„Wut und Verunsicherung“: Kommt jetzt die EU-Kennzeichnung von Lebensmitteln? Rewe und Edeka reagieren

  1. Startseite
  2. Verbraucher

Kommentare

Einige Supermärkte in Dänemark weisen Produkte mit EU-Herkunft gesondert aus. Auch in Deutschland zeigen sich viele Verbraucher offen für ein EU-Siegel.

Kopenhagen/München – Trotz zuletzt deeskalierender Bemühungen von EU-Seite ging US-Präsident Donald Trump bislang nicht auf das Angebot ein, Zölle auf Industriegüter gegenseitig aufzuheben. Während ein Ende des Zollstreits somit weiterhin außer Sicht scheint, reagierte eine große dänische Handelskette bereits mit einer Maßnahme, die Verbraucher beim Einkauf gesondert auf Waren mit Ursprung in der EU hinweisen soll – und das wohl auch, um ein Zeichen gegen Trumps Zollpolitik zu setzen. Und nun zeigt eine neue YouGov-Umfrage, dass eine solche Auszeichnung europäischer Produkte auch in Deutschland viele Verbraucher befürworten.

In Dänemark gibt es in einigen Supermärkten eine Kennzeichnung für Produkte aus der EU

Ende Februar führte Dänemarks größte Handelskette Salling, die die Supermarktketten Bilka, Føtex und Netto betreibt und auf einen Marktanteil von 34 Prozent kommt, ein Label für Produkt aus der EU in seinen rund 1400 Filialen im Land ein. Das Siegel besteht aus einem einfachen schwarzen Stern, der auf die Preisschilder der Waren aufgedruckt ist.

Ein Einkaufswagen neben einem Regal in einem Supermarkt © IMAGO / Zoonar

In Dänemark sind viele Verbraucher für das EU-Label auf derartigen Produkten dankbar, denn viele Verbraucher hatten es sich von der Handelskette gewünscht. Und zwar auch, um US-Waren beim Einkauf einfacher aus dem Weg gehen zu können. Denn generell nähert sich die Stimmung in Dänemark gegenüber den USA aktuell immer näher einer Zerreißprobe an, vor allem nachdem Trump wiederholt betonte, Grönland an die USA angliedern zu wollen.

Salling-Geschäftsführer Anders Hagh betonte in einem Beitrag auf der Plattform LinkedIn, dass das neue EU-Label in den Supermärkten des Salling Konzerns jedoch nicht eingeführt wurde, um US-Produkte zu boykottieren. „Unsere Geschäfte werden weiterhin Marken aus der ganzen Welt in den Regalen haben, und die Kunden werden auch weiterhin die Wahl haben“, sagte er im LinkedIn-Post.

Deutliche Mehrheit der deutschen Verbraucher wünscht sich ein EU-Siegel

Eine derartige Kennzeichnung von EU-Produkten wünschen sich aber auch hierzulande nicht wenige. Das ging nun als Ergebnis aus einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervor. Der Studie zufolge befürworten ganze 47 Prozent und damit fast die Hälfte der Befragten eine Kennzeichnung von europäischen Produktennt „voll und ganz“. 30 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, ein EU-Produktlabel „eher“ zu befürworten. 

Elf Prozent der befragten Studienteilnehmer lehnten eine Kennzeichnung von europäischen Produkten ab. Zwölf Prozent von ihnen verzichteten darauf, eine Angabe zu machen. Für die repräsentative Studie befragte YouGov 2055 Menschen ab 18 Jahren in Deutschland.

Regionale Produkte dürften durch den Handelsstreit mit den USA noch beliebter werden

Eine Einordnung hierzu traf Kai Hudetz, Geschäftsführer des Handelsforschungsinstituts IFH Köln, gegenüber der FAZ: „Bei vielen Menschen sind Wut und Verunsicherung ein Treiber.“ Regionalität sei schon länger ein wichtiges Verkaufsargument im Supermarkt. Er fügte hinzu: „Der Handelsstreit dürfte den Trend verstärken.“

Die großen Supermarktketten hierzulande planen jedoch bislang nicht, den dänischen Weg einzuschlagen und Waren europäischen Ursprungs mit einem entsprechenden Siegel zu versehen. So sagte eine Sprecherin der Rewe-Gruppe der FAZ: Boykotte oder Sonderkennzeichnungen lehnen wir ab, da sie ungewollt unbeteiligte Erzeuger und Betriebe treffen.“ Die Entscheidung, welche Produkte ins Sortiment aufgenommen werden und welche gegebenenfalls aus ihm gestrichen werden, entstehe auf Grundlage der Nachfrage von Kunden. Zudem seien Informationen zur Herkunft der Produkte auf den Produktverpackungen bereits ersichtlich.

Ein Sprecher der Edeka-Zentrale sagte der FAZ, bislang nur „sehr wenige Anfragen“ von Kunden bezüglich der Einführung eines EU-Siegels auf Produkten erhalten zu haben. Eine potenzielle EU-Kennzeichnung würde aber geprüft werden, falls sich die Nachfrage nach ihr künftig verstärken sollte. (fh)

Auch interessant

Kommentare