Inhalte auf Schülerhandys, die dort eigentlich nicht hingehören, sind ein Problem, das Eltern ans Limit bringt. Wie man die eigenen Kinder gut begleiten kann, haben wir bei einem Schulleiter und einer Jugendbeamtin der Polizei erfragt.
Pornografie auf Smartphones gerade von jungen Schülern, dazu Mobbing und unerlaubte Handy-Nutzung in der Schule: Die Lehrer der Realschule Miesbach haben auf einen Vorfall vor den Osterferien reagiert und sich mit einem Brief an alle Eltern gewandt. Ihre Aufforderung: Die Erziehungsberechtigten sollen sich in die Social-Media-Tätigkeiten ihrer Kinder einmischen, sich Chat-Verläufe zeigen lassen und die Thematik besprechen (wir berichteten).
Dass solche Defizite bei der Nutzung von Smartphones und Chatgruppen kein Einzelfall sind, bestätigt Tobias Schreiner. „Es ist ein sehr schwieriges Thema mit vielen Dimensionen“, sagt der Leiter der Realschule in Gmund auf Nachfrage unserer Zeitung. „Es ist gemeinsame Erziehungsarbeit von Eltern und Schule. Und das Thema betrifft jede Schule und jede Familie.“
Schreiner weiß, wovon er spricht. „So etwas kommt in Wellen“, sagt er. Pornografie sei an seiner Schule vor ein paar Jahren vermehrt Thema gewesen. „Das heißt aber nicht, dass es das jetzt nicht gibt.“ Derzeit seien aber eher rechtsextremistische Inhalte aktuell. Seine Feststellung: Den Schülern fehlt für die vielen Möglichkeiten des Internets die Reife – gerade in der 5. und 6. Jahrgangsstufe.
„In diesem Alter mit diesem Medium total überfordert“
„In diesem Alter sind die Schüler mit diesem Medium total überfordert“, stellt Schreiner fest. Daher rät er, Kinder in diesem Alter noch nicht mit einem Handy auszustatten oder zumindest nicht mit einem Smartphone. „Ein Tastentelefon mit Prepaid-Karte ist nicht teuer und reicht für SMS und Telefonate, wenn der Bus ausfällt.“ Dass Eltern damit in Konflikt mit ihren Kindern geraten, liege auf der Hand. „Aber je länger Eltern es schaffen, diese Spannung auszuhalten, umso mehr tun sie für ihr Kind.“
„Schlüssel ist eine vertrauensvolle Beziehung“
Medienerziehung und Aufklärung sind laut Schreiner wichtige Bausteine, „aber der Schlüssel ist eine vertrauensvolle Beziehung. Man muss miteinander reden, reden, reden und von klein auf eng begleiten. Damit die Kinder später den Mut haben, sich anzuvertrauen.“ Eine zentrale Botschaft, die an der Schule vermittelt wird, beschreibt er in Kinderworten so: „Wenn‘s doof wird, holt euch Hilfe.“
Mit den eigenen Kindern zu reden und sie über die Probleme, die das Smartphone bringen kann, aufzuklären, rät auch Barbara Nüsslein. Die Jugendbeamtin der Polizeiinspektion Miesbach weist darauf hin, dass schnell ein strafrechtlicher Tatbestand verwirklicht sein kann – beispielsweise wenn man Minderjährigen pornografischen Inhalt zugänglich macht oder rechtsextremes Material verbreitet. „Viele Kinder wissen nicht, was unter Strafe steht und welche Folgen das haben kann“, sagt die Polizeibeamtin.
Generell warnt sie davor, Inhalt, der nicht auf dem Handy sein sollte und von Eltern entdeckt wird, weiterzuverbreiten – auch nicht zu Beweiszwecken. Will man solche Fälle bei Schule oder Polizei vorbringen, sollte man das betreffende Gerät mitbringen oder einen Screenshot anfertigen. Neben dem Kontrollieren des Handys sei es wichtig, Vertrauen zum Kind aufzubauen. „Und wenn es mit den Eltern nicht reden möchte, gibt es Vertrauenslehrer und Schulsozialarbeiter, die zur Vertraulichkeit verpflichtet sind.“