„Hörte mehrere Schüsse“: Augenzeugen schildern Drama rund um Anschlag auf Trump
Während einer Rede im Bundesstaat Pennsylvania wird Donald Trump angeschossen. Der Secret Service tötet den Angreifer, im Publikum stirbt eine weitere Person.
Butler/Washington, D.C. – Am Montag (15. Juli 2024) steht in Milwaukee der Parteitag der Republikaner an, auf dem Donald Trump offiziell als republikanischer Präsidentschaftskandidat nominiert werden soll. Als der 78-Jährige bei einer Kundgebung am Samstagnachmittag (Ortszeit) in Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania ein letztes Mal vor dem Parteitag auf der Bühne vor seinem Publikum spricht, fallen plötzlich Schüsse. Erst ist ein Schuss zu hören, dann weitere.
Trump wird auf der Bühne durch Schuss verwundet und reckt die Faust in die Luft
Im Publikum beginnen Menschen zu schreien, Trump geht in Deckung, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Sekunden danach eilen Secret-Service-Mitarbeiter mit Sturmgewehren bewaffnet zu Trump auf die Bühne, der sich schmerzverzerrt das Ohr hält. „Down, Down!“, rufen sie. Dem angehenden Präsidentschaftskandidaten rinnt Blut vom Ohr das Gesicht entlang, seine Personenschützer stützen und tragen ihn von der Bühne.

Sichtlich unter Schock streckt der noch einmal seine Hand in die Luft und scheint mit strenger Miene ein Wort an seine Anhängerinnen und Anhänger zu richten: „Fight“. Trump hatte seine Rede in Butler gerade erst begonnen, als die Schüsse fielen.
Der Schütze wurde von Sicherheitskräften getötet, teilte der zuständige Secret Service mit. Bei dem Vorfall sei neben dem Angreifer ein weiterer Zuschauer gestorben, zudem seien zwei weitere Menschen verletzt worden. Sie befänden sich aktuell in kritischem Zustand. Bei den Opfern handelt es sich laut Polizei in Pennsylvania um erwachsene Männer.
Laut Secret Service handelt es sich um Versuch eines Attentats auf Trump
Der Secret Service stuft den Fall als versuchtes Attentat ein. Ein Augenzeuge sagte der britischen BBC, er habe eine Person mit Gewehr auf dem Dach des Veranstaltungsorts gesehen. In der Stellungnahme des Secret Service auf dem Kurznachrichrendienst X heißt es, der Angreifer habe mehrere Schüsse „von einer erhöhten Position“ aus abgefeuert. Daraufhin habe man den Angreifer „neutralisiert“. Verschiedenen Medienberichten zufolge fanden Ermittler auch ein Sturmgewehr.
Meine news
Im Sender NBC News schildert ein weiterer Augenzeuge, wie der Mann neben ihm erschossen wurde. „Ich hörte mehrere Schüsse. Der Mann neben mir erlitt einen Schuss in den Kopf, er war sofort tot, fiel auf den Boden der Tribüne“, sagt der Mann, dessen Name mit Joseph angegeben wird. Eine andere Frau wurde demnach anscheinend am Unterarm oder an der Hand getroffen. Der Zeuge sagt, es sehe so aus, als sei das Todesopfer in der Schussbahn zwischen dem Schützen und Trump gewesen.
Das FBI machte zunächst keine Angaben zur Identität und dem Motiv des mutmaßlichen Täters. Laut einem neuesten Update, das der US-Sender NBC meldete, identifizierte der Secret Service den Angreifer inzwischen aber als einen 20-Jährigen namens Thomas Matthew Crooks aus Bethel Park, Pennsylvania. Zwar gebe es keinen Grund zur Annahme, dass die Bedrohung andauere, sagte ein Vertreter des FBI bei einer Pressekonferenz. Viele Fragen zur Tat seien aber noch offen. Der Veranstaltungsort wurde infolge des Angriffs evakuiert und von schwer bewaffneten Einsatzkräften abgesichert.

Trump nach Schüssen ins Krankenhaus eingeliefert – nun aber scheinbar wohlauf
Trump wurde zunächst medizinisch untersucht. „Ich wurde von einer Kugel getroffen, die den oberen Teil meines rechten Ohrs durchschlug“, schrieb der Republikaner auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social. „Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte, denn ich hörte ein zischendes Geräusch, Schüsse und spürte sofort, wie sich die Kugel durch die Haut bohrte“, schrieb Trump.
Als er das Blut sah, sei ihm jedoch klar geworden, mit welcher Bedrohung er es zu tun hat. Medienberichten zufolge konnte Trump das Krankenhaus schon am späten Samstagabend (Ortszeit) wieder verlassen. Danach sei er umgehend aus Butler abgereist. Einem Sprecher zufolge gehe es ihm nach der Attacke „gut“.
Republikaner wittern nach Schüssen auf Trump neue Chancen im US-Wahlkampf
Der US-Sender CNN titelte, der Angriff öffne ein beunruhigendes Kapitel amerikanischer Geschichte erneut. Per definitionem sei der Anschlag auf den angehenden republikanischen Präsidentschaftskandidaten auch ein Angriff auf die Demokratie und das Recht aller US-Bürgerinnen und -Bürger, ihr Staatsoberhaupt selbst zu wählen. Der Angriff auf Trump wecke außerdem Erinnerungen an das Attentat auf John F. Kennedy von 1963 – das aber war nur das jüngste von insgesamt vier tödlichen Attentaten auf Präsidenten in der US-Historie.
Republikaner Derrick Van Orden sagte dem US-Politmagazin Politico, dass der Angriff von Butler Donald Trump den Weg zum Sieg bei der US-Präsidentschaftswahlkampf im November gegen Joe Biden ebnen wird. „Präsident Trump überlebt diesen Angriff – er hat gerade die Wahl gewonnen“, erklärte Van Orden demnach.
„Das wird die Basis mehr als alles andere ermutigen. Und Trump, wissen Sie, streckt die Faust in die Luft und wollte nicht gehen. Und schreit: Kampf, Kampf, Kampf. Das wird der Slogan sein“, sagte der republikanische Abgeordnete Tim Burchett aus dem US-Bundesstaat Tennessee und bezog sich dabei auf Fotos und Videos von Trump, die bereits kurz nach dem Angriff in Butler im Internet kursierten. (fh)