Gletscher-Sturz erschüttert Schweiz: Blatten zittert vor nächster Katastrophe – „Unternehmen können wir wenig“
Ein gewaltiger Gletscherabbruch in der Schweiz sorgt für Verwüstung. Nun droht eine Flutwelle – mehrere Gemeinden bereiten Evakuierungen vor.
Blatten – Im Süden der Schweiz hat ein gewaltiger Gletscherabbruch eine dramatische Kettenreaktion ausgelöst. Am Mittwochnachmittag (28. Mai) brach ein großer Teil des Birchgletschers im Kanton Wallis ab und riss etwa drei Millionen Kubikmeter Eis und Gestein ins Tal. Videos zeigen das Ausmaß der Verwüstung in den Alpen. Hinter den herabgestürzten Massen hat sich der Fluss Lonza aufgestaut und einen künstlichen See gebildet. Experten befürchten, dass das Wasser jedoch bald überlaufen und weitere Gemeinden überfluten könnte, die bis zu 20 Kilometer entfernt liegen. Inzwischen werden deshalb die Bewohner einiger Orte evakuiert.
Nach Gletscherabbruch in Blatten: Evakuierungen in umliegenden Dörfern geplant
Zuvor wurde bereits der Ort Blatten mit seinen 300 Einwohnern evakuiert, jetzt bereiten sich auf die Gemeinden in der Nähe auf eine Räumung ihrer Häuser vor, dazu gehört unter anderem auch die Gemeinte Gampel mit rund 2000 Einwohnern. „Wir fordern die Bewohner auf, persönliche Vorbereitungen zu treffen, um innert möglichst kurzer Zeit die Wohnungen verlassen zu können“, erklären die Gemeinden Steg-Hohtenn und Gampel-Bratsch.
Der erwarteten Flut des Stausees stehen die Gemeinden machtlos gegenüber. „Unternehmen können wir leider wenig, weil die Sicherheitslage vor Ort es nicht zulässt, dass wir mit schweren Maschinen eingreifen können“, zitiert die Berliner Morgenpost Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren des Kantons Wallis.
Dramatischer Bergsturz in der Schweiz: Experten sehen den Klimawandel als Grund
In Blatten selbst sind die durch den Bergsturz zunächst verschonten Häuser inzwischen ebenfalls durch das ansteigende Wasser bedroht oder bereits zerstört worden. Die Gefahr weiterer Murgänge und Flutwellen sorgt weiterhin für eine angespannte Lage. Der Walliser Staatsrat sprach von einem „Worst-Case-Szenario“, bei dem eine Flutwelle des Geröll-Sees bis zum Talboden reichen könnte, sieht dies aber als eher unwahrscheinlich an.
Die Ursache für das Unglück liegt unter anderem im Klimawandel: Die steigenden Temperaturen führen dazu, dass der Permafrost taut und Gletscher instabiler werden. Schweizer Gletscher haben allein in den letzten zwei Jahren etwa 10 Prozent ihrer Masse verloren, was zu einer Zunahme solcher Naturkatastrophen beiträgt. Experten vergleichen die aktuelle Lage mit früheren schweren Bergstürzen wie dem Felsabbruch am Piz Cengalo 2017 im Kanton Graubünden, der ebenfalls erhebliche Zerstörungen verursachte. (kiba/AFP)