Gesundheitsrisiko durch Plastikflaschen – Blutdruck könnte steigen, warnen Forschende

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Die Nutzung von Plastikflaschen könnte zu einem Anstieg des Blutdrucks führen. Das Vermeiden von Plastik könnte das Herz-Kreislauf-System schützen.

Krems an der Donau – Der Konsum von Flüssigkeiten aus Plastikflaschen könnte den Blutdruck negativ beeinflussen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie aus Österreich. Forschende der Danube Private University in Krems haben aufgezeigt, dass Mikroplastikpartikel, die aus Plastikflaschen freigesetzt werden, in den Blutkreislauf gelangen und das Herz-Kreislauf-System belasten.

Mikroplastik in menschlichen Organen nachgewiesen

Mikroplastik, das durch den Zerfall von Plastikprodukten entsteht, ist heutzutage nahezu allgegenwärtig. Es gelangt über Verpackungen, Haushaltsprodukte und vor allem über Plastikflaschen in den menschlichen Organismus. Mikroplastikpartikel sind so klein, dass sie in den Blutkreislauf gelangen und dort möglicherweise die Blutgefäße beeinträchtigen.

In einer Studie wurde ein Zusammenhang zwischen erhöhten Phthalatkonzentrationen im Urin und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck (Hypertonie) nachgewiesen © IMAGO / Depositphotos

Besonders alarmierend ist nicht nur, dass sich die Mikroplastik-Verschmutzung sich bis 2040 verdoppeln könnte, sondern dass es auch im menschlichen Körper – von Organen wie das Gehirn, Leber und den Nieren, bis hin zum Blut – nachgewiesen wurde. In einer im November 2023 veröffentlichten Studie, konnten kleinste Partikel Plastik sogar im Sperma der Probanden nachgewiesen werden. Dies birgt gesundheitliche Risiken, die bislang wenig erforscht sind.

Plastik überall: Wie Mikroplastik in unseren menschlichen Blutkreislauf gelangt

Die kürzlich veröffentlichte Studie der Danube Private University in Krems zeigt nun erstmals einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Getränken aus Plastikflaschen und einem erhöhten Blutdruck (Hypertonie). Die Forschenden führten eine Pilotstudie mit acht gesunden Erwachsenen durch, die über einen Zeitraum von vier Wochen auf Plastikflaschen verzichteten und stattdessen Leitungswasser tranken. Während dieser Zeit wurden regelmäßig Blutdruckmessungen durchgeführt.

Umweltverschmutzung des 21. Jahrhunderts: Was ist Mikroplastik und woher kommt es?

Mikroplastik beschreibt feste Plastikpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind und aus verschiedenen Quellen stammen. Diese Partikel lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: Primäres Mikroplastik wird direkt in dieser Größe hergestellt, etwa als Mikroperlen in Kosmetika oder für industrielle Anwendungen. Sekundäres Mikroplastik hingegen entsteht durch den Zerfall größerer Plastikprodukte, wie etwa von Plastiktüten, Reifen oder Fischernetzen.

Besonders problematisch ist die nahezu unaufhaltsame Ausbreitung der Partikel. Sie finden sich in Ozeanen, Flüssen, Böden und sogar in der Atmosphäre. Über den Luftweg gelangen sie weit entfernt von ihren Ursprungsorten, beispielsweise bis in die Arktis oder in die Tiefsee.

Quelle: science.org

Die Studienergebnisse zeigen, dass Frauen nach zwei und vier Wochen des Verzichts auf Plastikflaschen eine signifikante Senkung des systolischen Blutdrucks (der obere Wert) aufwiesen. Männer hingegen zeigten in den Messungen keine signifikanten Veränderungen. Eine noch auffälligere Senkung des diastolischen Blutdrucks (der untere Wert) wurde bei allen Teilnehmenden festgestellt, besonders aber bei den Frauen.

Wie beeinflusst Mikroplastik den Blutdruck? Ergebnisse der Studie

Diese Unterschiede lassen sich teilweise durch geschlechtsspezifische Faktoren im kardiovaskulären System erklären. Studien deuten darauf hin, dass Frauen eine geringere arterielle Steifigkeit aufweisen und dass der Blutdruck bei ihnen anders reguliert wird als bei Männern. Die Forschenden betonen jedoch, dass die geringe Teilnehmerzahl in dieser Pilotstudie eine definitive Aussage noch nicht zulässt. Weitere Untersuchungen mit größeren Gruppen sind notwendig, um die Ergebnisse zu untermauern.

Die genauen Mechanismen, wie Mikroplastik den Blutdruck beeinflusst, sind noch unklar. Bisherige Laborstudien deuten darauf hin, dass Plastikpartikel die Zellmembranen von Blutkörperchen schädigen und die Bildung von Blutgerinnseln fördern können. Mikroplastik könnte also das Risiko von Gefäßverschlüssen erhöhen und dadurch den Blutdruck steigen lassen. Auch die Ansammlung von Mikroplastik in Organen wie der Leber und den Arterien könnte zu langfristigen gesundheitlichen Schäden führen.

Ein FInger mit kleinsten Partikeln Plastik
Mikroplastik ist überall: Synthetische Partikel, die kleiner als fünf Millimeter sind, finden ihren Weg in unseren Blutkreislauf, Organe, Keimdrüsen und den globalen Lebenskreislauf unserer Umwelt. © IMAGO / JOKER

Eine weitere Hypothese der Forschenden ist, dass der Verzicht auf Plastikflaschen die Belastung durch Phthalate – Chemikalien, die in vielen Plastikprodukten enthalten sind – reduziert. Phthalate sind, laut Bundesinstitut für Risikobewertung, chemische Verbindungen, „die vor allem als Weichmacher in Kunststoffen wie PVC eingesetzt“ werden. Sie stehen im Verdacht, den Blutdruck zu erhöhen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu steigern. Die Studie vermutet, dass der Verzicht auf Plastikflaschen die Phthalatkonzentration im Blut reduziert und so zur Senkung des Blutdrucks beiträgt.

Schutz vor Mikroplastik: Wie Verbraucher die Belastung reduzieren können

Die gesundheitlichen Risiken, die von Mikroplastik ausgehen, werden in der Wissenschaft zunehmend erforscht. Laut früheren Untersuchungen nimmt ein Mensch wöchentlich etwa 5 Gramm Mikroplastik durch verpackte Getränke auf – eine Menge, die nicht ignoriert werden sollte.

Um das Risiko einer Mikroplastikbelastung zu verringern, empfehlen die Forschenden der Studie, auf Leitungswasser zurückzugreifen, das in vielen Ländern deutlich weniger Mikroplastik enthält als Wasser aus Plastikflaschen. In Deutschland und Österreich beispielsweise konnten in mehreren Untersuchungen keine nennenswerten Mikroplastikspuren im Leitungswasser nachgewiesen werden.

Zusätzlich kann das Abkochen und Filtern von Leitungswasser die Aufnahme von Mikroplastik um bis zu 90 Prozent reduzieren. Diese einfachen Maßnahmen können helfen, die Belastung durch Plastikpartikel zu minimieren und möglicherweise den Blutdruck langfristig zu senken. (ls)

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