„Mag zunächst paradox klingen“ - Forscher entdecken uralte Lebensformen in den heißen Quellen eines Supervulkans
Der Yellowstone-Nationalpark begeistert nicht nur durch seine farbenprächtigen Landschaften und vulkanischen Aktivitäten, sondern birgt auch beeindruckende Naturspektakel wie die heißen Quellen Conch Spring und Octopus Spring. Forscher haben in diesen Thermalquellen uralte Lebensformen aufgespürt.
Neue Erkenntnisse aus den heißen Quellen von Yellowstone
Die Entdeckungen basieren auf zwei Jahrzehnten intensiver Forschungsarbeit im Yellowstone-Nationalpark. Zu Beginn des Jahres veröffentlichte das Forschungsteam seine Ergebnisse im renommierten Fachjournal Nature Communications. Sie verglichen dabei die wärmeliebenden Organismen in den beiden Thermalquellen, die sich im Lower Geyser Basin des Parks befinden.
Mit Temperaturen von etwa 88 Grad Celsius und sauerstoffarmen Bedingungen bieten diese Quellen ein Habitat für spezielle Lebensformen. Trotz dieser extremen Umgebung haben sich dort drei Arten thermophiler Mikroben angesiedelt. Diese Entdeckung könnte bedeutsame Einblicke in das Leben auf der Erde vor etwa 2,4 Milliarden Jahren geben, als der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre sich drastisch änderte – eine Periode, die als Große Sauerstoffkatastrophe bekannt ist.

Mikroben in heißen Quellen: Ein Fenster in die Vergangenheit
„Als der Sauerstoffgehalt in der Umwelt zunahm, waren diese Thermophilen wahrscheinlich wichtig für die Entstehung mikrobiellen Lebens“, erläutert William P. Inskeep, der seit 1999 in Yellowstone forscht, in einer Pressemitteilung der Montana State University.
Die Quellen Conch und Octopus weisen trotz ähnlicher Bedingungen unterschiedliche Mikrobenansammlungen auf. Besonders die Octopus Spring, die mehr Sauerstoff enthält, beherbergte eine größere Vielfalt an Lebensformen. „Das gibt Aufschluss darüber, wie sie sich entwickelt haben, um in einer sauerstoffreicheren Welt zu gedeihen“, berichten die Wissenschaftler.
Mikroben mögen auf den ersten Blick weit entfernt vom menschlichen Dasein erscheinen, doch „erweitern sie unser Wissen darüber, wie der Mensch gedeihen konnte und wie sich verschiedene Lebensformen an ihre Umgebung anpassten, um ihr Überleben zu sichern“, betont Mensur Dlakić, Co-Autor der Studie.

Weitere Untersuchungen im Yellowstone-Nationalpark
„Komplexes Leben durch das Studium von etwas Einfachem zu verstehen, mag zunächst paradox klingen, aber genau so muss es beginnen. Man muss zurückdenken, um zu verstehen, wo wir heute stehen“, fügt Dlakić hinzu. Trotz der jahrelangen Forschung gibt es im Nationalpark laut den Wissenschaftlern noch viel zu entdecken.
Der Yellowstone-Nationalpark bietet aufgrund seiner einzigartigen Bedingungen eine ideale Umgebung für solche Forschungsprojekte. „Es wäre sehr schwierig, ein solches Experiment im Labor zu reproduzieren. Stellen Sie sich vor, Sie versuchen, heiße Ströme mit genau den richtigen Mengen an Sauerstoff und Sulfid zu erzeugen“, so Inskeep. „Und das ist das Schöne an der Untersuchung dieser Umgebungen. Wir können diese Beobachtungen unter genau den geochemischen Bedingungen durchführen, die diese Organismen zum Gedeihen brauchen.“
6000 Jahre alter versteineter Wald im Yellowstone entdeckt
Kürzlich gab es im Yellowstone-Park eine weitere Entdeckung: Forscher der Montana State University haben in den Royka Mountains einen fast 6000 Jahre alten versteinerten Wald entdeckt. Die Schmelze des Gletschereises brachte die Überreste von etwa 30 Kiefern auf dem Beartooth-Plateau in Wyoming ans Licht.
Diese Bäume wuchsen vor etwa 5950 bis 5440 Jahren, was durch Radiokarbondatierung, eine Technik zur Altersbestimmung, ermittelt wurde. David McWethy, Dozent für Geowissenschaften an der MSU, beschreibt den Fund als „dramatischen Beweis“ für die Auswirkungen von Temperaturanstiegen auf die Ökosysteme der Erde.
Von Véronique Fritsche
Das Original zu diesem Beitrag "Yellowstone: Forscher entdecken uralte Lebensformen in extremer Umgebung" stammt von futurezone.de.