Spielkistl kürzt Angebot und erhöht Gebühren deutlich

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Weniger springen lassen wird die Kreisbehörde um Landrat Robert Niedergesäß (Mitte) für das Spielkistl. Dort kann man Hüpfburgen wie diese ausleihen – und vieles mehr an Spielgeräten und Feierausstattung. © Stefan Rossmann

Künftig öffnet das Ebersberger Spielkistl nur noch saisonal, die Ausleihgebühren steigen um 350 Prozent – sozial Schwächere zahlen weniger.

Seit 30 Jahren ist das Ebersberger Spielkistl eine Institution für Vereinsveranstaltungen, Kindergartenfeste und Familienfeiern aller Art: Von Hüpfburg über Popcormaschine und Kerzenzieh-Set bis Partylautsprecher und Zipfelbob hält das Spaß-Zentrallager des Landratsamts im Ebersberger Gewerbegebiet ein buntes Angebot an Spielzeug und Feierzubehör bereit – zu Tagesgebühren ab sieben Euro, mit dem Ziel, dass kein Kindergeburtstag am schmalen Familiengeldbeutel scheitern soll. Doch weil auch der Geldbeutel des Landkreises Ebersberg schmaler und schmaler wird und gleichzeitig zwei neue Schulen gebaut werden sollen, setzt das Landratsamt nun den Rotstift an: Das Spielkistlangebot wird mitsamt der Öffnungszeiten massiv zusammengestrichen; zeitgleich steigen die Ausleihgebühren um mehr als das Dreifache, wenn auch mit einer Kulanzregelung für Ausleihwillige mit niedrigem Einkommen.

Schon jetzt ist wegen der Reform keine Ausleihe mehr möglich, das entsprechende Onlineformular von der Homepage verschwunden. Denn statt wie bisher fast das ganze Jahr hindurch wird das Spielkistl künftig nur noch von April bis einschließlich Oktober geöffnet haben, dazu an den Adventswochenenden, für Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte. Zudem werden die Öffnungstage auf Freitag bis Montag begrenzt, unter der Woche wird nur noch in den Pfingst- und Sommerferien Ausleihbetrieb angeboten. Wer unter der Woche etwas ausleihen möchte, muss es am Montag holen und kann es am Freitag zurückgeben. „Er zahlt jedoch jeweils nur einen Tag, wodurch kein Nachteil beim Kunden entsteht“, argumentiert das Amt in der Beschlussvorlage, die der zuständige SFB-Ausschuss des Kreistags einstimmig abgenickt habe. Durch die reduzierten Öffnungszeiten spart der Landkreis Personalkosten ein. Wer aber im November oder März einen Kindergeburtstag oder eine Vereinsfeier organisieren will, hat Pech gehabt.

Den Anlass für die Kürzungen fasst das Landratsamt auf EZ-Anfrage so zusammen: „Ein ,Weiter-so‘ war mit Blick auf die angespannten Finanzen nicht möglich und sinnvoll.“ In der Vergangenheit seien bei den Darstellungen zur Wirtschaftlichkeit des Spielkistls keine Personalkosten berücksichtigt worden. „Dies führte zu der (falschen) Schlussfolgerung, dass sich das Spielkistl durch die erzielten Einnahmen selbst trägt“, so die Kreisbehörde. Die Einnahmen beliefen sich auf rund 35 000 Euro im Jahr, was ein geschätztes Defizit von bis zu 65 000 Euro ergebe. Das ist dem Landratsamt zu viel.

350 Prozent Preissteigerung

Um kostenneutraler zu wirtschaften, werden daher zudem die Preise um rund 350 Prozent angehoben – allerdings von einem niedrigen Niveau. So kostete eine Hüpfburg bislang 18 Euro Leihgebühr am Tag; künftig werden es 63 Euro sein. „Bemessen an den marktüblichen Preisen sowie an der Kaufkraft der Landkreisbevölkerung aus Sicht der Verwaltung vetretbar“, so der mittlerweile anstelle des Jugendamts zuständige Sachgebietsleiter „Sozialplanung und Demografie“ Jochen Specht gegenüber den Kreisräten. Kommerzielle Anbieter verlangten dafür dreistellige Beträge. Ein Schlupfloch für einkommensschwächere Familien, soziale Vereine und Kindergärten soll ein zusätzlicher „Sozialpreis“ bieten, der sich an den bisherigen Preisen orientiert. „Zur Vermeidung von Diskriminierung wird keine Nachweispflicht eingeführt, wodurch der Preis ,frei‘ wählbar ist“, so die beschlossene Regelung.

Derzeit werde für die neue Homepage spielkistl.de ein neues Buchungssystem erarbeitet, das eine Online-Bezahlfunktion enthalten soll. Das soll nicht nur die Wartezeit bei der Abholung am Lager verkürzen, sondern auch die Abholmoral verbessern – in der Vergangenheit habe es immer wieder Einnahmeverluste wegen nicht abgeholter Bestellungen gegeben. Freigeschaltet werden soll das Buchungsportal ab Mitte Januar, so das Landratsamt, um Reservierung für die Saison 2026 zu ermöglichen. Da die Wintersaison nun größtenteils wegfällt, verschenke man noch übriges Spielgerät an Kindertageseinrichtungen im Landkreis.