Die ehrgeizige Polizeianwärterin Rebecca Henselmann wird Teil einer baden-württembergischen Spezialeinheit und bald in verdeckte Operationen geschickt. Zwischen Einsätzen gegen Drogen- und Waffenhandel entdeckt sie rechte Strukturen und Machtmissbrauch in den eigenen Reihen. Als sie zu viel weiß, wird sie selbst zur Zielscheibe. Der ARD-Film „Die Nichte des Polizisten“ (Mittwoch, 8.10., im Ersten und in der Mediathek) wagt sich an eines der rätselhaftesten Kapitel der jüngeren deutschen Kriminalgeschichte: den Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter im Jahr 2007.
Eine fiktive Geschichte mit realem Hintergrund
Im Zentrum des Films steht eine Szene, die sich in die deutsche Erinnerung eingebrannt hat: Zwei Polizisten sitzen in ihrem Streifenwagen, als sie von hinten attackiert und niedergeschossen werden. Diese filmische Hinrichtung verweist unmissverständlich auf den Mord von Heilbronn, bei dem die 22-jährige Michèle Kiesewetter tödlich getroffen und ihr Kollege schwer verletzt wurde.
Offiziell gilt der Mord von Heilbronn als das letzte Verbrechen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“, dessen Mitglieder zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und eine Polizistin töteten. Die Ermittler fanden Kiesewetters Dienstwaffe später im Besitz der Terroristen. Dennoch konnte bis heute niemand erklären, warum gerade sie zum Opfer wurde.
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Rebecca Henselmann – ein Spiegelbild von Michèle Kiesewetter
Die Hauptfigur Rebecca Henselmann, gespielt von Magdalena Laubisch, ist das filmische Pendant zu Michèle Kiesewetter. Wie ihr reales Vorbild stammt sie aus Thüringen, einer Region, in der der rechtsextreme „Thüringer Heimatschutz“ – Keimzelle des NSU – aktiv war. Rebeccas Onkel, ein ehemaliger Staatsschützer mit zwielichtiger Vergangenheit, symbolisiert die Nähe zwischen Sicherheitsbehörden und rechter Szene. Auch ihr Kollege im Film hat Verbindungen zum Ku-Klux-Klan – eine Anspielung auf tatsächliche Enthüllungen über baden-württembergische Polizisten, die in ähnlichen Kreisen verkehrten.
Die Macher des Films – Rolf Basedow, Nicole Armbruster und Gabriela Sperl – verstehen ihr Werk allerdings nicht als Rekonstruktion, sondern als Reflexion. Die Geschichte ist erfunden, doch sie bewegt sich in den Zwischenräumen des Bekannten: dort, wo Akten fehlen, wo Erinnerung brüchig wird, wo offizielle Erklärungen nicht tragen.
Am Ende bleibt auch in der Fiktion das Motiv unklar. Im Anschluss zeigt das Erste die Doku
„Warum starb Michèle Kiesewetter?“
Deutlich wie nie: Terroristin Zschäpe räumt Mitschuld an NSU-Mordserie ein.