Aufruf zur „Jagd auf Migranten“ in beliebtem Urlaubsland – Nach Attacke auf Rentner eskaliert Gewalt
Nach einem Angriff auf einen Rentner eskaliert die Gewalt in Spanien. Rechtsextreme Gruppen rufen zur „Jagd auf Migranten“ auf. Die Polizei meldet Festnahmen.
Torre-Pacheco – In der südspanischen Region Murcia ist es in den vergangenen Tagen wiederholt zu ausländerfeindlichen Krawallen und Auseinandersetzungen gekommen. Die örtlichen Behörden meldeten am Montagabend insgesamt zehn Festnahmen.
Auslöser der Eskalation war ein Angriff auf einen Rentner. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um drei Männer mit nordafrikanischem Migrationshintergrund. Rechtsextreme Gruppierungen hatten darauf in sozialen Medien zu einer Jagd auf Migranten aufgerufen.
Nach Überfall auf Rentner – ausländerfeindliche Krawalle in Spanien
Der Überfall hat sich nach Angaben des Opfers bereits am Mittwoch (9. Juli) in Torre-Pacheco ereignet. Der 68-Jährige berichtete, er sei ohne Grund von drei nordafrikanischen Jugendlichen attackiert worden. Über soziale Medien wurden im Nachgang des Angriffs ein Bild des stark geschwollenen Gesichts des Opfers, sowie ein Video geteilt, dass den Überfall zeigen soll.
Der Vorfall und die auf Social Media geteilten Bilder sorgten für große Empörung in Spanien. Rechtsextreme Gruppen nahmen das Video zum Anlass, sich in den Straßen der 40.000-Einwohner-Stadt zu versammeln, um gezielt Menschen nordafrikanischer Herkunft anzugreifen. Trotz eines großen Aufgebots an Sicherheitskräften kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.
Ausschreitungen in Spanien: Rechtsextreme rufen zur „Jagd auf Migranten“ auf
Die örtlichen Sicherheitsbehörden hatten die Polizeipräsenz in der Kleinstadt stark verstärkt, nachdem Rechtsextreme in den sozialen Medien zur „Jagd auf Migranten“ aufgerufen hatten. Trotzdem kam es auch in der Nacht zum Montag erneut zu Ausschreitungen. Einige Randalierer waren mit Baseballschlägern bewaffnet. Sie bewarfen die Beamten mit Flaschen, Steinen und Molotowcocktails. Zudem setzten sie Müllcontainer in Brand, wie auf verschiedenen Fernsehsendern zu sehen war.
Den Angaben von Bürgermeister Pedro Ángel Roca zufolge komme der Großteil der Randalierer nicht aus Torre Pacheco, sondern sei von außerhalb angereist.
Rentner beim Morgenspaziergang „ohne Grund“ überfallen – Polizei nimmt drei Tatverdächtige fest
Der Rentner, der in spanischen Medien nur bei seinem Vornamen Domingo genannt wird, berichtet im Gespräch mit der Online-Zeitung El Espanol, dass sich der Überfall in den frühen Morgenstunden ereignet haben soll. Während seines morgendlichen Spaziergangs sei er „ohne Grund“ von den drei Jugendlichen angegriffen worden. Der 68-Jährige betonte jedoch, dass das auf Social Media verbreitete Video nicht den Vorfall zeige. Die Person in dem Video sehe ihm lediglich ähnlich.
Die Polizei hat mittlerweile drei Tatverdächtige im Zusammenhang mit dem Angriff festgenommen. Die drei Männer stammen den Angaben zufolge nicht aus Torre-Pacheco. Zwei wurden nahe der Großstadt Murcia gefasst, ein weiterer befand sich auf dem Weg nach Frankreich.
Rechtsextreme randalieren in Spanien gegen Migranten – Polizei meldet sieben Festnahmen
Sieben weitere Personen – ein Marokkaner und sechs Spanier – seien wegen ihrer Beteiligung an den auf den Vorfall folgenden Krawallen festgenommen worden, erklärte eine Regierungsvertreterin am Montag. Ihnen werde „Störung der öffentlichen Ordnung“ und „vorsätzliche Körperverletzung“ vorgeworfen. Die Behörden haben demnach rund 80 Menschen identifiziert, „von denen viele wegen Gewalttaten vorbestraft sind“. Die meisten von ihnen stammen den Angaben zufolge nicht aus Torre-Pacheco.
Die Kleinstadt liegt etwa 30 Kilometer südlich der Regionalhauptstadt Murcia und 200 Kilometer von Valencia entfernt. Die Region an der Costa Calida erfreut sich auch bei Urlaubern großer Beliebtheit und wirbt unter anderem mit einer großen Anzahl an Golfplätzen.
Bürgermeister Roca erklärte im TV-Sender RTVE, rund 30 Prozent der 40.000 Einwohner seiner Stadt seien Migranten, die überwiegend in der Landwirtschaft arbeiten. „Viele dieser Menschen leben seit über 20 Jahren hier, ihre Kinder sind in hier geboren.“ (fdu mit Material von AFP)