Britische Kleinkriminelle packen aus: Wie der Kreml Londons Straßen in Flammen setzte
In London sind fünf Männer wegen eines Brandanschlags verurteilt worden, den sie im Auftrag der russischen Wagner-Gruppe verübt haben sollen. Die Täter, einfache Kriminelle aus dem Drogenmilieu, setzten im März 2023 ein Lagerhaus in Brand, das Kommunikationstechnik für die Ukraine bereitstellte. Der Schaden: rund eine Million Pfund (1,16 Millionen Euro).
Hinter dem Angriff stand ein Kontakt namens „Privet Bot“ auf Telegram, der laut Ermittlern der russischen Söldnergruppe Wagner zugeordnet wird, wie BBC berichtet. Die Täter erhielten präzise Anweisungen aus Russland, filmten den Brand sogar live per Handy und wurden über Chats koordiniert. Es war der erste nachgewiesene Fall eines russischen Sabotageakts in Großbritannien, der direkt von lokalen Kriminellen ausgeführt wurde.
Sabotage von Ukraine-Hilfe und Einschüchterung russischer Exilanten
Die betroffenen Lagerhäuser gehörten einem britisch-ukrainischen Unternehmer, der Ausrüstung an die Ukraine lieferte. Schon bei diesem ersten Einsatz für Russland hinterließ einer der Täter ein Messer, auf dem seine DNA haftete.
Wenig später planten die Täter laut BBC im Auftrag des Kreml, einen Exil-Oppositionellen anzugreifen. Ihr Ziel: der russische Geschäftsmann Evgeny Chichvarkin, der in London eine Weinhandlung und ein Restaurant betreibt und die Ukraine humanitär unterstützt.
Geplant waren Brandanschläge und sogar eine Entführung. Die Polizei konnte die Attacken rechtzeitig verhindern. Ermittler gehen davon aus, dass die Wagner-Gruppe gezielt „Partisanenzellen“ in Europa aufbauen wollte, um westliche Unterstützung für die Ukraine zu sabotieren und Exil-Russen einzuschüchtern.
Gericht: „Terrorismus im Staatsauftrag“
Die Urteile am Londoner Old Bailey-Gericht gelten als historisch: Haupttäter Dylan E. gestand, im Auftrag einer ausländischen Macht Anschläge geplant zu haben. Ein Novum unter dem neuen britischen Sicherheitsgesetz. Weitere Beteiligte wurden wegen Brandstiftung verurteilt. Die Richterin sprach von einem klaren Fall von „Terrorismus im Staatsauftrag“ und verglich die Taten mit Verrat.
Bedeutende russische Operationen in Großbritannien:
- 2006 - Mord an Alexander Litwinenko: Ex-FSB-Agent in London mit radioaktivem Polonium-210 vergiftet.
- 2018 - Nowitschok-Anschlag auf Sergej Skripal: Ehemaliger russischer Doppelagent und seine Tochter in Salisbury mit Nervengift vergiftet.
- 2023 - Cyberangriffe auf britische Infrastruktur: Russische Hackergruppen wie Sandworm und Fancy Bear greifen britische Ministerien, Energieunternehmen und den Wahlkampf an.
- 2023 - Sabotagepläne gegen Exil-Russen in London: Wagner-nahe Gruppen planten Anschläge auf Geschäfte des russischen Exilanten Evgeny Chichvarkin.
- 2023 - Brandanschlag auf Ukraine-Hilfslager in London: Sabotage von Hilfsgütern für die Ukraine, Schaden von rund 1 Million Pfund.