„Gemeinsames Schicksal“: Trumps Zollwahn treibt Asien in die Hände Chinas
Am Montag bricht Xi Jinping zur ersten Auslandsreise des Jahres auf. Sie führt ihn ausgerechnet in jene Länder, die unter Trumps Handelskrieg besonders zu leiden haben. Peking wittert seine Chance.
Anfang des Monats im äußersten Südwesten von Kambodscha: Mit viel Pomp eröffnet Hun Manet, Premierminister des kleinen asiatischen Landes, die frisch renovierte Marinebasis Ream. Man werde keinem fremden Land erlauben, hier eine dauerhafte Militärpräsenz zu unterhalten, verkündet der Regierungschef. Es ist eine Botschaft an Washington, wo man seit Jahren befürchtet, auch China könnte die Basis nutzen und so schnelleren Zugang zum Südchinesischen Meer erhalten, einer Region, in der sich Peking und der US-Verbündete Philippinen um mehrere Inselchen und Atolle streiten.
Tatsächlich zeigen Bilder der Eröffnungsfeier: Es ist viel chinesische Prominenz angereist nach Ream, darunter auch Pekings Botschafter in Kambodscha. Nur einen Tag später halten beide Länder dann ein gemeinsames Militärmanöver ab.
Man sollte meinen, Washington tue nun alles, um das kleine Kambodscha nicht noch mehr in die Arme Chinas zu treiben. Was aber macht Donald Trump? Er hält, nur wenige Tage vor der Eröffnung von Ream, im Rosengarten des Weißen Hauses eine große Tafel in die Fernsehkameras. Darauf hat er Strafzölle auf Dutzende Länder aufgelistet, an zwölfter Stelle findet sich auch Kambodscha. 49 Prozent brummt Trump dem Land auf, so viel wie kaum einem anderen. Freunde macht man sich so nicht.
Unter dem Eindruck von Trumps Zöllen reist Chinas Xi nach Südostasien
In der kommenden Woche besucht Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping im Rahmen einer Südostasien-Tour Kambodscha, zuvor macht er in Vietnam und Malaysia Station. Auch diese beiden Staaten hatte Trump mit hohen Zöllen überzogen.
Es ist Xis erste Auslandsreise in diesem Jahr. Und dass es ihn ausgerechnet in jene Länder zieht, die unter Trumps Zollwahn ganz besonders zu leiden haben, ist zwar Zufall, Staatsbesuche werden schließlich mit wochen- oder monatelangem Vorlauf geplant. Aus Sicht Chinas könnte der Zeitpunkt aber kaum besser sein. Denn angesichts von Trumps Zollkrieg eröffnen sich für Peking neue Möglichkeiten, seinen Einfluss in der Region zu vergrößern. China und seine südostasiatischen Nachbarn seien „gute Freunde und gute Partner mit einem gemeinsamen Schicksal“, schmeichelte am Freitag das Außenministerium in Peking.
Im Jahr 2022 gingen die meisten Ausfuhren von Kambodscha (32,6 Prozent) und Vietnam (29,5 Prozent) in die USA, im Falle von Malaysia waren es immerhin noch 11,3 Prozent. Trumps Zollkrieg trifft diese Länder also hart. Nun dürfte China künftig zwar kaum mehr aus der Region importieren, das Land produziert schließlich selbst bereits deutlich mehr, als seine konsumschwache Wirtschaft aufnehmen kann. Gegen den erratischen US-Präsidenten wirkt Peking allerdings wie ein Garant von Stabilität, wie ein Hüter des regelbasierten Welthandels. Auf uns ist Verlass: So oder so ähnlich wird wohl die Botschaft lauten, die Xi in Vietnam, Kambodscha und Malaysia platziert.
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Trumps Zölle nehmen vor allem China ins Visier
Man dürfte ihm dort aufmerksam lauschen. Denn Trump hatte seine Strafzölle zwar zuletzt für 90 Tage ausgesetzt. Doch auch in Südostasien weiß man, wie launisch der US-Präsident ist. Gut möglich also, dass er Vietnam, Malaysia und Kambodscha bald wieder ins Visier nimmt. Dann sind verlässlichere Partner gefragt.
Wobei zu viel China-Nähe auch eine gewisse Gefahr mit sich bringt. Ausgenommen von seiner Zoll-Pause hat Trump nämlich ausgerechnet die Volksrepublik. Mehr noch: Washington belegte China mit Zöllen in Höhe von zuletzt 145 Prozent. Sollte es dabei bleiben, könnten chinesische Hersteller ihre Waren kaum noch in den USA verkaufen. Peking dürfte sich also andere Absatzmärkte für seine Überproduktion suchen. Neben der EU geraten dabei vor allem die südostasiatischen Länder ins Visier.
Wegen Trumps Zöllen sucht China neue Absatzmärkte
„Chinesische Exporte, die nicht auf den US-Markt gelangen, müssen woanders hingehen“, schrieb der Ökonom Shay Wester vom Asia Society Policy Institute bereits im vergangenen November. „Während dies kurzfristig eine gute Nachricht für die Verbraucher sein mag, haben südostasiatische Hersteller bereits mit den Überkapazitäten der chinesischen Industrie zu kämpfen.“ Wester verweist darauf, dass 2024 alleine in Thailand mehr als 2000 Fabriken schließen mussten, weil China den dortigen Markt mit billigem Stahl und anderen Produkten geflutet habe. Trumps XXL-Zölle auf China dürften das Problem nun weiter verschärfen.
Gleichzeitig bemühen sich die südostasiatischen Staaten weiterhin um gute Beziehungen zu Washington. Von Gegenzöllen sah man dort bislang ab, Vietnam bot sogar an, alle bisherigen Zölle auf US-Importe abzuschaffen. Zwei potenzielle Freunde sind schließlich besser als einer.