Friedrich Merz will kein AfD-Bündnis: „Er muss jetzt seiner Linie treu bleiben“
Die Debatte um den Vorstoß der Union in der Flüchtlingspolitik kocht weiter hoch. Dabei war das riskante Merz-Manöver legitim, findet Sigmund Gottlieb.
Der renommierte Journalist und langjährige Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks, Sigmund Gottlieb, kommentiert für IPPEN.MEDIA mit scharfem Blick wöchentlich in seiner Kolumne „Gottlieb direkt“ aktuelle Themen. Hier geht es um die CDU.
Es ist Zeit, in diesem Wahlkampf ein paar Dinge richtigzustellen.
Der Kanzlerkandidat der Union möchte kein Bündnis mit der AfD, er setzt im Gegenteil alles daran, sie überflüssig zu machen. Merz hat versucht, dieser unappetitlichen Partei ihr Thema Nummer eins zu entreißen: das Flüchtlingsproblem. Daran ist er im Bundestag gescheitert.
Merz und der AfD-Vorwurf: „Ein Trugbild“
In einem Bündnis der Unterstellungen zwischen Sozialdemokraten, Grünen, der Ex-Kanzlerin Merkel, den Kirchen und zum Teil gewalttätigen linken Gruppierungen wurde ihm unterstellt, er strebe ein Bündnis mit der Alternative für Deutschland an. Ein Trugbild, das an Absurdität nicht mehr zu überbieten ist.
► Sigmund Gottlieb ist einer der renommiertesten und erfahrensten Journalisten Deutschlands. Er war von 1995 bis 2017 Chefredakteur und von 2001 bis 2014 dazu stellvertretender Fernsehdirektor beim Bayerischen Rundfunk.
► Gottlieb moderierte die „Münchner Runde“ sowie aktuelle Brennpunkt-Sendungen im Ersten und war einer der präsentesten Kommentatoren in den „Tagesthemen“ der ARD.
► Für seine Arbeit erhielt Gottlieb mehrere Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Fernsehpreis für die Berichterstattung über den Kosovo-Krieg. Seit 2005 ist er Honorarprofessor für Journalismus an der Hochschule Amberg-Weiden. Und er ist im Universitäts- und Stiftungsrat der Universität Passau tätig sowie Ehrensenator dieser Hochschule.
Die letzte Phase dieses Wahlkampfes macht eines deutlich: Deutschland besteht aus zwei Welten: die Welt des Parlaments und lebensferner Gruppierungen und der Welt der Menschen, die mit der Lebenswirklichkeit konfrontiert sind. Sie stellen seit zehn Jahren fest, dass es den Regierenden offensichtlich gleichgültig ist, welche Probleme und Belastungen durch unkontrollierten Zuzug von Flüchtlingen entstehen.
Friedrich Merz hat sich in einem riskanten Manöver dazu entschlossen, nach den Terror-Morden von Magdeburg und Aschaffenburg dieses Thema noch vor der Wahl aufzugreifen. Die massiven Gegenkräfte hatte er unterschätzt. Doch die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler scheint ihm recht zu geben. Er muss jetzt seiner Linie treu bleiben – auch gegen die Mehrheit der veröffentlichten Meinung. Dabei darf er sein Kernthema, die Wirtschaft, nicht aus dem Auge verlieren.