgelegte Summe nachkaufen. Wer auf weltweit breitgestreute ETFs setzt und einen langfristigen Anlagehorizont hat, muss dann keine Angst vor Kursrückschlägen haben. Bei Themen-ETFs sieht die Sache etwas anders aus (siehe nächster Punkt).

3. Auf Themen-ETFs setzen

Themen-ETFs sind aus meiner Sicht nur selten empfehlenswert. Der Grund: Sie werden meistens erst aufgelegt, wenn ein Großteil der Performance schon passiert ist. Das ist fast zwangsläufig so. Denn kein Emittent würde einen Themen-ETF starten, wenn er nicht auf einen satten Kursanstieg als Kaufargument verweisen könnte.

Vielfach sind die vermeintlichen Megathemen, die in diesen ETFs abgebildet werden, aber eher ein kurzfristiger Hype als ein nachhaltiger Trend. Das heißt, der Kurs schießt in die Höhe und stürzt dann wieder ab. Entsprechend kam das Analysehaus Morningstar in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass auf Sicht von zwölf Monaten (6/2023 bis 6/ 2024) nur knapp 20 Prozent der Themenfonds in Europa den globalen Aktienmarkt, gemessen am Morningstar Global Target Market Exposure Index, übertroffen haben. Blickt man 15 Jahre zurück, sinkt die Erfolgsquote auf nur mehr fünf Prozent. Dazu kommt: Mehr als zwei Drittel der Themenfonds, die vor 15 Jahren in Europa auf dem Markt waren, existieren mittlerweile schon nicht mehr.

Mein letzter Punkt: Die Gewinner eines neuen Trends stehen am Anfang noch gar nicht fest. Zwar sind kleine, innovative Firmen die ersten, die darauf setzen (und dann auch in die Themen-ETFs kommen). Nach und nach übernehmen aber oft die etablierten Konzerne den Markt und verdrängen mit ihrer Vertriebs- und Marketingmacht die Newcomer. Gut zu sehen war das zum Beispiel bei Beyond Meat: Das Unternehmen wurde wegen seiner fleischlosen Produkte gehypt, die Aktie stieg bis auf über 200 Euro. Dann stiegen andere, etablierte Lebensmittel-Konzerne in den Markt ein. Inzwischen steht die Aktie nur noch bei vier Euro.

4. Den Unterschied zwischen thesaurierend und ausschüttend ignorieren

ETFs gibt es sehr häufig in zwei Varianten: thesaurierend und ausschüttend. Der Unterschied besteht darin, was mit den Dividenden passiert. Bei thesaurierenden ETFs werden sie direkt wieder reinvestiert, bei ausschüttenden auf das Konto des Anlegers überwiesen.

Zwar mag ich persönlich gerne Dividenden-ETFs, die in aller Regel ausschüttend sind. Die regelmäßigen Auszahlungen sind für mich Ansporn und Motivation: Ich will die Summe immer weiter wachsen sehen.

Nüchtern betrachtet sind für den langfristigen Vermögensaufbau ehrlicherweise thesaurierende ETFs sinnvoller. Denn mit jeder Ausschüttung fließt Geld ab, das sich nicht weiter vermehren kann. Im Prinzip könnte man zwar die Dividende direkt wieder reinvestieren, doch allzu oft ist man verleitet, das Geld auszugeben oder man hat nicht direkt eine passende Anlageidee.

5. Nicht auf die Gebühren achten

ETFs sind günstig, aber es gibt günstige und sehr günstige. Laufend kommen neue ETFs auf den Markt, die den gleichen Index noch ein bisschen günstiger abdecken. Hier ist es sinnvoll, immer mal wieder zu schauen und zu vergleichen, ob man nicht noch ein bisschen sparen kann. Kleine Unterschiede in den Gebühren können auf Sicht von 20 oder 30 Jahren ein paar tausend Euro ausmachen: Wer jeden Monat 100 Euro in einen ETF mit Kosten von 0,3 Prozent investiert, hat nach 30 Jahren rund 110.891 Euro (Durchschnittsrendite von sieben Prozent/Jahr). Kostet der ETF hingegen nur 0,1 Prozent, sind es 115.317 Euro.

Das heißt: Immer mal wieder schauen, was sich getan hat. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass Sie den teureren ETF sofort verkaufen, wenn Sie eine günstigere Alternative finden. Die fälligen Steuern auf den Gewinn würden die Kosten-Ersparnis wahrscheinlich mehr als auffressen. Besser, den alten ETF einfach liegenlassen, nicht weiter besparen und stattdessen den Sparplan auf den anderen ETF umstellen.

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