Wunderwaffe gegen Putins Superpanzer: Bundeswehr lässt den Leopard 2 aufrüsten

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Das Mündungsrohr eines Leopard 2-Panzers.
Der Anfang vom Ende: Mündung eines Leopard-2-Kampfpanzers. Die Updates an Kanone, Antrieb und Schutz sollen ihn zukunftsfähig machen bis ins Jahr 2040. © IMAGO/Chris Emil Janssen

Mehr Kaliber, mehr Motor, mehr Technik: Die Bundeswehr macht aus einem alten Streitross einen jungen Hengst, und Russland hetzt der Zukunft hinterher.

Berlin – „Geschichte wiederholt sich bekanntlich nicht, aber aus der Geschichte kann man lernen“, schreibt Waldemar Geiger. Der Autor des Militärmagazins hartpunkt schießt scharf auf die neue deutsch-französische Panzerlösung MCGS (Main Ground Combat System). Geiger hat bilaterale Rüstungsprojekte schon zu oft versanden sehen. Der Ukraine-Krieg lehre deshalb, dass Gegner wie Wladimir Putins Invasionstruppen praktikable Massenlösungen verlangen. Und auch das MCGS trägt den Virus einer Goldrandlösung in sich. Oder einem Fehlschuss. Anders als der Kampfpanzer Leopard. Der bekommt ein zweites Leben. Oder einen neuen Namen. Oder beides.

„Höhere Feuerkraft, mehr Präzision, neuer Antrieb“, prophezeit aktuell der Spiegel. Demnach soll er dem russischen T-14 Armata die Stirn bieten können. Denn mit dem MCGS wird kaum vor 2040 zu rechnen sein. „Aus der Vergangenheit lernend und die Zukunft fest im Blick, erscheint es daher überaus zweckmäßig, dass die Bundeswehr ab 2030 mit einer Brückenlösung eine überaus potente Alternative im Köcher hat“, schreibt Waldemar Geiger. Insofern ist eine Brückenlösung notwendig, und der Leopard drängt sich auf. Zum Leopard 2 AX könnte er sich aufschrauben, oder zum Leopard 3. Über die Bezeichnung wird noch diskutiert.

Putins neuer Gegner: Der neue Panzer soll seinem Gegner möglichst weit aus dem Weg gehen

Fest steht, dass die Kanone erneuert wird. 120 Millimeter, 130 Millimeter, 140 Millimeter stehen im Raum für deutsch(-französische) Panzerlösungen. Das MCGS sollte eine 140-Millimeter-Kanone bekommen, weil die Franzosen ihre mit KNDS entwickelte Lösung präferierten; letztendlich pochte Rheinmetall auf die eigene 130 Millimeter-Lösung. Die wird jetzt auch im Leopard verbaut; anstelle der bisherigen 120 Millimeter-Kanone. Die wird aber auch der eigene Rheinmetall-Entwurf KF 51 Panther führen. Entscheidend soll aber weniger das Kaliber sein als die Munition, die auf Effizienz getrimmt würde, wie der Spiegel schreibt.

„Auf jeden Fall wird die Feuerkraft einen sehr hohen Stellenwert haben. Der künftige Kampfpanzer wird eine Waffe mit einem größeren Kaliber als die 120 mm des Leopard 2 bekommen. Das höhere Gewicht der Kanone geht prinzipiell auf Kosten der Beweglichkeit. Zum Glück haben wir in Deutschland Motorenbauer, die leistungsstarke und trotzdem kompakte Antriebe bereitstellen können.“

Bei gleicher Distanz zum Feind könnte die 130-Millimeter-Munition eine dickere Panzerung durchschlagen, als dies mit 120-Millimeter-Munition möglich wäre – oder auf eine größere Entfernung die gleiche Panzerung durchdringen“, schreibt Spiegel-Autor Marco Haase. Der neue Panzer soll also seinem Gegner möglichst weit aus dem Weg gehen und dennoch mit mehr Wucht einwirken können; wie Waldemar Geiger schreibt, habe die neue 130-Millimeter-Munition das Zeug zum Nato-Standardgeschoss. „Der Blick in die Geschichte zeigt jedoch, dass Rheinmetall im Gegensatz zu KNDS France in der Lage war, eine Panzerkanone zu entwickeln, die direkt oder als Lizenzprodukt praktisch in allen modernen westlichen Kampfpanzern – bis auf Frankreich – zum Einsatz kommt beziehungsweise in Kürze kommen wird“, schreibt er.

Noch dazu soll der Leopard beweglicher handeln können auf dem Gefechtsfeld. Dafür werde ein neuer Motor entwickelt werden – auf Basis des bestehenden, aber deutlicher agiler, schreibt das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) – „Olymp“ ist dessen Projektname; laut dem Magazin The War Zone (TWZ) zeichnet inzwischen Liebherr für die Entwicklung es neuen Motors verantwortlich – die Waffenschmiede hat auch schon Marder- und Puma-Motoren gebaut.

Der neue Leopard: Wer schneller schießt und besser trifft, gewinnt

Drittens soll sich die Hauptwaffe künftig selbst justieren. Der Einfluss von Wärme und Rohrbelastung führt dazu, dass die Waffe ständig nachjustiert werden muss, um die Zielgenauigkeit beizubehalten. Das war bisher eine der Aufgaben des Richtschützen; künftig soll das automatisiert erfolgen, um der Besatzung mehr Kapazitäten zu gewährleisten und die Prozesszeit zu verkürzen. Der neue Panzer reduziert und forciert gleichzeitig den „Faktor Mensch“.

Wie auch Brigadegeneral Björn Schulz im Bundeswehr-Podcast Nachgefragt verdeutlicht hat – er leitet seit Februar 2022 die Panzertruppenschule der Bundeswehr – ihm zufolge sei die westliche Technik nur ein Aspekt der Überlegenheit der Nato gegenüber den Truppen Wladimir Putins. „Hinzu kämen die wesentlich bessere Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten und die Führungskultur in den westlichen Streitkräften, die den einzelnen Offizieren ein flexibles und eigenständiges Führen der Truppen im Gefecht erlaube. Hier liegt der wichtigste Vorteil gegenüber Russland. Denn der uralte Grundsatz im Feuerkampf sei: Wer schneller schießt und besser trifft, gewinnt“, so Schulz.

Als Gegner wartet womöglich der russische T-14 Armata. Wenn überhaupt, wie das Magazin 19fortyfive spöttelt und in dem Modell „Russlands Problempanzer der Zukunft“ sieht. Ursprünglich sei geplant gewesen, den um einen Schützen reduzierten Kampfpanzer in Masse zu bauen, „doch Kostenüberschreitungen, technologische Herausforderungen und Korruption innerhalb der russischen Rüstungsindustrie behinderten die Produktion“, wie Reuben Johnson schreibt. Der T-14 Armata sollte die Revolution der Einweglösung darstellen. Der T-14 Armata sei der Öffentlichkeit erstmals während der Militärparade zum Tag des Sieges am 9. Mai 2015 in Moskau vorgestellt worden, schreibt das Magazin Army Recognition. Seitdem ist das Modell den Beweis seiner Kriegstüchtigkeit schuldig geblieben.

Putins Ambitionen: Der Armata wäre vielen Panzern voraus – wenn die Technik funktioniere, wie geplant

Der T-14 Armata führt einen unbemannten Turm; die Besatzung sitzt an der Vorderseite des Rumpfes. Der neue unbemannte ferngesteuerte Turm des Armata T-14 ist mit einer 125-mm-Glattrohrkanone 2A82-1M der neuen Generation mit automatischem Lader und 32 einsatzbereiten Schuss ausgestattet. „Laut einigen russischen Quellen könnte der T-14 Armata in Zukunft mit einer neuen 152-mm-Kanone bewaffnet werden“, schreibt das Magazin. „Der Armata sollte zeigen, dass Russland aus dem sowjetischen Panzerbaustil ausbrechen konnte“, schreibt 19fortyfive-Autor Reuben Johnson. Was nicht heißt, dass das einem Leopard gerecht würde. Was das aber auch nicht ausschließe, wie Rolf Hilmes behauptet.

In den vdi-Nachrichten des Vereins der deutschen Ingenieure, hatte der Reserveoffizier und Panzerexperte bereits 2022, im ersten Jahr des Ukraine-Krieges, dargelegt, dass der Armata technisch vielen Panzern voraus wäre – wenn denn die Technik funktionierte wie geplant. Der Armata verlege das Rohr in eine außen liegende Lafette; die Besatzung sitze gekapselt in einem kompakten Kampfraum und steuerten das Geschütz aus der Ferne.

Neue Hoffnung: Der MCGS ist nur auf dem Reißbrett ein Gamechanger, der Leopard ein bewährtes Streitross

„Den Nachteil sehe ich in der hohen Automatisierung. Die Besatzung muss sich auf die Bilder auf den Monitoren verlassen, da die Bildqualität nie so hoch wie bei einem optischen Gerät mit Direkteinblick ist. Und noch etwas: Panzersoldaten lieben den Notbetrieb. Wenn beim Leopard das Bordnetz ausfällt, kann die Besatzung immer noch im Handbetrieb zielen, den Turm drehen und die Hauptwaffe abfeuern. Beim Armata fehlen diese Möglichkeiten“, schreibt Hilmes. Insofern droht leicht ein Patt auf dem Gefechtsfeld. Der Armata kommt in der Produktion nicht in Gang, der MCGS ist bisher nur auf dem Reißbrett ein Gamechanger, und der Leopard ist ein bewährtes Streitross – in die Jahre gekommen.

„Aus der Vergangenheit lernend und die Zukunft fest im Blick erscheint es daher überaus zweckmäßig, dass die Bundeswehr ab 2030 mit einer Brückenlösung eine überaus potente Alternative im Köcher hat“, schreibt Waldemar Geiger. Aber auch Hilmes hält die Verbesserungen des Leopard für zeitgemäß und überlebenswichtig: Das Plus an Bewaffnung, gepaart mit dem Plus an Agilität unter der Haube, wie Hilmes gegenüber den vdi-Nachrichten sagt:

„Auf jeden Fall wird die Feuerkraft einen sehr hohen Stellenwert haben. Der künftige Kampfpanzer wird eine Waffe mit einem größeren Kaliber als die 120 Millimeter des Leopard 2 bekommen. Das höhere Gewicht der Kanone geht prinzipiell auf Kosten der Beweglichkeit. Zum Glück haben wir in Deutschland Motorenbauer, die leistungsstarke und trotzdem kompakte Antriebe bereitstellen können.“

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