Putin weiß bald nicht mehr wohin mit seinen Bombern. Ukrainische Drohnen bringen ihnen massiver Verluste bei – Angriffe über 2000-Kilometer-Distanz.
Murmansk – „Danke an alle, die dieses Ergebnis möglich gemacht haben“, schrieb die ukrainische Luftwaffe im Mai auf Telegram; da soll festgestanden haben, dass alle Marschflugkörper des nächtlichen Angriffs Russlands von Luftabwehrsystemen abgeschossen worden seien, wie das norwegische Magazin Independent Barents Observer schreibt – geflogen hatten den Angriff drei Tu-95MS-Bomber vom Luftwaffenstützpunkt Olenya südlich von Murmansk.
Jetzt hat die Ukraine erfolgreich Rache genommen: Drohnen der Ukraine sollen die fast 2000 Kilometer in den Norden Russlands zurückgelegt und den Flugplatz sowie einen strategischen TU-22M3-Bomber beschädigt haben; das berichtet die Ukrainska Prawda. Diktator Wladimir Putin kann sich mittlerweile in seinem eigenen Reich nicht mehr sicher fühlen.
Putins Kampfjet zerstört: Kiew gelingt Schlag im Ukraine-Krieg
Das ist bereits der zweite Coup gegen einen im russischen Hinterland liegenden Flugplatz sowie gegen einen geparkten Bomber. Die Ukraine will im Juni erstmal einen russischen Suchoi Su-57-Tarnkappen-Bomber getroffen haben. Das berichtete die Hauptverwaltung für Aufklärung des Verteidigungsministeriums (HUR), wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform schrieb. Ob der Flieger beschädigt oder zerstört wurde, ist bis heute offen. Der Angriff im Juni hatte dem Flugplatz Achtubinsk im Verwaltungsbezirk Astrachan gegolten, „589 Kilometer vom Kriegsgebiet in der Ukraine entfernt“, wie der Geheimdienst über verschiedene Medien verlauten ließ.
Militärmaschinerie Putins schwer getroffen – massive Verluste im Ukraine-Krieg durch Drohnen
Jetzt hat die Ukraine einen Angriff geführt über eine mehr als dreimal so weite Distanz – allerdings soll die Ukraine mehr als diese Attacke unternommen haben: „Oft ohne sich direkt zu den Anschlägen zu bekennen, hat Kiew seine Drohnenangriffe auf die Militär- und Energieinfrastruktur auf russischem Territorium verstärkt und damit der Militärmaschinerie Moskaus einen schweren Schlag versetzt“; schreibt aktuell beispielsweise Newsweek. Demnach soll auch ein Militärflugplatz in Djagilewo in der Nähe der Stadt Rjasan angegriffen worden sein – das sind rund 160 Kilometer südöstlich von Moskau.
Laut Newsweek dient dieser Luftwaffenstützpunkt als Ausbildungszentrum für die Piloten der strategischen Bomberflotte Russlands – also derjenigen Piloten, die beispielsweise die Tupolew Tu-95MS und Tu-22M3 fliegen. Tatsächlich scheinen diese Angriffe vergleichbar zu sein mit der Zerstörung des russischen U-Bootes „Rostow am Don“ auf der Krim im September 2023. Damals hatten die Ukrainer die Ordschonikidse-Werft in Sewastopol mit Marschflugkörpern angegriffen, während das U-Boot dort im Trockendock gelegen hatte – jetzt attackieren die Ukrainer neben der Energie-Infrastruktur gezielt die militärische.
Putins Bomber im Ukraine-Krieg in Gefahr: Ukraine attackiert Stützpunkte
Und das offenbar mit einigem Erfolg, was der Barents Observer nahelegt: Demnach hätte Russland mehr als zehn Langstreckenbomber vom Typ Tu-95M und Tu-160 extra nach Olenya zurückverlegt, nachdem der Luftwaffenstützung Engels in der Region Saratow bereits von ukrainischen Drohnen angegriffen worden war. Laut einem Bericht der britischen Sun sollen in diesem „Hinterhalt“ 60 Explosionen verzeichnet worden sein; das Blatt will erfahren haben, dass dieser Angriff 20 russische Soldaten getötet und sechs der Langstreckenbomber zumindest beschädigt haben soll.
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Stützpunkt am Polarkreis zum Bersten voll – Putins Kampfjets weichen zurück
Die Ukraine greift also Meter für Meter weiter nach Russland hinein, und ist offenbar mittlerweile in der Lage, den Krieg beinahe überall in die Russische Föderation zurückzutragen. Der Stützpunkt Olenya liegt am Polarkreis in unmittelbarer Nachbarschaft zur Nato: etwa 200 Kilometer östlich der Grenze Norwegens und etwa 150 Kilometer vom zweitjüngsten Nato-Partner Finnland entfernt. Viel weiter kann Wladimir Putin kaum noch von der Ukraine wegrücken und gleichzeitig in Schlagweite bleiben. Im Mai vergangenen Jahres hatte Putin seine schweren Bomber dorthin verlegt – Satellitenbilder des Barents Oberserver zeigen, dass dieser Stützpunkt damit zum Bersten vollgestellt war.
„Die Entsendung solch schwerer Bomber in den Norden ist sicherlich ein Signal“, zitiert der Oberserver Katarzyna Zysk vom norwegischen Institut für Verteidigungsstudien. Auch an der Schwarzmeerküste soll die Ukraine erfolgreich zugeschlagen haben, worüber der Kiew Independent schreibt. Demnach war kürzlich eine Ölraffinerie in der dortigen russischen Stadt Tuapse in Brand geraten, nachdem der ukrainische Militärgeheimdienst mit Drohnen angegriffen hatte: Russische Telegram-Kanäle hätten laut einer Meldung von Newsweek berichtet, dass durch den Angriff auch ein Brand nahe dem benachbarten Luftwaffenstützpunkt Morosowsk ausgebrochen sein soll.
Klare Verstöße gegen Anweisungen aus den USA – Ukraine trifft Putin, wo sie will
Das russische Verteidigungsministerium teilte überdies mit, kürzlich seien über den Regionen Kursk, Belgorod, Rostow, Brjansk und Lipezk mindestens 23 Drohnen abgeschossen worden – darüber berichtet ebenfalls der Kiew Independent; der weist dabei nochmals darauf hin, die Ukraine verstoße damit vorsätzlich gegen die westliche Doktrin der weitgehenden Unantastbarkeit des russischen Hinterlandes.
Die neuen Möglichkeiten durch im Lande produzierte Waffen hebelt indes die Restriktionen der westlichen Partner aus und lindert die Frustrationen über scheinbar fruchtlose Sanktionen gegenüber Russland. Daneben gewinnt die Ukraine eine bessere Position in möglichen Verhandlungen – mit dem Westen genauso wie mit Wladimir Putin. Trotz der Warnungen durch die USA, die Angriffe beispielsweise gegen russische Raffinerien zu stoppen, lässt die Ukraine nicht locker, tiefer ins russische Hinterland hineinzuwirken, analysiert Sergey Vakulenko für den in Washington D.C. ansässigen Thinktank Carnegie Endowment for International Peace.
Russlands herbe Verluste auf eigenem Territorium: Folge von ukrainischer Innovationskraft
Vakulenko sieht darin die Ukraine als Träger des modernen Krieges gegen einen eher traditionell kämpfenden Gegner mit traditionellen Werten: Russlands schiere geografische Größe und seine industrielle Beharrlichkeit machten das Land relativ unempfindlich. Seine Bilanz: Die Ukraine könne Russland ins Wanken bringen, aber nur schwer zu Fall.
Allerdings will die Ukraine diesen Weg fortsetzen: Das Magazin Armyinform berichtete Ende Juni, dass die Ukraine mit der Serienproduktion von Angriffsdrohnen mit einer Reichweite von mehr als 1.000 Kilometern begonnen habe; das sagte Herman Smetanin. Dem Chef des staatlichen ukrainischen Rüstungsunternehmens Ukroboronprom sei daran gelegen, Russlands „riesigen Ressourcen und seiner superstarken Industrie“ in der Waffenherstellung „flexibler und einfallsreicher“ zu begegnen.
Putin hinkt technisch hinterher: Ukraine bringt Drohnen das Denken bei
Die Ukraine arbeitet unter Hochdruck an einsatztauglichen Drohnen, die mittels Künstlicher Intelligenz (KI) immun werden sollen gegen Signalstörungen und darüber hinaus lernen sollen, in Schwärmen gegen Ziele zu operieren, wie die Kiew Post aktuell berichtet. Russland setzt demnach nach wie vor auf die kopierten iranischen Shahed-Drohnen, um Luftabwehrsysteme auszukundschaften und deren Feuer zu provozieren. Die Ukraine scheint da weiter entwickelt zu sein.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters ausführt, bedeute die Entwicklung von KI-Drohnen in der Ukraine im Wesentlichen die Optimierung visueller Systeme, die bei der Identifizierung von Zielen und im Anfliegen dieser Ziele mit Drohnen helfen; daneben die Optimierung von Geländekartierungen für die Navigation sowie die Realisierung komplexerer Programme, die den Drohnen ermöglichen, in miteinander verbundenen „Schwärmen“ zu operieren. Menschliche Operatoren würden da schnell an ihre Grenzen stoßen, sagte gegenüber Reuters Serhii Kupriienko – er ist der Chef des ukrainischen Unternehmens Swarmer, das die Innovation serienreif entwickeln soll.
Herman Smetanin ist mit den bisher erreichten Zwischenschritten zufrieden, wie er Armyinform gegenüber geäußert hat: „In relativ kurzer Zeit haben wir unsere eigenen Angriffsdrohnen mit großer Reichweite entwickelt und in Serie gebracht. Jetzt treffen sie strategische feindliche Ziele in einer Entfernung von mehr als 1.000 Kilometern. Wir sind nichtlinearer und innovativer geworden“, sagt er: „Mit der Zeit erkannte David, dass es eine falsche Idee war, Goliath mit Goliaths eigenen Methoden zu bekämpfen. Am Ende wählte er die Waffe, die den Sieg bringen konnte, und setzte sie geschickt ein.“