Propaganda-Katastrophe für Putin: Russland verliert offenbar seinen ersten Prestige-Bomber

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Drohender PR-Gau: Russlands erster Prestige-Flieger Suchoi Su-57 könnte jetzt von einer ukrainischen Drohne vernichtet worden sein – am Boden in seiner Parkbucht. (Archivfoto) © IMAGO/Leonid Faerberg

Tarnkappenbomber tragen den Krieg von weit her in die Ukraine hinein – jetzt haben die Verteidiger möglicherweise den ersten davon vernichtet.

Achtubinsk – Jetzt scheint sie eingetreten zu sein, die Propaganda-Katastrophe: „Während ein Verlust durch technischen Defekt zumindest peinlich sowie teuer wäre und das Risiko mit sich brächte, dass geheime Militärtechnik in die Hände des Westens gelangt, käme ein Abschuss durch ukrainische Flugzeuge oder Luftabwehr einem propagandistischen Super-GAU gleich“, schrieb Patrick Zwerger. Der Autor der Flugrevue zielte ab auf Wladimir Putins Superfighter: Russlands Suchoi Su-57 – beziehungsweise dessen Verlust.

Die Ukraine will jetzt erstmal einen russischen Tarnkappen-Bomber getroffen haben. Das berichtet die Hauptverwaltung für Aufklärung des Verteidigungsministeriums (HUR), wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform schreibt. Ob der Flieger beschädigt ist oder zerstört, bleibt offen.

Pikant: Flieger wurde von Ukraine wohl auf russischem Boden getroffen

Pikant ist zusätzlich, dass der Flieger am Boden getroffen worden ist, zudem auf russischem Territorium. Die Ukraine bezieht sich auf Satellitenbilder eines Angriffs auf den Flugplatz Achtubinsk im Verwaltungsbezirk Astrachan, „589 Kilometer vom Kriegsgebiet in der Ukraine entfernt“, wie der Geheimdienst über verschiedene Medien verlauten ließ.

Für die Verteidiger der Ukraine stellt das insofern einen doppelten Erfolg dar, als dass Russland knapp ist an ihren Tarnkappenbombern. Und: Sie haben Putins Truppen bewiesen, dass sie die Gefahr von Gegenschlägen auch auf ihrem eigenen Territorium ernst nehmen sollten.

„Geht es nach dem Willen ihrer Schöpfer, könnte die Su-57 bald auch als fliegende Startplattform fungieren – für Einweg-Drohnen, voll mit Sprengstoff, die autonom ihr Ziel finden.“

Russischer Su-57 kann Gleitbombe in sicherem Abstand zur Luftabwehr der Ukraine ausklinken

Die Su-57 ist das Trägersystem für russische Gleitbomben, die außerhalb der Reichweite der ukrainischen Luftabwehr ausgeklinkt werden. So können die Trägersysteme in sicherem Abstand zu den Luftabwehr-Raketen operieren. Das scheint sich jetzt also geändert zu haben. Die Bilder zeigen laut der Veröffentlichung der HUR, dass die Su-57 am 7. Juni unversehrt auf dem Flugplatz gestanden hat und am 8. Juni „Brüche durch die Explosion und charakteristische Brandflecken aufgrund von Brandschäden in ihrer Nähe auftraten“.

Die HUR unterlässt Angaben, mit was für einer Waffe die Ukraine den Flughafen angegriffen hat; sie macht lediglich deutlich, dass dieser Erfolg bisher einmalig in der Geschichte des Ukraine-Kriegs sei. Auf dem Social-Media-Kanal Telegram kursieren Gerüchte von drei eingeschlagenen Drohnen.

Putins Pleiten: U-Boot im Dock versenkt, Bomber in der Parkbucht zerstört

Tatsächlich scheint dieser Angriff vergleichbar zu sein mit der Zerstörung des russischen U-Bootes „Rostow am Don“ auf der Krim im September 2023. Damals hatten die Ukrainer die Ordschonikidse-Werft in Sewastopol mit Marschflugkörpern angegriffen, während das U-Boot dort im Trockendock gelegen hatte.

Das Magazin Defense Express schrieb damals von der Zerstörung als einem „einzigartigen und beispiellosen Ereignis in der Geschichte“ – wobei das Boot tatsächlich nur ein Kollateralschaden gewesen zu sein schien. Die Ursache der Zerstörung war laut Defense Express wohl das Feuer nach dem Einschlag der Marschflugkörper. Auch die Su-57 schien nur das sekundäre Ziel der Ukrainer zu sein.

Allerdings ist der Verlust von Putins Prestige-Vogel möglicherweise hausgemacht, denn die Flugrevue berichtete bereits im Oktober vergangenen Jahres von einem vermeintlich fahrlässig sorglosen Umgang mit dem Flieger. Die Kritik war damals sogar aus Russland direkt gekommen. Das Magazin zitierte den russischen Militär-Blogger „Fighterbomber“, der auf seinem Telegram-Kanal monierte, dass die Flieger unter freiem Himmel parken würden. Er lieferte dazu ein Satellitenbild der Flugzeuge und prophezeite, das ginge gut „bis zur ersten Drohne“.

Dabei bezieht sich der, laut eigenen Aussagen pensionierte Jetpilot, nicht nur auf den materiellen Schaden, sondern auch auf den Verlust an Reputation des russischen Militärs: „Auch die medialen Verluste werden riesig sein“, mahnt er auf seinem Kanal.

Russlands hochfliegende Pläne im Ukraine-Krieg: Autonome Drohnen aus dem Bombenschacht

Der Blogger „Fighterbomber“ könnte sich jetzt bestätigt fühlen. Im Gegensatz zu offiziellen Quellen schrieb er vom Einschlag von drei Drohnen auf dem Flugplatz. Und auch er fürchtet das „historische“ Ereignis: dass die beschädigte Su-57 tatsächlich außer Gefecht sein könnte.

14 Stück soll Wladimir Putins Luftflotte davon besitzen, wie das von Flight Global herausgegebene aktuelle Weltluftwaffenverzeichnis ausweist. 62 neue Flieger seien demnach bestellt. Russland rüstet auf – was der Nato Kopfzerbrechen bereiten könnte. Allerdings sehen Analysten den Tarnkappenbomber auch in der Ukraine immer noch in der Testphase seiner Tauglichkeit.

Putin könnte Su-57 im Ukraine-Krieg auch bald als fliegende Drohnen-Plattform nutzen

Laut dem Luftwaffen-Index und Berichten der Flugrevue plant die russische Luftwaffe mit insgesamt 76 Maschinen bis Ende 2028. Die russische Nachrichtenagentur Interfax hatte im September 2022 gemeldet, bis Ende 2024 würden insgesamt 22 dieser Maschinen ausgeliefert sein – da war Wladimir Putin aber noch davon ausgegangen, seine „Spezialoperation“ in der Ukraine würde ein schnelles Ende finden.

Allerdings sprechen aktuelle Verlautbarungen davon, dass Russland bereits hochfliegende Pläne mit dem Vogel verbindet: „Geht es nach dem Willen ihrer Schöpfer, könnte die Su-57 bald auch als fliegende Startplattform fungieren – für Einweg-Drohnen, voll mit Sprengstoff, die autonom ihr Ziel finden“, schrieb darüber im April die Flugrevue.

Nach deren Beschreibungen soll die Su-57 eine „strahlgetriebene Einweg-Kampfdrohne“ laden und bis auf sichere Distanz an ihr mögliches Ziel herantragen. Der Clou der neuen Waffe soll darin bestehen, dass diese Drohne anhand eigener Sensorik autonom nach Zielen suchen und diese aufgrund eigener Entscheidung selbständig angreifen soll, wie Patrick Zwerger schreibt. Auf jeden Fall könne das Trägerflugzeug weiterhin weit außerhalb der gegnerischen Luftabwehr operieren.

Russlands Prestige-Projekt: „Lachnummer“ in den Augen der USA

Vor sechs Jahren hatte die westliche Welt den Flieger noch kleingeredet: „Russlands ,hochentwickelter‘ Kampfjet soll die Welt das Fürchten lehren — doch er ist eine Lachnummer“, titelte der Businessinsider (BI), aufgrund von US-Aussagen, dass der Flieger der US-amerikanischen F-16 unterlegen sein sollte.

Der Bürgerkrieg in Syrien hatte als Generalprobe der Einsatzfähigkeit des russischen Renommier-Objekts gegolten. „Tatsächlich nutzt Russland Syrien oft als Ausstellungsraum für seine Rüstungsexporte“, schrieb der BI im Jahr 2018. Und die Flugrevue spekulierte zwei Jahre später sogar, dass der Vogel eventuell auch in der Nato Dienst tun könne.

Indien und Iran sind Interessenten für Russlands Superbomber

Die Su-35 galt für das türkische Staatsoberhaupt Recep Tayyip Erdoğan als Plan B seiner Ambitionen auf den Kauf von US-amerikanischen F-35-Bombern. 2019 hatten die USA den Verkauf untersagt, seit Anfang dieses Jahres scheint der Deal aber wieder möglich.

Afrika, Südamerika und Asien werden von Fachjournalisten ebenfalls als Interessenten für den russischen Bomber gehandelt, daneben Indien, der Iran und dessen Erzfeind, der Irak.

Allerdings brauchen die potentiellen Kunden Geduld, wie Anatoli Serdjukow sagte. Die russische Nachrichtenagentur Tass zitiert den Direktor des Luftfahrtunternehmens Rostec dahingehend, dass der Export erst anliefe, wenn die russische Luftwaffe bestückt sei. Aufgrund des Ukraine-Kriegs und den damit zusammenhängenden Sanktionen rechnen Beobachter wie beispielsweise Table Media mit deutlichen Produktionsverzögerungen bei den beiden Prestige-Produkten Su-57 und dem Panzer T-14 Armata.

Putins Su-57 sorgte schon für viele Negativ-Schlagzeilen

Insofern scheint die Gefahr durch die Su-57 beziehungsweise durch eine schlagkräftige russische Luftwaffe gering zu sein. Die Schlagzeilen des Vogels jedenfalls sind miserabel. Weihnachten 2019 meldete die Nachrichtenagentur Reuters den Absturz eines Su-57-Testmodells. Bis heute ziehen sich durch die Jahre kritische Stimmen, beispielsweise über bereits wieder überholte Motoren, oder die insgesamt schleppende Produktion. Laut einer Veröffentlichung des Online-Magazins The War Zone aus 2018 sollten bis 2020 bereits 150 Maschinen dieses Typs den roten Stern tragen. Aber offenbar fehlt den jetzigen wenigen Maschinen sogar ein Dach über dem Cockpit.

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