Lebenserwartung steigern: Gesunder Lebensstil soll „schlechte“ Gene offenbar ausgleichen
Wie schnell ein Mensch altert, hängt auch von seinen Genen ab. Wer auf eine gesunde Lebensweise achtet, kann diesen Prozess offenbar beeinflussen, wie eine Studie zeigt.
Wie lange wir leben wird unter anderem durch die Gene bestimmt. Denn sie steuern den Alterungsprozess, wie das Max-Planck-Institut erklärt. Groß angelegte Studien mit eineiigen Zwillingen zeigen, dass der Einfluss der Gene dabei zehn bis 15 Prozent beträgt. Und auch die Forschung an Modellorganismen wie Fadenwürmern und Fruchtfliegen zeigt, dass ihre Lebenserwartung verdoppelt werden kann, wenn bestimmte Gene abgeschaltet werden. Darüber hinaus hat auch der Lebensstil Einfluss darauf, wie schnell wir altern. So können eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung eine genetisch bedingte geringe Lebenserwartung teilweise ausgleichen. Das lässt zumindest eine internationale Studie vermuten.
Daten von mehr als 350.000 Menschen aus Großbritannien ausgewertet
Bislang war wissenschaftlich nicht geklärt, inwieweit ein gesunder Lebensstil den Einfluss der Gene auf das Altern ausgleichen kann. Um der Frage nachzugehen, haben Forscher jetzt Daten von rund 350.000 Menschen der United Kingdom (UK) Biobank ausgewertet. Dabei wurde anhand verschiedener Genavarianten ein sogenannter Polygener Risikoscore (PRS) ermittelt. Dieser gibt an, wie hoch das Risiko der Teilnehmer für eine verkürzte Lebensdauer – also einen Tod vor 75 – ist.
Einen gesunden Lebensstil definierten die Forscher anhand bestimmter Faktoren, darunter:
- Nichtrauchen
- Ein mäßiger Alkoholkonsum
- Eine gesunde Körperform
- Regelmäßige körperliche Aktivität
- Ausreichender und guter Schlaf
- Eine qualitative, ausgewogene Ernährung
Ungesunder Lebensstil steigert Risiko eines frühzeitigen Todes
Dabei kamen sie zunächst zu dem Ergebnis, dass bei „schlechten“ Genen die Wahrscheinlichkeit, frühzeitig zu sterben, um ein Fünftel höher war, als bei „guten“ Genen. Unabhängig davon schien eine ungesunde Lebensweise das Risiko für einen vorzeitigen Tod um 78 Prozent zu erhöhen.
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Rein rechnerisch könnten Menschen mit „schlechten“ Genen so ihre Lebenserwartung im Alter von 40 Jahren um fünf Jahre verlängern, wenn sie einen gesunden Lebensstil pflegen. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die Wissenschaftler im British Medical Journal – Evidence-Based Medicine.
Studie weist auch Mängel auf
Experten des Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) weisen aber auch auf Mängel der Studie hin. Zum Einen sei umstritten, welche Gene in diesem Zusammenhang als „gut“ und welche als „schlecht“ gelten. Darüber hinaus handelt es sich bei der Studie um eine reine Beobachtungsstudie. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Genen, Lebensstil und Lebenserwartung könne dabei nicht nachgewiesen werden. Auch das Fazit der Forscher, dass gesundes Essen, ausreichend Schlaf, körperliche Aktivität und Rauchverzicht das Leben effektiv verlängern könnten, ist nicht neu und letztlich selbsterklärend.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.
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