100 Jahre alte Eiche umgepflanzt: Am Vorzeigeprojekt zieht neues Leben ein
Vor über zwei Jahren wurde in Fürstenfeldbruck in eine 100 Jahre alte Eiche umgesetzt, um Platz für Häuser zu machen. Nun ist das Vorzeigeprojekt fertig.
Fürstenfeldbruck – Es war ein Mammutprojekt: Eine 100 Jahre alte Eiche wurde an der Maisacher Straße in Fürstenfeldbruck versetzt. Sie machte Platz für zwei Wohnhäuser, bei denen auch der Umweltschutz im Vordergrund steht. Fassadenbegrünung sowie Nistkästen für Mauersegler und Fledermäuse machen die Gebäude mittlerweile zum Vorzeigeobjekt.
An der Maisacher Straße 33 wurlt es. Mauersegler fliegen zwischen den beiden Häusern. In der Krone der alten Eiche sitzen Sperlinge, Finken und andere Vögel. Zwei Starenjunge recken ihre hungrigen Schnäbel aus einem Nistkasten. Dass sie alle hier ihre Heimat finden, ist nicht selbstverständlich. Denn die über 100 Jahre alte Eiche stand bis vor rund zweieinhalb Jahren noch ein paar Meter weiter.

Die Meister Wohnbau GmbH und Co. KG wollte den großen Baum nicht einfach fällen. „Wir wollten alles, was Natur ist, so weit wie möglich erhalten“, erklärt Bauherr Patrick Meister. Ein Wurzelgutachten gab Hoffnung, dass die Eiche einen Umzug überleben würde. Mit einem Kran wurde sie ausgegraben, mit einem Teil des Wurzelballens in einen mit Spundwänden ausgekleideten Pflanztrog gesetzt.
Immer noch wird die Eiche mit 10 000 Litern pro Woche gegossen. Doch nach zwei Jahreszyklen ist klar: Sie hat die Verpflanzung überstanden, Blätter blühen und viele Tier- und Pflanzenarten – bis zu 1500 kann ein so alter Baum beherbergen – leben dort. „Es ist spannend zu sehen, welche Vögel der Baum anzieht“, sagt Simon Weigl, Geschäftsstellenleiter des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) Fürstenfeldbruck.

Nicht nur der Baum hat Weigls Interesse geweckt. Denn die beiden Mehrfamilienhäuser haben mehr an Umweltschutz zu bieten. Energiestandard KfW 40+ – der höchste –, eine PV-Anlage auf dem Dach samt Batteriespeicher, Holzfenster und Fassadenbegrünung, erklärt Patrick Meister. An den Rankgerüsten an der Fassade winden sich erste Schlingpflanzen entlang. Auch die Balkone haben Rankgerüste.
An den Fassaden sind vier Schlitze zu sehen – wie bei einem Briefkasten. Sie sollen Fledermäusen als Nistkasten dienen. Eingezogen sind Zwergfledermaus, Weißrandfledermaus, großer Abendsegler und Co. wahrscheinlich noch nicht, vermutet Simon Weigl. Denn sie suchen länger nach Nistplätzen.
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Die ersten Vogelnistkästen sind dagegen schon bewohnt, wenn auch nicht alle von Mauerseglern, aber das muss auch nicht sein. Aus einem Loch an der Dachfassade hängt Grünzeug – von Spatzen gesammelt. Aus einem zweiten Loch schauen zwei Stare heraus, die wohl auf ihre Eltern warten.

15 Holzkästen sind hinter dem Blech an der Holzverkleidung befestigt. An Balkonen und Bäumen hängen Nistmöglichkeiten. Und immer wieder fliegen die Mauersegler hindurch und pfeifen. „Screaming Parties“, erklärt Weigl. Damit informieren sie ihren Schwarm über Nistplätze. Und die sind notwendig, denn durch Sanierungen und Abriss verlieren die Vögel viele Unterkünfte.
Daher seien Bauprojekte wie dieses so wichtig. „Es ist ein Vorzeigeprojekt, von dem wir mehr brauchen“, sagt Weigl. 5000 bis 6000 Euro muss man für die integrierten Nistkästen investieren, schätzt Bauherr Christian Meister. Für Fassadenrankstäbe und Seile seien es rund 25 000 Euro. Geld, das man auch künftig investieren will. Nistkästen werde man immer einplanen, sagt Patrick Meister. „Und wir würden auch wieder einen Baum verpflanzen, wenn es geht.“ Er habe viele weitere Ideen. Doch es hängt auch immer vom Projekt ab.
Das Konzept überzeugte auch die Schramek GmbH, die das gesamte Objekt gekauft hat. „Der nachhaltige Aspekt ist uns sehr wichtig“, sagt Udo Schramek. Dass so ein alter Baum versetzt werde, habe man noch nicht erlebt. „Das beweist, dass es entgegen aller Unkenrufe doch funktioniert.“
Mauersegler-Kartierung: Der LBV führt derzeit in Puchheim eine Kartierung für gebäudebrütende Vögel durch. Hierfür werden Freiwillige gesucht, die werktags am Abend mithelfen wollen. Interessenten wenden sich per E-Mail an fuerstenfeldbruck@lbv.de.