Ein Unwetter traf das Kloster Benediktbeuern schwer. Nun bietet es einen Zeltplatz für Schulklassen. Die Sparkassen-Stiftung unterstützt das Projekt finanziell.
Benediktbeuern - Wo kann man unter Obstbäumen schlafen? Wo kann man über sich den Sternenhimmel sehen, wenn man auf der Toilette sitzt? Wo schauen einem Schafe beim Schlafen zu? Die Antwort: im Obstgarten des Klosters Benediktbeuern. Dort stellten die Initiatoren nun den neuen Zeltplatz vor, von dem vor allem Schulklassen profitieren werden. Dass sich der Obstgarten des Klosters hervorragend als Zeltplatz eignet, ist keine neue Erkenntnis. Kloster-Direktor Pater Heinz Menz hat schon vor 20 Jahren ganz in der Nähe mit einer Gruppe aus Stuttgart dort übernachtet, als die Salesianer Don Boscos im Kloster ein Jugend-Festival veranstaltet haben: „Alle reden heute noch davon“, sagte Menz.
52 000 Euro von Sparkassen-Stiftung
Der Gedanke, Jurten im Kloster aufzustellen, geisterte in Doris Linkes Kopf herum, seit die Bildungsleiterin des Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) vor zwölf Jahren mal in einer Jurte übernachtet hat. Durch das Unwetter im August 2023 wurde dieses Thema plötzlich aktuell. Der Hagel zerstörte im Kloster Benediktbeuern nicht nur Dächer, Fenster und Fassaden, sondern erschütterte auch die gewachsenen Strukturen. An die Unterbringung von Schulklassen war nicht mehr zu denken. In der Not wandte sich ZUK-Leiter Benedikt Hartmann an die Bayerische Sparkassen-Stiftung. Ingo Krüger, geschäftsführendes Mitglied des Stiftungsvorstands, machte klar, dass das ZUK keinen einzigen Cent für die Dach-Sanierung erwarten kann „denn das ist absolut nicht unsere Philosophie. Wir sind keine Lückenbüßer.“ Geld könne das ZUK nur für ein nachhaltiges Projekt erhalten.
„Die Gespräche waren sehr unkompliziert“
Also beratschlagte sich Benedikt Hartmann mit Doris Linke: „Da ist schnell der Gedanke aufgekommen, dass wir was mit Zelten machen könnten.“ Im Rahmen von Umweltwochen sollen Schulklassen dort untergebracht werden. Das Konzept überzeugte den Vorstand: „Die Gespräche waren sehr unkompliziert“, berichtet Hartmann. „Es war der Wille zu spüren, dass man uns nach dem Hagel unterstützen möchte.“ Das Modellprojekt wird mit einer Gesamtsumme von rund 198 000 gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, dem bayerischen Umweltministerium sowie der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen und der Sparkassen-Stiftung.
Toilette funktioniert ohne Wasserspülung
Alles ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Die Toilette funktioniert ohne Wasserspülung und ohne Chemie. Stattdessen wird den Toiletten eine Mischung aus Naturgesteinsmehl und Backsoda beigefügt. Eine weitere Besonderheit ist das durchsichtige Dach, durch das Licht in die Kabine fällt. Sie stammen von der Firma Ur-Bedürfnis und haben ebenso einen guten „ökologischen Fußabdruck“ wie die Duschkabinen.
Gemeinschaftsjurte besteht Härtetest
Außerdem stehen auf dem Gelände zwei Jurten mit komfortablen Betten für Betreuer, vier herkömmliche Zelte und eine Gemeinschaftsjurte. Diese hat soeben den ersten Härtetest bestanden – 20 Schüler haben bei Schmuddelwetter in ihr übernachtet. „Es hat geregnet, und es war total gemütlich“, berichtet Linke. „Die Kinder haben sich hingesetzt, waren ruhig und aufmerksam. Der Raum macht was mit den Menschen.“ Alles sei möglichst einfach gehalten: „Man kann in der Natur leben, und das ohne großes Brimborium.“ Abends könne man das Zwitschern der Vögel hören, Schafe weiden nebenan und nach dem Aufstehen hätten die Schüler sogar Rehe gesehen.
Erleichterung nach ersten Erfahrungen
Nach den ersten Erfahrungen ist Linke erleichtert: „Es hätte viel schiefgehen können. Zum Beispiel, dass die Jurten da sind und sich keine Klasse findet, die sagt: Wir machen das.“ Tatsächlich sei er nach den Pfingstferien bereits ausgebucht. Franz Wasensteiner, Einrichtungsleiter des Klosters Benediktbeuern wies darauf hin, dass mit dem Projekt demokratische Werte, der Umgang mit der Natur und Solidarität gelehrt werden: „Es trägt dazu bei, dass die Weltgemeinschaft mehr gelingt.“
Platz könnte in den Ferien für Familien geöffnet werden
Momentan laufen Überlegungen, wie der Zeltplatz weiterentwickelt werden könnte. Denkbar sei, dass der Platz in den Ferien für Familien geöffnet wird. „Ich finde es hier fantastisch“, kommentierte Thomas Bundschuh, Pressesprecher der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen. „Am liebsten würde ich gleich Schlafsack und Isomatte holen.“