Erdogan nennt Netanjahu „Hitler von heute“

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Der türkische Präsident Erdogan greift erneut den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu an. Dem Westen wirft er zudem „Mittäterschaft“ vor.

Ankara – Die Spannungen zwischen der Türkei und Israel werden offenbar weiter anhalten. Während Israel die Hamas geschlossen als eine Terrororganisation ansieht, bezeichnet Präsident Recep Tayyip Erdogan, die Hamas und ihren in Teheran ermordeten Polit-Chef Ismail Hanija als Märtyrer. Die Organisation sei eine Freiheitsbewegung, die für die Freiheit ihres Volkes kämpfe. Bei seiner Rede während des Menschenrechte-Ausbildungsprogramms der Regierungspartei AKP am Montag legte Erdogan nach.

„So wie diejenigen, die vor 85 Jahren Hitlers Völkermordrede im Reichstag begeistert applaudiert haben, ihren Namen mit Scham in die Geschichte geschrieben haben, werden diejenigen, die den Lügen von Netanjahu, dem Hitler von heute, applaudieren, den schwarzen Fleck, der an ihren Händen klebt, ein Leben lang nicht mehr entfernen können“, sagte Erdogan.

Krieg zwischen Israel und den Hamas: Erdogan wirft Westen Mittäterschaft vor

„Vielleicht werden sie versuchen, uns zum Schweigen zu bringen, indem sie uns als antisemitisch abstempeln, wie sie es mit allen anderen tun. Egal, was sie tun, wir haben nie zu den Teufeln gehört, die angesichts von Unterdrückung schweigen, und wir werden auch nicht weiterhin zu ihnen gehören“, sagte Erdogan. Er fügte hinzu, dass es seine Pflicht sei, seine Stimme für das palästinensische Volk zu erheben. „Wir bemühen uns aufrichtig, die Palästina-Prüfung sowohl persönlich als auch als Land und Nation zu bestehen“.

Weiter warf der türkische Präsident bei seiner Rede dem Westen eine Mittäterschaft vor. „Sie bieten alle Arten von Unterstützung, einschließlich Waffen und Geheimdienstinformationen, damit Netanjahu mehr Kinder töten kann“. Besonders die Rede von Netanjahu vor dem US-Kongress hat es dem mächtigen Mann in Ankara angetan. „Sie zeigen diese Unterstützung öffentlich, indem sie den Mördern applaudieren, bis ihre Handflächen anschwellen, ohne dass sie es zu verbergen brauchen.“

Immer wieder kritisiert der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Israel für sein Vorgehen gegen die Palästinenser.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nennt den israelischen Ministerpräsidenten „Hitler von heute“ © IMAGO/Shady Alassar

Der türkische Außenminister und ehemalige Chef des Geheimdienstes MIT, Hakan Fidan, warnte Israel und seine Verbündeten mit scharfen Worten. „ Wir spielen hier kein Spiel, Israel hat die Grenzen der Toleranz überschritten“, sagte Fidan vor en Kameras. „Jetzt sollten die Besitzer die Leine in die Hand nehmen. Die Region kann sich keine weiteren israelischen Provokationen leisten“.

Trotz Erdogans Worten: Über Drittländer verkauft die Türkei nach Israel

Alleridings gibt es Zweifel, ob die türkische Regierung tatsächlich den Handel mit Israel vollkommen eingestellt hat. Nach einem Bericht der Zeitung Evrensel unter Berufung auf Zahlen des Rates der türkischen Exporteure TIM (Türkiye İhracatçılar Meclisi) habe der Handel mit den palästinensischen Gebieten im Juli deutlich gegenüber dem Vorjahresmonat zugenommen. „Im Juli 2023, als es noch keinen heißen Krieg gab, beliefen sich die Ausfuhren aus der Türkei nach Palästina auf 9,3 Millionen Dollar, während die Ausfuhren im Juli dieses Jahres 119,6 Millionen Dollar betrugen“, schreibt das Blatt. Im Juli vergangenen Jahres habe die Türkei in die Palästinensergebiete Stahl für 27.000 Dollar geliefert, ein Jahr später für 14,3 Millionen Dollar. Besonders stark sei der Export von Zement- und Glasprodukten in die Palästinensergebiete gewesen. Hier stieg der Export binnen 12 Monaten um 453.680 Prozent.

So gelangen türkische Waren über Drittländer an Israel

Die türkischen Unternehmen könnten ihre Waren damit über Drittländer und Drittkäufer an Israel verkaufen, vermutet Evrensel. „Die Exporteure erklärten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass sie von der Entscheidung der Türkei, den bilateralen Handel einzustellen, überrascht seien und dass die türkischen Exporteure nach Möglichkeiten suchten, ihre Bestellungen über Drittländer nach Israel zu schicken“, so der Bericht. Besonders der im deutschen Exil lebende türkische Journalist Metin Cihan hatte in den vergangenen Monaten immer wieder belegt, wie vor allem regierungsnahe türkische Unternehmer mitten im Gaza-Krieg Handel mit Israel betrieben haben. Erdogan und seine Regierung mussten deswegen den Handel mit Israel einschränken und anschließend offiziell einstellen. (erpe)

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