„Größter Knall seit dem Urknall“: Astronomen entdecken gewaltiges kosmisches Phänomen
Wissenschaftlern ist eine sensationelle Entdeckung im All gelungen. Eine Explosion mit gewaltiger Energie sorgt für Aufmerksamkeit. Sie war stärker als jede Supernova.
Mānoa – Das Universum ist voller Extreme: Entfernungen von Millionen Lichtjahren sind dort ganz normale Distanzen. Aus der Sicht der Menschen ist die Sonne ein riesiger Stern und schwarze Löcher sind für uns unsichtbar. Nur, wenn sie in Wechselwirkung mit etwas anderem treten, ändert sich das. Wie die NASA beschreibt, verschlingen manche dieser schwarzen Löcher ständig Gas und Staub und leuchten im Laufe der Zeit hell, wenn Materie in sie hineinfällt. „Andere hingegen lauern jahrelang im Verborgenen, bis ein Stern nahe genug kommt, um als Snack zu dienen“, so die Raumfahrt-Behörde. Jetzt haben Astronomen ein nie dagewesenes Extrem in den Weiten des Weltalls entdeckt. Mehr Energie wurde nur beim Urknall freigesetzt.
Mega-Explosion: Riesensterne werden regelrecht von supermassereichen Schwarzen Löchern zerrissen
Wie die University of Hawaiʻi mitteilt, haben die Forscher des Instituts für Astronomie (IfA) die bislang energiereichsten kosmischen Explosionen entdeckt. Dabei handele es sich um den „größten Knall seit dem Urknall“ – um außergewöhnliche Phänomene, die nur auftreten, wenn laut dem Nachrichtenportal phys.org massereiche Sterne, die mindestens dreimal so schwer wie unsere Sonne sind, zu nah an ein supermassereiches Schwarzes Loch geraten. Dann nämlich werden sie zerrissen, was eine gewaltige Energiemenge freisetzt. Die Zerstörung sei so noch über enorme Distanzen sichtbar. Diese neu entdeckten Ereignisse nennen die Astronomen extreme nukleare Transienten (ENTs).

„Wir beobachten seit über einem Jahrzehnt sogenannte Gezeitenzerreißereignisse, bei denen Sterne auseinandergerissen werden, aber diese ENTs sind eine ganz andere Größenordnung – sie erreichen Helligkeiten, die fast zehnmal größer sind als das, was wir normalerweise sehen“, wird Jason Hinkle, der die Studie im Rahmen seiner Doktorarbeit am IfA leitete, von phys.org zitiert. Im Gegensatz zu Supernovae setzen ENTs tausendfach mehr Energie frei und halten gut ein halbes Jahr an, berichtet das Wissensmagazin scinexx.de.
Enormes Energiepotential wie von 100 Sonnen wird bei stellarem Ereignis schlagartig freigesetzt
Hinkle nutzte für seine Erkenntnisse Daten aus Beobachtungen des Asteroiden-Frühwarnsystems ATLAS der Universität. Dabei fanden die Forschenden heraus, dass es sich weder um Supernovae noch um normale Aktivität von Schwarzen Löchern handelte. Die entdeckten Explosionen setzten mehr Energie frei als jede bisher bekannte stellare Explosion. Das enorme Energiepotenzial und der gleichmäßige, langanhaltende Helligkeitsverlauf deuten laut phys.org auf die Akkretion (Materieaufnahme) durch ein supermassereiches Schwarzes Loch hin.
Eines der vom Doktoranden untersuchten ENTs war unter anderem der Ausbruch Gaia18cdj. Dabei wurde 25-mal mehr Energie freigesetzt als bei der bis dahin stärksten aufgezeichneten Supernova. Innerhalb nur eines Jahres strahlte es laut der hawaiianischen Universität so viel Energie ab wie 100 Sonnen über ihre gesamte Lebensdauer hinweg. Zum Vergleich: Typische Supernovae strahlen innerhalb eines Jahres so viel Energie ab wie die Sonne in ihrem gesamten 10 Milliarden Jahre währenden Leben.
Selten und sehr schwer zu entdecken: Extreme nukleare Transienten (ENTs) im Weltall
Erst kürzlich wurde das laut scinexx.de stärkste Ereignis AT2021lw vom Zwicky Transient Facility – einer Kamera, die nach Angaben der Uni Hamburg Sternexplosionen und andere kurzlebige, energiereiche Himmelsereignisse mit hoher Genauigkeit verfolgt – entdeckt. Das stütze laut phys.org die Annahme, dass ENTs tatsächlich eine neue, eigenständige Klasse extremer astrophysikalischer Ereignisse darstellen.
ENTs seien sehr selten und besonders schwierig zu entdecken. Die energiereichen Explosionen treten demnach mindestens zehn Millionen Mal seltener auf als Supernovae. Nur mit kontinuierlicher Himmelsüberwachung können die Ereignisse bemerkt werden. Hinkle erklärt auf der Seite der Universität: „Diese ENTs markieren nicht nur das dramatische Ende eines massereichen Sterns. Sie beleuchten auch die Prozesse, die für das Wachstum der größten Schwarzen Löcher im Universum verantwortlich sind.“