Bürgerversammlung Gaißach: Asyl, Edeka-Pläne, neuer „Dorfsaal“ und Hagelflieger-Einstieg

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Traditionen, Vereinsleben und die Dorfgemeinschaft sind den Gaißachern wichtig. Dies wurde nun wieder bei Bürgerversammlung deutlich. © Daniel Wegscheider

Gaißach - Diese Bürgerversammlung war anders. Sie dauerte eine Stunde länger als üblich, wofür es nur einen Grund gab: Der Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters, der Beitrag des Landrates und besonders am Schluss die Diskussion kreisten immer wieder um das Thema Asyl.

Ex-Gemeinderat und Spediteur Johann Schinnagl, der oft zwischen dem Isarwinkel und Tirol unterwegs ist, äußerte die Vermutung: „Nicht die Bedürftigsten, sondern zu 95 Prozent Wirtschaftsflüchtlinge und junge Männer kommen ins Land.“

Zuvor hatte Bürgermeister Stefan Fadinger beklagt, dass „sich nichts ändert und die Regierung in Berlin weiterhin die Probleme negiert“. Die vielen freiwilligen Asylhelfer von einst seien abgesprungen und „eine dezentrale Unterbringung und Integration damit nicht mehr möglich“.

 Jeder Versuch einer Rebellion gegen die Zuteilung von Flüchtlingen zwecklos.

Landrat Josef Niedermaier machte klar, dass es „auch 2024 nicht anders wird“: Ihm seien „die Hände gebunden und jeder Versuch einer Rebellion gegen die Zuteilung von Flüchtlingen zwecklos“. Mit Blick auf die Türkei, wo seit vielen Jahren fast Millionen Flüchtlinge in Lagern ausharren, machte er zudem klar, wie sehr unser Land von Recep Erdogan erpressbar sei und jederzeit mit neuen Flüchtlingswellen gerechnet werden müsse.

Kritik an Edeka-Konzept mit Arztpraxen und Seniorenbetreuung am Kranzer

Ein weiteres Thema in der Diskussion: Der an der Moser-Säge ansässige Handwerker Peter Sedlmaier kritisierte das Konzept für den neuen Edeka-Markt mit Arztpraxen und Seniorenbetreuung am Kranzer und monierte insbesondere die zusätzlichen Parkflächen. Fadinger und sein Stellvertreter Franz Hartl („dieses Projekt sorgt dort auch für eine Entzerrung“) widersprachen vehement.

Der Bürgermeister wies insbesondere auf die flächensparende zweigeschossige Bauweise hin. Auch die anwesenden Ärzte Matthias Pöppelmann (Hausarztpraxis mit sechs Ärzten) und Jonas Kitterle (Zahnarztpraxis mit vier Ärzten) machten deutlich, wie unverzichtbar das Vorhaben für den Fortbestand der medizinischen Grundversorgung vor Ort sei.

Projekt für einen neuen „Dorfsaal“ zwischen dem ehemaligen Jägerwirtssaal und dem neuen Friedhof

Auch dieses Thema dürfte im Dorf für Aufsehen sorgen: Gemeinderat Thomas Gaisreiter und vier Mitstreiter stellten erstmalig ihr Projekt für einen neuen „Dorfsaal“ zwischen dem ehemaligen Jägerwirtssaal und dem neuen Friedhof vor. Im Wege der Gründung einer Genossenschaft möchten sie dort einen großen Saal errichten, um damit „die Traditionen, das Vereinsleben und die Dorfgemeinschaft am Leben zu erhalten“.

Gaisreiter versicherte: „Das ist an diesem Platz rechtlich möglich, aber natürlich mit viel Aufwand verbunden.“ Er rechnet mit Baukosten in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro. Mitglied in der Genossenschaft könnten die Gemeinde (mit maximal 49 Prozent Beteiligung), alle Vereine und Privatpersonen werden. Voraussetzung dafür sei die Bestellung eines hauptamtlichen Geschäftsführers, starten möchte man mit Catering und später einen festen Wirt einstellen.

Gaißach will Hagelflieger für den Landkreis

Kaspar Schmidtner forderte einen Einstieg bei den Hagelfliegern: „Noch fehlt zwar der wissenschaftliche Nachweis, aber warum machen das die Rosenheimer?“ Niedermaier antwortete: „Der Steuerzahler wird das nicht übernehmen, aber sollte es einmal einen wissenschaftlichen Nachweis geben, dann werden die Versicherer sofort einsteigen.“

Im Wege einer Bürgerbeteiligung wurde von den Betroffenen aus den Ortsteilen über die Umbenennungen von „Mühle“ in „Mühl“, „Unterreut“ in „Unterreuth“ und „Oberreuth“ in „Oberreuth“ abgestimmt, weil das Gesetz es so vorschreibt. Rainer Bannier

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