Studie erklärt gute Wahlergebnisse - Nicht nur Migration: Diese fünf Gründe erklären den Erfolg von AfD und BSW im Osten
Die jüngsten Wahlerfolge der AfD und des neu gegründeten Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei der Europawahl haben die politische Landschaft in Deutschland verändert. Besonders auffällig ist der Zulauf für beide Parteien in den ostdeutschen Bundesländern. In Sachsen und Thüringen erhielten AfD und BSW bei der Europawahl zusammen über 30 Prozent der Stimmen. Noch besser ausgefallen sind die Ergebnisse zum Beispiel in den Landkreisen Görlitz und Bautzen, wo die Unterstützung für die Parteien bei über 40 Prozent lag.
Häufig wird behauptet, diese Erfolge seien auf die Migrationspolitik im Bund zurückzuführen. Viele Politiker und Medien vermuten, dass die kritische Haltung der Bevölkerung gegenüber Zuwanderung eine entscheidende Rolle bei der Wahl von AfD und BSW spielt. Doch eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt jetzt, dass die tatsächlichen Sorgen und Probleme der Menschen im Osten ganz andere sind. Ein Überblick:
Demografische Faktoren: Überalterung spielt AfD und BSW in die Karten
Zum einen zeigt die Studie, dass in vielen dieser Regionen der Anteil der über 60-Jährigen deutlich höher ist als im Westen. Diese Alterung führt zu spezifischen sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die von populistischen Parteien aufgegriffen und politisch genutzt werden. Ältere Wählerinnen und Wähler sind oft empfänglicher für Botschaften, die traditionelle Werte und Skepsis gegenüber Veränderungen betonen.
Marcel Fratzscher, Chef des DIW, erklärte der „Zeit“, dass „der Anteil der über 60-Jährigen an der Bevölkerung eines Kreises sowohl bei der AfD als auch beim BSW die wichtigste Variable ist. Und weiter: „Der Vergleich zeigt, dass die demografische Entwicklung in Ostdeutschland eine weitaus wichtigere Erklärung für die Stärke von AfD und BSW ist als in Westdeutschland: Im Osten ist der Effekt etwa doppelt so groß“.
Wirtschaftliche Lage: Kritik an Wirtschaftspolitik verfängt
Hinzu kommt die wirtschaftliche Situation, die in vielen ostdeutschen Regionen nach wie vor schwierig ist. Trotz der Wiedervereinigung und zahlreicher Förderprogramme sind die Einkommen niedriger und die Jugendarbeitslosigkeit höher als in westdeutschen Kreisen.
Die Botschaften der AfD und des BSW, die oft eine starke Kritik an der aktuellen Wirtschaftspolitik beinhalten, finden daher gerade in wirtschaftlich schwachen Regionen großen Anklang. Fratzscher erklärte: „Die AfD schneidet dort besser ab, wo die Menschen ein niedrigeres Einkommensniveau haben, wo die Jugendarbeitslosigkeit höher ist und wo es eine höhere Dichte an Handwerksbetrieben gibt“.
Strukturelle Herausforderungen: Einfache Antworten auf Herausforderungen durch Fortschritt
Ein weiterer Punkt ist, dass ein großer Teil der ostdeutschen Bevölkerung in Fabriken und Handwerksbetrieben arbeitet. Diese Arbeitsplätze sind durch den technischen Fortschritt und die drohende Automatisierung gefährdet. Populistische Parteien wie die AfD und der BSW nutzen die Ängste dieser Arbeitnehmer und bieten einfache Lösungen an, um viele Menschen anzusprechen.
Bildungsniveau: Populisten nutzen geringes politisches Wissen aus
Auch die niedrige Abiturientenquote beeinflusst den Erfolg der AfD im Osten. In Regionen mit niedrigerem Bildungsniveau neigen die Menschen eher dazu, populistische Parteien zu unterstützen.
Die Studie weist darauf hin, dass geringe Bildung oft dazu führt, dass Menschen komplexe politische und wirtschaftliche Sachverhalte nicht verstehen. Auch dies wird von populistischen Parteien ausgenutzt.
Zuwanderung und Integration: Sie spielt doch eine Rolle
Wenn auch nicht als Hauptmotiv, so profitieren AfD und BSW doch auch von der migrationskritischen Haltung in diesen Regionen. In Ostdeutschland gibt es zwar weniger Ausländer als im Westen, dennoch stehen viele Ausländer einer Veränderung der Bevölkerungsstruktur skeptisch gegenüber. Die DIW-Studie vermutet, dass dies auf die Gewöhnung an die historische und kulturelle Einheit ihrer Milieus zurückzuführen ist.