Kempten: Stiftsstadtfreunde haben gemischte Gefühle bei den Entwicklungen in ÖPNV und Sparkassen-Quartier

  1. Startseite
  2. Bayern
  3. Augsburg & Schwaben
  4. Kreisbote Kempten

KommentareDrucken

Ilse Roßmanith-Mitterer, Vorsitzende der Stiftsstadtfreunde, stellte fest, dass die Kemptener Bevölkerung vor einem großen Lernprozess stehe. Im Hintergrund Mobilitätsmanager Stefan Sommerfeld (r.) und KVB-Betriebsleiter Thomas Kappler (l.). © Lajos Fischer

Die Stiftsstadtfreunde mit ihrer Vorsitzenden Ilse Roßmanith-Mitterer hatten zum Gedankenaustausch geladen. Auf der Tagesordnung ÖPNV und Sparkassenquartier.

Kempten – Die Interimslösung des nördlichen Standortes für die ZUM und der Ringbus beschäftigen zurzeit nicht nur die Kommunalpolitik, sondern auch die Kemptener Bürgerinnen und Bürger. Aus diesem Anlass luden die Stiftsstadtfreunde zu einem Gedankenaustausch ins Margaretha- und Josephinen-Stift ein.Von städtischer Seite gekommen waren unter anderem Mobilitätsmanager Stefan Sommerfeld und KVB-Betriebsleiter Thomas Kappler.

Sommerfeld fasste in seinem Vortrag die wichtigsten Eckdaten zum neuen ÖPNV-­Konzept (der Kreisbote berichtete) zusammen und gab mit Oberbürgermeister Thomas Kiechle, Baureferent Tim Koemstedt, den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Allgäu Manfred Hegedüs, und KVB-Betriebsleiter Thomas Kappler zwei neue Entwicklungen bekannt.

Entwicklungen beim ÖPNV und Sparkassenquartier

1. Die Sparkasse verzichtet auf die Option, parallel zu den Planungen ab Herbst mit den Abbruchsarbeiten zu beginnen. Der Zeitgewinn von etwa einem Jahr ermöglicht der Stadt, die Interimslösung für den nördlichen Umsteigepunkt gleich am endgültigen Standort einzurichten. Wo die zunächst fünf bis sechs Haltestellen entstehen, ist noch nicht entschieden. Ab 2026, nachdem der Landkreis sein neues Konzept für den Regionalverkehr angegangen hat, kann der Umsteigepunkt entsprechend, wahrscheinlich auf neun Haltestellen erweitert werden.

2. Die Parkplätze an den Langen Ständen bleiben auf jeden Fall erhalten. Die Autos können bis zur Commerzbank fahren und wenn alle Parkplätze belegt sind, den Bereich durch die Poststraße wieder verlassen.

Probleme beim ÖPNV

Toni Immler, Beisitzer im Verein, hält den Standort Residenz-Galeria oder den Parkplatz hinter dem Gesundheits­amt für am besten geeignet, wegen der Nähe zur Innenstadt. Koemstedt erwiderte, dass es hier nur um einen Umsteigeplatz gehe, die Leute könnten weiterhin an einer Haltestelle im Innenstadtbereich aussteigen.

Immler erzählte auch von seinen Erfahrungen am Hauptbahnhof: Wenn der Zug ein paar Minuten Verspätung habe, verpasse er den Bus und müsse eine halbe Stunde warten. Die Mona-App zeige als Alternative den Fußweg an, der meistens kürzer ausfalle.

Wo steigt man um?

„Wo muss ich umsteigen, wenn ich im Stiftallmey wohne?“, fragte ein Diskussionsteilnehmer. Kappler erklärte, dass man wegen der Fiona-Förderung im Februar mit dem Ringbus habe starten müssen, ohne gleichzeitig die städtischen Buslinien umzustellen (siehe dazu auch untenstehenden Artikel). Deswegen gebe es oft nur Kompromisslösungen. Da der Ringbus in beide Richtungen fahre, sei es sinnvoll zu prüfen, wo man am besten umsteigen könne.

Auf die Anmerkung, den Ringbus würden nur wenige Leute in Anspruch nehmen, erwiderte Kappler: „Wir haben gute Fahrgastzahlen.“ Der Ringbus erhöhe das Leistungsangebot um 50 Prozent, informierte der Oberbürgermeister. Die Stadt versuche, die Förderperiode aufgrund der Corona-bedingten Verzögerungen über dieses Jahr hinaus verlängern zu lassen. Aber dann müsse man jährlich eine siebenstellige Summe selbst aufbringen. „Wenn die Leute nicht einsteigen in den Bus, wird es ganz schwierig, diesen dauerhaft zu finanzieren.“

Kritik an der Sparkassen: zehn Jahre Leerstand

Dieter Schade kritisierte die Sparkasse scharf wegen der nochmaligen Verschiebung des Baubeginns. 2017 habe das Geld­institut den Mietern mitgeteilt, dass sie aus ihren Geschäften und Wohnungen herausmüssen. „Warum musste der Leerstand so früh passieren?“, fragte er. Er vermisse den „starken Willen des Bauherrn“, bis zur Bezugsfertigkeit werde es zehn Jahre lang „ein Stadtviertel ohne Leben“ geben.

Hegedüs widersprach dem „Generalvorwurf“. Der Wille sei immer da gewesen, für die Verzögerung hätten die geänderten Umstände gesorgt. Die demokratische Mitbestimmung, an der auch Schade beteiligt gewesen sei, habe wegen der Vielfalt der Interessensgruppen Zeit gekostet. Um den Erwartungen des Denkmalschutzes zu entsprechen, seien viele Voruntersuchungen nötig gewesen. Er wies auf die krisenbedingt veränderten Bedingungen im Baubereich hin. Die Stadt habe ebenfalls in Zusammenhang mit der Planung der neuen Stadtbibliothek um eine Denkpause gebeten, ergänzte Kiechle. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass die Sparkasse Allgäu, bei der Kempten nicht zu den größten Eigentümern gehöre, hier und nicht in einer anderen Stadt investiere. „Stadtentwicklungsprozesse gehen nicht von heute auf morgen“, meinte Koemstedt. Hier habe man mit einer komplexen Quartiersentwicklung im Bestand zu tun, diese sei „die Königsklasse der Stadtentwicklung“ und brauche Zeit.

Es bringe nicht viel, über Vergangenes zu diskutieren, meinten mehrere im Saal. Vorsitzende Ilse Roßmanith-Mitterer kam auf die Bus-Thematik zurück und stellte fest, dass die Kemptener Bevölkerung vor einem großen Lernprozess stehe. Man müsse üben, üben und üben. Kappler lud darauf die Vereinsmitglieder zu einer gemeinsamen Tour mit den städtischen Buslinien ein.

Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.

Auch interessant

Kommentare