Droht die Vogelgrippe-Pandemie? Harvard-Forscher schlägt Alarm: „Wir spielen mit dem Feuer“

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Vogelgrippe-Infektionen bei Kühen in den USA nehmen zu. Forscher fordern dringend Maßnahmen, um eine weitere Verbreitung einzudämmen.

Boston – Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC gibt es in den USA mittlerweile über 130 erfasste H5N1-Infektionen bei Milchkühen. Forschern bereiten diese Zahlen Sorge. Harvard-Wissenschaftler Michael Mina fordert nun ein konsequentes Vorgehen der USA, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Harvard-Forscher nennt Umgang mit Vogelvirus in den USA „Spiel mit dem Feuer“

Vermutlich sprangen die Vogelgrippe-Viren in den USA von Wildvögeln auf Milchkühe über. Wissenschaftler fanden bereits Virusbestandteile in Milchproben aus Supermärkten. Aufgrund der Pasteurisierung bestehe jedoch keine Ansteckungsgefahr für Menschen, hieß es. Das Zentrum für Infektionskrankheitsforschung (CIDRAP) berichtete Mitte Juni über 36 positiv auf H5N1 getestete Mäuse und vier Katzen. Zu sagen „Wir spielen mit dem Feuer“, sei eine Untertreibung, kommentierte der Harvard-Wissenschaftler Michael Mina dazu auf der Plattform X (vormals Twitter).

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Mehr als 130 erfasste Vogelgrippe-Infektionen bei Kühen gibt es nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC inzwischen. Vereinzelt infizierten sich bereits Menschen. © Bihlmayerfotografie/Westend61/Imago

Es werde zu wenig getan, um die Ausbreitung einzuschränken, meint Mina. „Wir lassen dieses Virus bei jeder Gelegenheit entkommen, die wir hatten, um es einzudämmen“, so der Forscher. Bislang wurde keine Übertragung von Mensch zu Mensch nachgewiesen. Doch die Sorge, dass das Virus auf Menschen überspringen könnte, wachse täglich, schrieb der Wissenschaftler Mitte Juni. Mina kritisiert auch das mangelhafte Testen auf H5N1. Die USA hätten die Übertragung schon vor Monaten einschränken können, meint der Forscher in einem weiteren Beitrag. „Haben wir aber nicht.“

Experten fordern, Vogelvirus-Ausbreitung rechtzeitig einzudämmen: „Die Uhr tickt“

Der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, äußerte sich ähnlich besorgt über die ungewöhnlich großen Ausbrüche bei Kühen in den USA. Die Ausbreitung der Vogelgrippe unter Säugetieren könnte entweder „glimpflich ablaufen“, denn das Virus brauche mehrere Schritte zur Anpassung „und vielleicht ist es vorher schon Kontrolle“, erklärte der Experte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am vergangenen Wochenende die möglichen Entwicklungen. Aber die aktuellen Fälle könnten auch „den Anlauf zu einer nächsten Pandemie“ darstellen, so Drosten weiter.

Momentan sei jedoch noch nicht klar, wie häufig sich Menschen infizieren, die mit den Kühen zu tun haben. Um das festzustellen, brauche es eine bessere Dateneinsicht. Die USA müssten nun entschlossen gegen die Ausbreitung vorgehen, meint Drosten: „Mit Quarantäne. Dass man also versucht, die infizierten Bestände zu isolieren; schaut, wo Menschen Kontakt hatten, ob sie Antikörper im Blut haben. Über bestimmte Hygienemaßnahmen nachdenkt. Und auch darüber, Kühe zu impfen.“ Am Dienstag (2. Juli) wurde bekannt, dass der Biotechkonzern Moderna eine Finanzspritze der US-Regierung über 176 Millionen Dollar für die Entwicklung eines Vogelgrippe-Impfstoffs erhält.

Angaben des Robert-Koch-Instituts zufolge gab es in den USA bisher „einzelne H5N1-Infektionsfälle bei Menschen, die engen beruflichen Kontakt zu vermutlich infizierten Milchkühen hatten.“ Die Betroffenen seien „mild erkrankt“ und litten unter anderem an respiratorischen Symptomen und Bindehautentzündungen. Epidemiologe Abraar Karan von der Stanford-Universität betonte indes die Dringlichkeit, rechtzeitig zu handeln. Mit dem Anstieg der saisonalen Grippe steige auch das Risiko einer schlechten Vermischung der Viren. „Die Uhr tickt“, so der Experte auf X.

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