US-Abschiebehaft nutzt 200.000 Alligatoren als „Gefängnis-Wärter“

Alligator Alcatraz hat vor kurzem seine Türen geöffnet - und sorgt für Schlagzeilen. Insassen des neuen Abschiebeheims für undokumentierte Migranten, das in den Everglades in Florida liegt, berichten von unmenschlichen Zuständen. Hunderte Häftlinge sind demnach in Käfigen in eingesperrt. 

Statt Mahlzeiten erhalten sie leichte Snacks. Duschgelegenheiten gibt es offenbar nur alle paar Tage. Bei Regen gelangt Wasser in die Zeltanlagen, wo sich auch Insekten ansammeln. Viele Migranten können außerdem kaum schlafen, da die Scheinwerfer rund um die Uhr angeschaltet sind. 

200.000 Alligatoren sollen Häftlinge vom Fliehen abhalten

Alligator Alcatraz besteht aus Zelten, die innerhalb weniger Wochen aufgebaut wurden. Der Spitzname des US-Abschiebeheims ist eine Anspielung auf die ehemalige Gefängnisinsel in der Bucht San Franciscos, die für ihre Isolation bekannt war. 

In den Everglades leben rund 200.000 Alligatoren, 2000 Krokodile sowie zwischen 100.000 und 300.000 Pythonschlangen. Wegen der vielen Reptilien hoffen die Verantwortlichen, weniger Geld als üblich für Wachpersonal und Schutzanlagen ausgeben zu müssen. Das erklärte Floridas Generalstaatsanwalt James Uthmeier vor der Eröffnung der Anlage.

Nach einer Klage gegen Gouverneur Ron DeSantis durften Kongressabgeordnete in der vergangenen Woche die Einrichtung besichtigen. Der Republikaner bezeichnete Alligator Alcatraz als "sicher und geschützt". Auch der Senator Blaise Ingoglia lobte nach dem Rundgang ein Stockbett in einem leeren Zelt als "besser als mein Bett zu Hause".

"Menschen praktisch in Käfige gepfercht"

Eindrücke demokratischer Politiker klingen anders: "Die Menschen sind praktisch in Käfige gepfercht, Wand an Wand Menschen, 32 Häftlinge pro Käfig", berichtete die Abgeordnete Debbie Wasserman Schultz nach der Besichtigung. Inmitten der sengenden Hitze und geplagt von Insekten, hätten viele Häftlinge um Hilfe gerufen.

Jeder Käfig sei mit drei kleinen Toiletten ausgestattet, an die Waschbecken abgeschlossen seien. Diese würden die Häftlinge zum Trinken und Zähneputzen nutzen, so Wasserman Schultz weiter. 

Während man den Regierungsangestellten zum Mittagessen große Stücke Brathähnchen und Würstchen angeboten habe, bekamen die Häftlinge "ein graues Truthahn-Käse-Sandwich, einen Apfel und Pommes", so die Abgeordnete weiter. "Ich sehe nicht, wie sie das ernähren oder ihren Hunger stillen soll. Und wenn Menschen Hunger haben, ändert das natürlich ihre Stimmung."

Aktuell sind 900 Menschen in der Anstalt eingesperrt

Weitere demokratische Abgeordnete äußerten sich besorgt angesichts zahlloser Berichte über defekte Toiletten und unhygienische Lebensumstände. Ihnen wurde jedoch der Zugang zu den Stationen, in denen Migranten gerade inhaftiert sind, verweigert. Die medizinischen Einrichtungen durften sie ebenso wenig besichtigen. 

In Telefoninterviews mit der "New York Times" bestätigten mehrere Häftlinge, dass sich die Mahlzeiten häufig nur auf Snacks beschränkten und sie sich nur selten duschen könnten. Andere Insassen erzählten, dass sie unter grippeähnlichen Symptomen litten.

Ein Migrant beschrieb darüber hinaus, wie er in einem Bus mit anderen Häftlinge ankam. Die Zuwanderer wurden ihm zufolge an Händen und Füßen gefesselt und ohne Essen und Trinken über Nacht im Bus festgehalten. Aktuell sind 900 Menschen in Alligator Alcatraz eingesperrt – zum Großteil Latinos. Bis nächsten Monat sollen hier 4000 Menschen untergebracht werden. 

Insassen als "Monster" beschrieben

Die Ehefrau eines inhaftierten 43-Jährigen aus Guatemala sagte dem US-Sender CNN: "Ihm geht es wirklich schlecht. Es gibt zu viele Moskitos. Der Strom fällt teilweise aus. Es ist sehr heiß. Es gibt nicht genug zu essen. Kranke Menschen bekommen keine Medikamente. Jedes Mal, wenn ich ihn frage, sagt er mir, es sei sehr schlimm."

Die ersten sechs Tage habe ihr Mann nicht duschen können, da es nicht ausreichend Sanitäranlagen gebe. Um 3 Uhr morgens sei er schließlich zum Duschen geweckt worden. 

US-Beamte beschreiben die Insassen von Alligator Alcatraz hingegen als "Monster" und "das Abscheulichste vom Abscheulichen". Doch laut US-Medienberichten scheint nur ein Drittel der ersten Häftlinge vorbestraft zu sein. 

Während einige wegen Mordes und Gewaltverbrechen verurteilt sind, geht es bei anderen um Delikte wie Verkehrsverstöße oder illegale Einreisen. Laut der Nachrichtenagentur Associated Press befindet sich auch ein 15-jähriger Junge unter den Inhaftierten ohne Vorstrafen.

Proteste gegen Alligator Alcatraz

Das Ministerium für Heimatschutz erklärte in einem Statement, die Haftbedingungen seien besser als die der meisten amerikanischen Gefängnisse, in denen US-Bürger inhaftiert sind: "Alle Insassen erhalten angemessene Mahlzeiten, medizinische Versorgung und haben die Möglichkeit, mit Anwälten und ihren Familienangehörigen zu kommunizieren."

Zuletzt protestierten immer wieder Demonstranten gegen die Haftanstalt. Gleichzeitig schwenkten Befürworter der Einrichtung US-Fahnen mit der Aufschrift "SEND MORE GATORS!" (Schickt mehr Alligatoren). Trump-Anhänger verkaufen sogar T-Shirts mit dem Aufdruck "Alligator Alcatraz" für 25 Dollar.