Merz-Regierung plant drastische Steuersenkung – „größte Modernisierung seit Jahrzehnten“

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Die Merz-Regierung will die Steuern senken. In erster Linie profitieren von den Entlastungen die Unternehmen. Klingbeil verspricht sich höhere Einnahmen.

Berlin – Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) bringt angeblich bereits jetzt umfassende Steuersenkungen für Unternehmen auf den Weg. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf das Handelsblatt. Angeblich sollen die Entlastungen über mehrere Jahre hinweg anwachsen und 2029 dann 17 Milliarden Euro betragen. Damit will Klingbeil mehrere im Koalitionsvertrag festgeschriebene Maßnahmen umsetzen.

Steuersenkungen der Merz-Regierung – wie sehen sie im Detail aus?

Konkret geht es um den sogenannten Investitionsbooster, die Senkung der Körperschaftssteuer und neue Abschreibungen für Elektroautos. Im Detail sieht das so aus: Der Investitionsbooster betrifft Unternehmen und beinhaltet Sonderabschreibungen auf Investitionen in den Jahren 2025, 2026 und 2027. Zwischen dem 30. Juni 2025 und dem 1. Januar 2028 sollen Abschreibungen in Höhe von 30 Prozent gelten.

Friedrich Merz in Aachen.
Friedrich Merz in Aachen (Symbolfoto). Die Merz-Regierung will die Steuern senken. In erster Linie profitieren davon die Unternehmen. Klingbeil verspricht sich davon höhere Einnahmen. © IMAGO / Panama Pictures

Anschließend folgt eine Senkung der Körperschaftsteuer. Hier soll der Steuersatz bis 2032 in fünf Schritten von 15 auf zehn Prozent sinken. Dazu steht eine „großzügigere“ Ausgestaltung der steuerlichen Forschungszulage bevor. Für Firmen, die E-Autos kaufen, sei eine besondere Abschreibung geplant: Im Jahr des Kaufs solle eine Abschreibung von 75 Prozent gelten.

So profitieren Unternehmen von Steuersenkungen – Merz-Regierung verliert 2029 rund 17 Milliarden Euro

Für Unternehmen bedeuten diese Maßnahmen, dass sie über die kommenden Jahre von einem wachsenden Volumen der Steuersenkungen profitieren. 2025 soll sich dieses auf 2,5 Milliarden Euro beziffern, im Folgejahr sollen es 8,1 Milliarden Euro sein und 2029 dann betragen die Steuersenkungen 11,3 Milliarden Euro.

Die Einnahmen für den Staat sollen dabei zeitversetzt sinken. 2025 fehlen 630 Millionen Euro, im Jahr 2026 vier Milliarden Euro und 2019 dann 17 Milliarden Euro. Laut Reuters verteilen sich diese Steuerausfälle dann auf Bund, Länder und Kommunen.

Deutschland als Hochsteuerland – Merz-Regierung muss Standortvorteile schaffen

Damit geht Klingbeil eines der für die deutschen Unternehmen wichtigsten Themen an. Seit längerer Zeit fordern diese immer wieder eine Senkung von Steuern, um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. „Für Unternehmen ist Deutschland in den vergangenen 15 Jahren zu einem Hochsteuerland geworden“, schrieb die Zeitung Wirtschaftsdienst im Jahr 2024. Die hohe Steuerbelastung sorge für direkte Nachteile im internationalen Standortwettbewerb. Steuersenkungen würden, das hätten Simulationsberechnungen gezeigt, vor allem bei privaten Investitionen zu einem „spürbaren Aufschwung“ führen.

Laut einem Bericht der OECD liegt die Steuerbelastung für Unternehmen im Schnitt aller OECD-Länder bei 23,6 Prozent (Stand 2023), während die EU-Staaten außer Deutschland im Schnitt auf 21,1 Prozent Steuern kommen. In Deutschland selbst liegt die Steuerbelastung für Gewinne bei rund 30 Prozent (DIHK).

Die Wirtschaftszeitung verwies hinsichtlich der Effekte auf die Jahre 2001 und 2008 – damals sei es bereits gelungen, durch Reformen den Abstand zu anderen OECD-Ländern zu verringern.

Industrie fordert Steuersenkungen – „Stimmung“ in der Wirtschaft muss sich drehen

Vonseiten der deutschen Industrie sind seit Monaten ähnliche Töne zu hören. Die Merz-Regierung müsse nun entschlossene Strukturreformen vornehmen und eine zügige Haushaltsplanung vorlegen, forderte Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) vor dem Hintergrund der Steuerschätzung Mitte Mai 2025.

„Dazu zählen auch Entlastungen für Unternehmen bei Steuern und Bürokratie. Sie geben dringend nötige Impulse und Planungssicherheit für private Investitionen“, erklärte Gönner. Konkret forderte sie die Umsetzung einer degressiven Abschreibung und der angekündigten Absenkung der Körperschaftssteuer. Nur so könnten noch in diesem Jahr Investitionen erfolgen.

Laut Gönner braucht Deutschland jetzt „schnell international konkurrenzfähige Unternehmensteuern von höchstens 25 Prozent.“ Zugleich müsse die Merz-Regierung daran arbeiten, den Solidaritätszuschlag abzuschaffen. Es gehe darum, die „Stimmung in der Wirtschaft zu drehen“.

„Größte Modernisierung seit Jahrzehnten“ – so will Merz-Regierung die Einnahmen steigern

Für alle im Koalitionsvertrag festgehaltenen Maßnahmen galt jedoch ein Finanzierungsvorbehalt. Hinsichtlich der Steuern scheint Klingbeil darauf zu setzen, dass die Investitionen die Wirtschaft in einem Maße ankurbeln, dass sie sich quasi selbst tilgen. „Wir müssen durch ein höheres Wirtschaftswachstum die Einnahmen stärken“, sagte Finanzminister Klingbeil im März. „Nur so gewinnen wir neue finanzielle Spielräume. Wir stoßen deshalb jetzt die größte Modernisierung unseres Landes seit Jahrzehnten an.“

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